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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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[Tabelle]

Aus diesen wesentlich voneinander abweichenden Zahlenangaben ersieht
man wohl am besten das lediglich Empirische an allen diesen Vorschriften.

Das Ansetzen erfolgt ähnlich wie bei der Waidküpe. Man füllt die
Küpe mit der entsprechenden Menge Wasser, erwärmt dasselbe auf 50° R.
und thut nun die Soda, (und event. Krapp und Syrup), den Indigo und
die Kleie hinein, zuletzt den Kalk, rührt Alles gut durcheinander, er-
wärmt erneut auf 65° R. und überläßt sie sich selber, bis sie "angekommen"
ist. -- Abweichend hiervon empfiehlt Hummel, die Kleie 2 bis 3 Stunden
mit dem Wasser zu kochen, die Flüssigkeit dann auf 35 bis 40° R. abzukühlen,
dann die übrigen Bestandteile zuzufügen und das Ganze nach tüchtigem
Durchrühren 2 bis 3 Tage der Gärung zu überlassen. Die Umwandlung
des Indigos in Indigweiß erfolgt hier unter ganz ähnlichen Erscheinungen wie
bei der Waidküpe; die Gärung ist jedoch eine langsamere und minder leb-
hafte. Das "Schärfen" geschieht in diesem Falle mit Kalk und Soda.
Sobald die Küpenlauge eine goldgelbe Farbe angenommen hat, ist die Küpe
zum Färben fertig. Das regelmäßige Verwärmen geschieht mit Indigo,
Kalk und Soda.

Die Bildung von Indigweiß wird auch bei der Sodaküpe durch mittels
Gärung erzeugten Wasserstoff bewirkt. Die Gärung einer Sodaküpe ist
jedoch eine ruhigere, regelmäßigere und daher leichter zu kontrollierende und
zu handhabendere. Die Sodaküpe kann gleichfalls mehrere Monate nach-
einander in Betrieb gehalten werden, etwa 4 bis 41/2 Monate (Delmart).
Sie wird in der Wollfärberei vielfach angewendet, und ist in Deutschland
vielfach in Gebrauch, daher sie auch als deutsche Küpe bezeichnet wird.
Sie liefert durchgehends reinere, lebhaftere und feurigere Töne als die Waid-
küpe, was in der reineren Beschaffenheit des Gärungserregers seinen Grund
hat. Sie sollte thätsächlich in keiner Färberei fehlen, wo man mit warmen
Küpen zu arbeiten genötigt ist.

Die Pottaschenküpe steht gewissermaßen in der Mitte zwischen
Waid- und Sodaküpe, insofern, als hier der Waid zwar fehlt, der Krapp
als Gärungsmittel neben der Kleie aber beibehalten ist. Der Ansatz be-
steht nach:

[Tabelle]

Man verfährt zum Ansetzen der Küpe ganz wie bei der Sodaküpe,
indem man das Küpengefäß zu 3/4 mit Wasser von 50 bis 55° füllt,
Kleie und Krapp hineingibt und 3 bis 4 Stunden auf einer der Siedehitze
nahen Temperatur erhält; darauf läßt man bis auf 30 bis 32° erkalten,

[Tabelle]

Aus dieſen weſentlich voneinander abweichenden Zahlenangaben erſieht
man wohl am beſten das lediglich Empiriſche an allen dieſen Vorſchriften.

Das Anſetzen erfolgt ähnlich wie bei der Waidküpe. Man füllt die
Küpe mit der entſprechenden Menge Waſſer, erwärmt dasſelbe auf 50° R.
und thut nun die Soda, (und event. Krapp und Syrup), den Indigo und
die Kleie hinein, zuletzt den Kalk, rührt Alles gut durcheinander, er-
wärmt erneut auf 65° R. und überläßt ſie ſich ſelber, bis ſie „angekommen“
iſt. — Abweichend hiervon empfiehlt Hummel, die Kleie 2 bis 3 Stunden
mit dem Waſſer zu kochen, die Flüſſigkeit dann auf 35 bis 40° R. abzukühlen,
dann die übrigen Beſtandteile zuzufügen und das Ganze nach tüchtigem
Durchrühren 2 bis 3 Tage der Gärung zu überlaſſen. Die Umwandlung
des Indigos in Indigweiß erfolgt hier unter ganz ähnlichen Erſcheinungen wie
bei der Waidküpe; die Gärung iſt jedoch eine langſamere und minder leb-
hafte. Das „Schärfen“ geſchieht in dieſem Falle mit Kalk und Soda.
Sobald die Küpenlauge eine goldgelbe Farbe angenommen hat, iſt die Küpe
zum Färben fertig. Das regelmäßige Verwärmen geſchieht mit Indigo,
Kalk und Soda.

Die Bildung von Indigweiß wird auch bei der Sodaküpe durch mittels
Gärung erzeugten Waſſerſtoff bewirkt. Die Gärung einer Sodaküpe iſt
jedoch eine ruhigere, regelmäßigere und daher leichter zu kontrollierende und
zu handhabendere. Die Sodaküpe kann gleichfalls mehrere Monate nach-
einander in Betrieb gehalten werden, etwa 4 bis 4½ Monate (Delmart).
Sie wird in der Wollfärberei vielfach angewendet, und iſt in Deutſchland
vielfach in Gebrauch, daher ſie auch als deutſche Küpe bezeichnet wird.
Sie liefert durchgehends reinere, lebhaftere und feurigere Töne als die Waid-
küpe, was in der reineren Beſchaffenheit des Gärungserregers ſeinen Grund
hat. Sie ſollte thätſächlich in keiner Färberei fehlen, wo man mit warmen
Küpen zu arbeiten genötigt iſt.

Die Pottaſchenküpe ſteht gewiſſermaßen in der Mitte zwiſchen
Waid- und Sodaküpe, inſofern, als hier der Waid zwar fehlt, der Krapp
als Gärungsmittel neben der Kleie aber beibehalten iſt. Der Anſatz be-
ſteht nach:

[Tabelle]

Man verfährt zum Anſetzen der Küpe ganz wie bei der Sodaküpe,
indem man das Küpengefäß zu ¾ mit Waſſer von 50 bis 55° füllt,
Kleie und Krapp hineingibt und 3 bis 4 Stunden auf einer der Siedehitze
nahen Temperatur erhält; darauf läßt man bis auf 30 bis 32° erkalten,

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[543/0591] Aus dieſen weſentlich voneinander abweichenden Zahlenangaben erſieht man wohl am beſten das lediglich Empiriſche an allen dieſen Vorſchriften. Das Anſetzen erfolgt ähnlich wie bei der Waidküpe. Man füllt die Küpe mit der entſprechenden Menge Waſſer, erwärmt dasſelbe auf 50° R. und thut nun die Soda, (und event. Krapp und Syrup), den Indigo und die Kleie hinein, zuletzt den Kalk, rührt Alles gut durcheinander, er- wärmt erneut auf 65° R. und überläßt ſie ſich ſelber, bis ſie „angekommen“ iſt. — Abweichend hiervon empfiehlt Hummel, die Kleie 2 bis 3 Stunden mit dem Waſſer zu kochen, die Flüſſigkeit dann auf 35 bis 40° R. abzukühlen, dann die übrigen Beſtandteile zuzufügen und das Ganze nach tüchtigem Durchrühren 2 bis 3 Tage der Gärung zu überlaſſen. Die Umwandlung des Indigos in Indigweiß erfolgt hier unter ganz ähnlichen Erſcheinungen wie bei der Waidküpe; die Gärung iſt jedoch eine langſamere und minder leb- hafte. Das „Schärfen“ geſchieht in dieſem Falle mit Kalk und Soda. Sobald die Küpenlauge eine goldgelbe Farbe angenommen hat, iſt die Küpe zum Färben fertig. Das regelmäßige Verwärmen geſchieht mit Indigo, Kalk und Soda. Die Bildung von Indigweiß wird auch bei der Sodaküpe durch mittels Gärung erzeugten Waſſerſtoff bewirkt. Die Gärung einer Sodaküpe iſt jedoch eine ruhigere, regelmäßigere und daher leichter zu kontrollierende und zu handhabendere. Die Sodaküpe kann gleichfalls mehrere Monate nach- einander in Betrieb gehalten werden, etwa 4 bis 4½ Monate (Delmart). Sie wird in der Wollfärberei vielfach angewendet, und iſt in Deutſchland vielfach in Gebrauch, daher ſie auch als deutſche Küpe bezeichnet wird. Sie liefert durchgehends reinere, lebhaftere und feurigere Töne als die Waid- küpe, was in der reineren Beſchaffenheit des Gärungserregers ſeinen Grund hat. Sie ſollte thätſächlich in keiner Färberei fehlen, wo man mit warmen Küpen zu arbeiten genötigt iſt. Die Pottaſchenküpe ſteht gewiſſermaßen in der Mitte zwiſchen Waid- und Sodaküpe, inſofern, als hier der Waid zwar fehlt, der Krapp als Gärungsmittel neben der Kleie aber beibehalten iſt. Der Anſatz be- ſteht nach: Man verfährt zum Anſetzen der Küpe ganz wie bei der Sodaküpe, indem man das Küpengefäß zu ¾ mit Waſſer von 50 bis 55° füllt, Kleie und Krapp hineingibt und 3 bis 4 Stunden auf einer der Siedehitze nahen Temperatur erhält; darauf läßt man bis auf 30 bis 32° erkalten,

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/591>, abgerufen am 22.11.2024.