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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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Hyposulfit eine grünlichgelbe Farbe haben, an der Oberfläche eine dünne,
kupferige Haut und ein nicht verschwindendes Blau zeigen. Die Flasche
muß immer einen kleinen Ueberschuß an Hyposulfit enthalten, auch muß von
Zeit zu Zeit etwas konzentrierte Indigolösung zugegeben werden, wodurch
man eine kontinuierlich wirkende Küpe von großer Reinheit und ohne irgend
welche Gefahren zur Verfügung hat.

Die Hyposulfitküpe dient sowohl zur Wollenfärberei, wie auch für alle
andern Fasern; sie eignet sich schließlich auch vortrefflich zur Wiedergewinnung
und zur Extraktion von Indigo aus gefärbten Stoffen, Lumpen etc.

Anderweite Küpen. Mit den vorstehend behandelten Küpen sind
dieselben indes noch keineswegs erschöpft; es gibt auch noch anderweite
Methoden zum Ansetzen von Küpen, so mit Urin, mit Fruchtzucker u. dergl.
Doch sind diese Küpen entweder nicht mehr in Gebrauch, oder sie befinden
sich noch nicht in Gebrauch. Nur der Zinnoxydulküpe möge hier noch
Erwähnung geschehen, da dieselbe thatsächliche Vorzüge besitzt. Da ihre
Herstellung eine sehr einfache ist, ihre Reduktionsfähigkeit aber eine sehr
hohe, so verdient dieselbe die Aufmerksamkeit denn doch in höherem Maße,
als ihr bisher zu teil geworden ist. Diese Küpe ist eine Lösung von Zinn-
oxydul in Natronlauge, und kann durch Hinzugießen einer Zinnchlorürlösung
zu einer verdünnten Aetznatronlauge gewonnen werden, so lange das aus-
geschiedene Zinnoxydul sich noch in der Natronlauge wieder löst. Sobald
eine dauernde Trübung eintritt, hört man mit dem Zusatz auf, läßt die
Flüssigkeit sich klären und benutzt die überstehende klare Lösung in gleicher
Weise, wie bei der Hyposulfitlösung. Auf noch einfachere Weise erhält man
die Zinnoxydulküpe durch Kochen von Indigo mit Aetznatron und metalli-
schem Zinn.

Das Färben auf der Küpe. Lose Wolle oder Garne werden in
das Küpennetz gethan und dieses, nachdem zuvor die "Blume" abgeschäumt
ist, in die Küpe hinabgelassen und unter stetem Hantieren eine Zeit hindurch
in der Küpe belassen, doch so, daß sie unter keiner Bedingung den Boden-
satz berühren. Garne können auch auf Stöcken eingehängt werden. Stücke
werden auf Rahmen gespannt und eingetaucht, oder man benutzt dazu die
Sternreifen (Küpensenker).

Der Küpensenker dient dazu, Gewebe in breitem aufgenadeltem Zustand
in Indigoküpe zu färben und besteht im wesentlichen aus 2 Sternreifen mit
6 strahlenförmig vom Mittelpunkt ausgehenden Armen, welche in Abstän-
den von circa 20 mm dicht mit Nadeln besetzt sind. Diese beiden Reifen
führen sich an einem eisernen Mittelstab und sind durch Schraubenspindeln
für verschiedene Entfernungen stellbar.

Die Gewebe werden von innen nach außen aufgenadelt entweder in
einfach breitem oder doubliertem Zustand. Der ganze Apparat wird sodann
an Ketten oder Seilen aufgehangen und in den Küpenbehälter eingesenkt,
worin er je nach Erfordernis der Färbung verbleibt.

Gegenwärtig werden die Küpen für Blaudruck nach Art einer Rollerei
eingerichtet. Diese Küpen sind eine Verbindung von Küpe mit einer Breit-
färbemaschine und in § 28 als Roulette-Küpe ausführlich beschrieben.

Das Obermaiersche System in der Blauerei. Das System
Obermaier bedarf für Blauereizwecke einer Abänderung der Formen des
Apparats, welche Aufgabe auch in glücklicher Weise gelöst ist. Es muß

Hypoſulfit eine grünlichgelbe Farbe haben, an der Oberfläche eine dünne,
kupferige Haut und ein nicht verſchwindendes Blau zeigen. Die Flaſche
muß immer einen kleinen Ueberſchuß an Hypoſulfit enthalten, auch muß von
Zeit zu Zeit etwas konzentrierte Indigolöſung zugegeben werden, wodurch
man eine kontinuierlich wirkende Küpe von großer Reinheit und ohne irgend
welche Gefahren zur Verfügung hat.

Die Hypoſulfitküpe dient ſowohl zur Wollenfärberei, wie auch für alle
andern Faſern; ſie eignet ſich ſchließlich auch vortrefflich zur Wiedergewinnung
und zur Extraktion von Indigo aus gefärbten Stoffen, Lumpen ꝛc.

Anderweite Küpen. Mit den vorſtehend behandelten Küpen ſind
dieſelben indes noch keineswegs erſchöpft; es gibt auch noch anderweite
Methoden zum Anſetzen von Küpen, ſo mit Urin, mit Fruchtzucker u. dergl.
Doch ſind dieſe Küpen entweder nicht mehr in Gebrauch, oder ſie befinden
ſich noch nicht in Gebrauch. Nur der Zinnoxydulküpe möge hier noch
Erwähnung geſchehen, da dieſelbe thatſächliche Vorzüge beſitzt. Da ihre
Herſtellung eine ſehr einfache iſt, ihre Reduktionsfähigkeit aber eine ſehr
hohe, ſo verdient dieſelbe die Aufmerkſamkeit denn doch in höherem Maße,
als ihr bisher zu teil geworden iſt. Dieſe Küpe iſt eine Löſung von Zinn-
oxydul in Natronlauge, und kann durch Hinzugießen einer Zinnchlorürlöſung
zu einer verdünnten Aetznatronlauge gewonnen werden, ſo lange das aus-
geſchiedene Zinnoxydul ſich noch in der Natronlauge wieder löſt. Sobald
eine dauernde Trübung eintritt, hört man mit dem Zuſatz auf, läßt die
Flüſſigkeit ſich klären und benutzt die überſtehende klare Löſung in gleicher
Weiſe, wie bei der Hypoſulfitlöſung. Auf noch einfachere Weiſe erhält man
die Zinnoxydulküpe durch Kochen von Indigo mit Aetznatron und metalli-
ſchem Zinn.

Das Färben auf der Küpe. Loſe Wolle oder Garne werden in
das Küpennetz gethan und dieſes, nachdem zuvor die „Blume“ abgeſchäumt
iſt, in die Küpe hinabgelaſſen und unter ſtetem Hantieren eine Zeit hindurch
in der Küpe belaſſen, doch ſo, daß ſie unter keiner Bedingung den Boden-
ſatz berühren. Garne können auch auf Stöcken eingehängt werden. Stücke
werden auf Rahmen geſpannt und eingetaucht, oder man benutzt dazu die
Sternreifen (Küpenſenker).

Der Küpenſenker dient dazu, Gewebe in breitem aufgenadeltem Zuſtand
in Indigoküpe zu färben und beſteht im weſentlichen aus 2 Sternreifen mit
6 ſtrahlenförmig vom Mittelpunkt ausgehenden Armen, welche in Abſtän-
den von circa 20 mm dicht mit Nadeln beſetzt ſind. Dieſe beiden Reifen
führen ſich an einem eiſernen Mittelſtab und ſind durch Schraubenſpindeln
für verſchiedene Entfernungen ſtellbar.

Die Gewebe werden von innen nach außen aufgenadelt entweder in
einfach breitem oder doubliertem Zuſtand. Der ganze Apparat wird ſodann
an Ketten oder Seilen aufgehangen und in den Küpenbehälter eingeſenkt,
worin er je nach Erfordernis der Färbung verbleibt.

Gegenwärtig werden die Küpen für Blaudruck nach Art einer Rollerei
eingerichtet. Dieſe Küpen ſind eine Verbindung von Küpe mit einer Breit-
färbemaſchine und in § 28 als Roulette-Küpe ausführlich beſchrieben.

Das Obermaierſche Syſtem in der Blauerei. Das Syſtem
Obermaier bedarf für Blauereizwecke einer Abänderung der Formen des
Apparats, welche Aufgabe auch in glücklicher Weiſe gelöſt iſt. Es muß

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[552/0600] Hypoſulfit eine grünlichgelbe Farbe haben, an der Oberfläche eine dünne, kupferige Haut und ein nicht verſchwindendes Blau zeigen. Die Flaſche muß immer einen kleinen Ueberſchuß an Hypoſulfit enthalten, auch muß von Zeit zu Zeit etwas konzentrierte Indigolöſung zugegeben werden, wodurch man eine kontinuierlich wirkende Küpe von großer Reinheit und ohne irgend welche Gefahren zur Verfügung hat. Die Hypoſulfitküpe dient ſowohl zur Wollenfärberei, wie auch für alle andern Faſern; ſie eignet ſich ſchließlich auch vortrefflich zur Wiedergewinnung und zur Extraktion von Indigo aus gefärbten Stoffen, Lumpen ꝛc. Anderweite Küpen. Mit den vorſtehend behandelten Küpen ſind dieſelben indes noch keineswegs erſchöpft; es gibt auch noch anderweite Methoden zum Anſetzen von Küpen, ſo mit Urin, mit Fruchtzucker u. dergl. Doch ſind dieſe Küpen entweder nicht mehr in Gebrauch, oder ſie befinden ſich noch nicht in Gebrauch. Nur der Zinnoxydulküpe möge hier noch Erwähnung geſchehen, da dieſelbe thatſächliche Vorzüge beſitzt. Da ihre Herſtellung eine ſehr einfache iſt, ihre Reduktionsfähigkeit aber eine ſehr hohe, ſo verdient dieſelbe die Aufmerkſamkeit denn doch in höherem Maße, als ihr bisher zu teil geworden iſt. Dieſe Küpe iſt eine Löſung von Zinn- oxydul in Natronlauge, und kann durch Hinzugießen einer Zinnchlorürlöſung zu einer verdünnten Aetznatronlauge gewonnen werden, ſo lange das aus- geſchiedene Zinnoxydul ſich noch in der Natronlauge wieder löſt. Sobald eine dauernde Trübung eintritt, hört man mit dem Zuſatz auf, läßt die Flüſſigkeit ſich klären und benutzt die überſtehende klare Löſung in gleicher Weiſe, wie bei der Hypoſulfitlöſung. Auf noch einfachere Weiſe erhält man die Zinnoxydulküpe durch Kochen von Indigo mit Aetznatron und metalli- ſchem Zinn. Das Färben auf der Küpe. Loſe Wolle oder Garne werden in das Küpennetz gethan und dieſes, nachdem zuvor die „Blume“ abgeſchäumt iſt, in die Küpe hinabgelaſſen und unter ſtetem Hantieren eine Zeit hindurch in der Küpe belaſſen, doch ſo, daß ſie unter keiner Bedingung den Boden- ſatz berühren. Garne können auch auf Stöcken eingehängt werden. Stücke werden auf Rahmen geſpannt und eingetaucht, oder man benutzt dazu die Sternreifen (Küpenſenker). Der Küpenſenker dient dazu, Gewebe in breitem aufgenadeltem Zuſtand in Indigoküpe zu färben und beſteht im weſentlichen aus 2 Sternreifen mit 6 ſtrahlenförmig vom Mittelpunkt ausgehenden Armen, welche in Abſtän- den von circa 20 mm dicht mit Nadeln beſetzt ſind. Dieſe beiden Reifen führen ſich an einem eiſernen Mittelſtab und ſind durch Schraubenſpindeln für verſchiedene Entfernungen ſtellbar. Die Gewebe werden von innen nach außen aufgenadelt entweder in einfach breitem oder doubliertem Zuſtand. Der ganze Apparat wird ſodann an Ketten oder Seilen aufgehangen und in den Küpenbehälter eingeſenkt, worin er je nach Erfordernis der Färbung verbleibt. Gegenwärtig werden die Küpen für Blaudruck nach Art einer Rollerei eingerichtet. Dieſe Küpen ſind eine Verbindung von Küpe mit einer Breit- färbemaſchine und in § 28 als Roulette-Küpe ausführlich beſchrieben. Das Obermaierſche Syſtem in der Blauerei. Das Syſtem Obermaier bedarf für Blauereizwecke einer Abänderung der Formen des Apparats, welche Aufgabe auch in glücklicher Weiſe gelöſt iſt. Es muß

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/600>, abgerufen am 22.11.2024.