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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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beginnt die Wolle sich zu zersetzen und entwickelt ammoniakalisch riechende
Dämpfe.

Formen, in denen die Wolle zum Färben gelangt. Die Wolle
gelangt nicht selten in der oben beschriebenen Form als lose Wolle zum
Färben, besonders dann, wenn sie als Streichgarn zu wollfarbigen Tuchen
verarbeitet werden soll. Auch für Kammgarnstoffe werden in neuerer Zeit
"wollfarbige Stoffe" beliebt und müssen daher also gleichfalls vor ihrer
Verarbeitung zu Kammgarn gefärbt werden. Die Form, in welcher der
Färber diese Ware erhält, ist der Kammzug, ein Fabrikat, welches in der
Mitte steht zwischen loser Wolle und dem daraus bereiteten Kammgarn;
es ist das schmale lange Wollvließ in seiner glatten, gestreckten Lage und in
der ihm vom Kämmer gegebenen Form der Bobine. Handelt es sich da-
gegen nicht um "wollfarbige" Stücke, so wird die Wolle in Form loser un-
gefärbter Wolle oder von Kammzug (Kämmlingen) zuvor weiter verarbeitet.

Lose Wolle wird durch die Operation des Wolfens, Einfettens, Krem-
pelns (Streichens), Spinnens und Haspelns zu Streichgarn*) verar-
beitet, welches wieder als Schußgarn oder Kettengarn gesponnen wird.
Alle diese Operationen gehören lediglich in das Gebiet der Spinnerei;
der praktische Färber wird sich niemals damit zu beschäftigen haben, so daß
die Beschreibung dieser Arbeiten hier überflüssig erscheint **). -- In gleicher
Weise, wie aus loser Wolle das Streichgarn, wird aus Kammzug das
Kammgarn gesponnen, welches wieder in eigentliches Kammgarn und Halb-
kammgarn unterschieden wird. Die Wollgarne, sowohl Streichgarn als
Kammgarn, gehören zu den am häufigsten vorkommenden Objekten der
Färberei.

Die letzte Form, in welcher Wolle dem Färber unter die Hände kommt,
sind Gewebe und Gespinnste aus Streichgarn -- Tuche ***) -- oder aus
Kammgarn -- Kammgarnstoffe. Die dazu nötigen Operationen des
Verwebens von Kettengarn und Schußgarn, des Noppens, Waschens, Wal-
kens (das noch nicht gewalkte Tuch heißt Loden), Rauhens und Scheerens
Dekatierens, Bürstens und Pressens gehören speziell in das Gebiet der
Weberei. Einige dieser Operationen kommen aber auch in der Färberei,
speziell der Kleiderfärberei, zur Verwendung, und werden an der geeigneten
Stelle ausführlich beschrieben werden.

Die Zahl der Wollengewebe in Form von Tuchen oder Kammgarn-
stoffen ist sehr groß. Von Streichwollzeugen unterscheidet man: ge-
wöhnliches Tuch, geköpertes Tuch, Buckskin, Kaschmir (Kasimir), Fries,
Molton, Kotzen, Ratin, Lama, Flanell, Düffel, Kirsey.

*) Die Feinheit des Garnes (die Garnnummer) bestimmt man nach den Be-
schlüssen des jüngst abgehaltenen Kongresses zu Turin, die eine internationale ge-
worden und wird ausgedrückt durch die Zahl, welche angibt, wie oft die Garn-
einheit
von 1000 m ihrem Gewichte nach in 1 kg enthalten ist.
**) Nur bei der Landarbeit wird noch ausnahmsweise von Färbern im kleinen
Maßstabe mittels Handarbeit Wolle zu Wollgarn versponnen.
***) D. h. mehr oder minder verfilzte Gewebe.

beginnt die Wolle ſich zu zerſetzen und entwickelt ammoniakaliſch riechende
Dämpfe.

Formen, in denen die Wolle zum Färben gelangt. Die Wolle
gelangt nicht ſelten in der oben beſchriebenen Form als loſe Wolle zum
Färben, beſonders dann, wenn ſie als Streichgarn zu wollfarbigen Tuchen
verarbeitet werden ſoll. Auch für Kammgarnſtoffe werden in neuerer Zeit
„wollfarbige Stoffe“ beliebt und müſſen daher alſo gleichfalls vor ihrer
Verarbeitung zu Kammgarn gefärbt werden. Die Form, in welcher der
Färber dieſe Ware erhält, iſt der Kammzug, ein Fabrikat, welches in der
Mitte ſteht zwiſchen loſer Wolle und dem daraus bereiteten Kammgarn;
es iſt das ſchmale lange Wollvließ in ſeiner glatten, geſtreckten Lage und in
der ihm vom Kämmer gegebenen Form der Bobine. Handelt es ſich da-
gegen nicht um „wollfarbige“ Stücke, ſo wird die Wolle in Form loſer un-
gefärbter Wolle oder von Kammzug (Kämmlingen) zuvor weiter verarbeitet.

Loſe Wolle wird durch die Operation des Wolfens, Einfettens, Krem-
pelns (Streichens), Spinnens und Haſpelns zu Streichgarn*) verar-
beitet, welches wieder als Schußgarn oder Kettengarn geſponnen wird.
Alle dieſe Operationen gehören lediglich in das Gebiet der Spinnerei;
der praktiſche Färber wird ſich niemals damit zu beſchäftigen haben, ſo daß
die Beſchreibung dieſer Arbeiten hier überflüſſig erſcheint **). — In gleicher
Weiſe, wie aus loſer Wolle das Streichgarn, wird aus Kammzug das
Kammgarn geſponnen, welches wieder in eigentliches Kammgarn und Halb-
kammgarn unterſchieden wird. Die Wollgarne, ſowohl Streichgarn als
Kammgarn, gehören zu den am häufigſten vorkommenden Objekten der
Färberei.

Die letzte Form, in welcher Wolle dem Färber unter die Hände kommt,
ſind Gewebe und Geſpinnſte aus Streichgarn — Tuche ***) — oder aus
Kammgarn — Kammgarnſtoffe. Die dazu nötigen Operationen des
Verwebens von Kettengarn und Schußgarn, des Noppens, Waſchens, Wal-
kens (das noch nicht gewalkte Tuch heißt Loden), Rauhens und Scheerens
Dekatierens, Bürſtens und Preſſens gehören ſpeziell in das Gebiet der
Weberei. Einige dieſer Operationen kommen aber auch in der Färberei,
ſpeziell der Kleiderfärberei, zur Verwendung, und werden an der geeigneten
Stelle ausführlich beſchrieben werden.

Die Zahl der Wollengewebe in Form von Tuchen oder Kammgarn-
ſtoffen iſt ſehr groß. Von Streichwollzeugen unterſcheidet man: ge-
wöhnliches Tuch, geköpertes Tuch, Buckskin, Kaſchmir (Kaſimir), Fries,
Molton, Kotzen, Ratin, Lama, Flanell, Düffel, Kirſey.

*) Die Feinheit des Garnes (die Garnnummer) beſtimmt man nach den Be-
ſchlüſſen des jüngſt abgehaltenen Kongreſſes zu Turin, die eine internationale ge-
worden und wird ausgedrückt durch die Zahl, welche angibt, wie oft die Garn-
einheit
von 1000 m ihrem Gewichte nach in 1 kg enthalten iſt.
**) Nur bei der Landarbeit wird noch ausnahmsweiſe von Färbern im kleinen
Maßſtabe mittels Handarbeit Wolle zu Wollgarn verſponnen.
***) D. h. mehr oder minder verfilzte Gewebe.
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[25/0051] beginnt die Wolle ſich zu zerſetzen und entwickelt ammoniakaliſch riechende Dämpfe. Formen, in denen die Wolle zum Färben gelangt. Die Wolle gelangt nicht ſelten in der oben beſchriebenen Form als loſe Wolle zum Färben, beſonders dann, wenn ſie als Streichgarn zu wollfarbigen Tuchen verarbeitet werden ſoll. Auch für Kammgarnſtoffe werden in neuerer Zeit „wollfarbige Stoffe“ beliebt und müſſen daher alſo gleichfalls vor ihrer Verarbeitung zu Kammgarn gefärbt werden. Die Form, in welcher der Färber dieſe Ware erhält, iſt der Kammzug, ein Fabrikat, welches in der Mitte ſteht zwiſchen loſer Wolle und dem daraus bereiteten Kammgarn; es iſt das ſchmale lange Wollvließ in ſeiner glatten, geſtreckten Lage und in der ihm vom Kämmer gegebenen Form der Bobine. Handelt es ſich da- gegen nicht um „wollfarbige“ Stücke, ſo wird die Wolle in Form loſer un- gefärbter Wolle oder von Kammzug (Kämmlingen) zuvor weiter verarbeitet. Loſe Wolle wird durch die Operation des Wolfens, Einfettens, Krem- pelns (Streichens), Spinnens und Haſpelns zu Streichgarn *) verar- beitet, welches wieder als Schußgarn oder Kettengarn geſponnen wird. Alle dieſe Operationen gehören lediglich in das Gebiet der Spinnerei; der praktiſche Färber wird ſich niemals damit zu beſchäftigen haben, ſo daß die Beſchreibung dieſer Arbeiten hier überflüſſig erſcheint **). — In gleicher Weiſe, wie aus loſer Wolle das Streichgarn, wird aus Kammzug das Kammgarn geſponnen, welches wieder in eigentliches Kammgarn und Halb- kammgarn unterſchieden wird. Die Wollgarne, ſowohl Streichgarn als Kammgarn, gehören zu den am häufigſten vorkommenden Objekten der Färberei. Die letzte Form, in welcher Wolle dem Färber unter die Hände kommt, ſind Gewebe und Geſpinnſte aus Streichgarn — Tuche ***) — oder aus Kammgarn — Kammgarnſtoffe. Die dazu nötigen Operationen des Verwebens von Kettengarn und Schußgarn, des Noppens, Waſchens, Wal- kens (das noch nicht gewalkte Tuch heißt Loden), Rauhens und Scheerens Dekatierens, Bürſtens und Preſſens gehören ſpeziell in das Gebiet der Weberei. Einige dieſer Operationen kommen aber auch in der Färberei, ſpeziell der Kleiderfärberei, zur Verwendung, und werden an der geeigneten Stelle ausführlich beſchrieben werden. Die Zahl der Wollengewebe in Form von Tuchen oder Kammgarn- ſtoffen iſt ſehr groß. Von Streichwollzeugen unterſcheidet man: ge- wöhnliches Tuch, geköpertes Tuch, Buckskin, Kaſchmir (Kaſimir), Fries, Molton, Kotzen, Ratin, Lama, Flanell, Düffel, Kirſey. *) Die Feinheit des Garnes (die Garnnummer) beſtimmt man nach den Be- ſchlüſſen des jüngſt abgehaltenen Kongreſſes zu Turin, die eine internationale ge- worden und wird ausgedrückt durch die Zahl, welche angibt, wie oft die Garn- einheit von 1000 m ihrem Gewichte nach in 1 kg enthalten iſt. **) Nur bei der Landarbeit wird noch ausnahmsweiſe von Färbern im kleinen Maßſtabe mittels Handarbeit Wolle zu Wollgarn verſponnen. ***) D. h. mehr oder minder verfilzte Gewebe.

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/51>, abgerufen am 24.11.2024.