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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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besitzen, werden direkt als Lüsterwollen bezeichnet. Auch die Länge der
Wollfaser ist vielfach maßgebend für die Wertbestimmung, da die längeren,
weniger gekräuselten, glänzenden Wollen für Kammgarn verarbeitet werden,
während die kürzeren feineren Wollen in der Streichgarnspinnerei und
-Weberei Verwendung finden. Einen weiteren Maßstab gibt die Helligkeit
der Farbe; weiße Wollen sind natürlich wertvoller, als gefärbte. Endlich
ist die Reinheit der Wolle und die Leichtigkeit, mit der sich dieselbe färben
läßt, von Einfluß auf den Handelswert.

Chemische Zusammensetzung. Die Wollfasern, d. h. die entschweißte
und gewaschene Wolle, bestehen durchgehends aus der gleichen Substanz, wie
das Horn und die Federn und Haare, welche als Hornsubstanz oder
Keratin bezeichnet wird. Sie kennzeichnet sich vor allem beim Verbren-
nen durch den eigentümlich unangenehmen Geruch nach verbranntem Horn.
Die durchschnittliche Zusammensetzung beträgt:

[Tabelle]

Der Wert dieser Zahlenangaben ist jedoch ein ziemlich problematischer,
und die abweichenden Resultate können durchaus nicht überraschen. -- Ueber
die Rolle, welche der Schwefel in der Hornsubstanz spielt, ist etwas Zuver-
lässiges noch nicht bekannt. Durch die Untersuchungen Grothes *) ist je-
doch festgestellt, daß alle Wollen Schwefel enthalten, und daß, wenn man
auch einen Teil derselben der Wolle durch geeignete Lösungsmittel zu ent-
ziehen vermag, doch der Rest ohne. Zerstörung der Hornsubstanz nicht erhal-
ten werden kann. Es darf also wohl angenommen werden, daß der Schwefel
kein zufälliger Bestandteil der Wollfaser ist, zumal durch v. Bibra und
durch Mulder **) nachgewiesen ist, daß auch alle Haare, Nägel, Klauen,
Hufe, Hörner, Fischbein, Schildpatt u. s. w. Schwefel enthalten. Der
Schwefelgehalt ist bei den verschiedenen Wollen ein verschiedener; nach
Grothe enthält:

Haidschnuckenwolle .. 3,0 -- 3,4 Prozent Schwefel,
Englische Wolle ... 2,0 -- 2,5 " "
Weiße Alpacowolle .. 2,6 -- 3,1 " "
Vicunnawolle .... 1,3 -- 1,9 " "
Streichwolle .... 2,4 -- 2,7 " "
Kammwolle .... 1,6 -- 1,8 " "

Nächst dem Schwefel ist noch der Kieselsäuregehalt der Wolle,
welcher beim Verbrennen des Haares sich in der Asche vorfindet, erwähnens-
wert. Nach Gorup-Besanez***) gibt Schafwolle 3,03 Prozent Asche,
wovon 0,29 Prozent auf Kieselsäure entfallen; die übrigen 2,74 entfallen

*) Gorup-Besanez, Physiologische Chemie.
**) Ebendaselbst.
***) Ebendaselbst.

beſitzen, werden direkt als Lüſterwollen bezeichnet. Auch die Länge der
Wollfaſer iſt vielfach maßgebend für die Wertbeſtimmung, da die längeren,
weniger gekräuſelten, glänzenden Wollen für Kammgarn verarbeitet werden,
während die kürzeren feineren Wollen in der Streichgarnſpinnerei und
-Weberei Verwendung finden. Einen weiteren Maßſtab gibt die Helligkeit
der Farbe; weiße Wollen ſind natürlich wertvoller, als gefärbte. Endlich
iſt die Reinheit der Wolle und die Leichtigkeit, mit der ſich dieſelbe färben
läßt, von Einfluß auf den Handelswert.

Chemiſche Zuſammenſetzung. Die Wollfaſern, d. h. die entſchweißte
und gewaſchene Wolle, beſtehen durchgehends aus der gleichen Subſtanz, wie
das Horn und die Federn und Haare, welche als Hornſubſtanz oder
Keratin bezeichnet wird. Sie kennzeichnet ſich vor allem beim Verbren-
nen durch den eigentümlich unangenehmen Geruch nach verbranntem Horn.
Die durchſchnittliche Zuſammenſetzung beträgt:

[Tabelle]

Der Wert dieſer Zahlenangaben iſt jedoch ein ziemlich problematiſcher,
und die abweichenden Reſultate können durchaus nicht überraſchen. — Ueber
die Rolle, welche der Schwefel in der Hornſubſtanz ſpielt, iſt etwas Zuver-
läſſiges noch nicht bekannt. Durch die Unterſuchungen Grothes *) iſt je-
doch feſtgeſtellt, daß alle Wollen Schwefel enthalten, und daß, wenn man
auch einen Teil derſelben der Wolle durch geeignete Löſungsmittel zu ent-
ziehen vermag, doch der Reſt ohne. Zerſtörung der Hornſubſtanz nicht erhal-
ten werden kann. Es darf alſo wohl angenommen werden, daß der Schwefel
kein zufälliger Beſtandteil der Wollfaſer iſt, zumal durch v. Bibra und
durch Mulder **) nachgewieſen iſt, daß auch alle Haare, Nägel, Klauen,
Hufe, Hörner, Fiſchbein, Schildpatt u. ſ. w. Schwefel enthalten. Der
Schwefelgehalt iſt bei den verſchiedenen Wollen ein verſchiedener; nach
Grothe enthält:

Haidſchnuckenwolle .. 3,0 — 3,4 Prozent Schwefel,
Engliſche Wolle ... 2,0 — 2,5 „ „
Weiße Alpacowolle .. 2,6 — 3,1 „ „
Vicunnawolle .... 1,3 — 1,9 „ „
Streichwolle .... 2,4 — 2,7 „ „
Kammwolle .... 1,6 — 1,8 „ „

Nächſt dem Schwefel iſt noch der Kieſelſäuregehalt der Wolle,
welcher beim Verbrennen des Haares ſich in der Aſche vorfindet, erwähnens-
wert. Nach Gorup-Beſanez***) gibt Schafwolle 3,03 Prozent Aſche,
wovon 0,29 Prozent auf Kieſelſäure entfallen; die übrigen 2,74 entfallen

*) Gorup-Beſanez, Phyſiologiſche Chemie.
**) Ebendaſelbſt.
***) Ebendaſelbſt.
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[23/0049] beſitzen, werden direkt als Lüſterwollen bezeichnet. Auch die Länge der Wollfaſer iſt vielfach maßgebend für die Wertbeſtimmung, da die längeren, weniger gekräuſelten, glänzenden Wollen für Kammgarn verarbeitet werden, während die kürzeren feineren Wollen in der Streichgarnſpinnerei und -Weberei Verwendung finden. Einen weiteren Maßſtab gibt die Helligkeit der Farbe; weiße Wollen ſind natürlich wertvoller, als gefärbte. Endlich iſt die Reinheit der Wolle und die Leichtigkeit, mit der ſich dieſelbe färben läßt, von Einfluß auf den Handelswert. Chemiſche Zuſammenſetzung. Die Wollfaſern, d. h. die entſchweißte und gewaſchene Wolle, beſtehen durchgehends aus der gleichen Subſtanz, wie das Horn und die Federn und Haare, welche als Hornſubſtanz oder Keratin bezeichnet wird. Sie kennzeichnet ſich vor allem beim Verbren- nen durch den eigentümlich unangenehmen Geruch nach verbranntem Horn. Die durchſchnittliche Zuſammenſetzung beträgt: Der Wert dieſer Zahlenangaben iſt jedoch ein ziemlich problematiſcher, und die abweichenden Reſultate können durchaus nicht überraſchen. — Ueber die Rolle, welche der Schwefel in der Hornſubſtanz ſpielt, iſt etwas Zuver- läſſiges noch nicht bekannt. Durch die Unterſuchungen Grothes *) iſt je- doch feſtgeſtellt, daß alle Wollen Schwefel enthalten, und daß, wenn man auch einen Teil derſelben der Wolle durch geeignete Löſungsmittel zu ent- ziehen vermag, doch der Reſt ohne. Zerſtörung der Hornſubſtanz nicht erhal- ten werden kann. Es darf alſo wohl angenommen werden, daß der Schwefel kein zufälliger Beſtandteil der Wollfaſer iſt, zumal durch v. Bibra und durch Mulder **) nachgewieſen iſt, daß auch alle Haare, Nägel, Klauen, Hufe, Hörner, Fiſchbein, Schildpatt u. ſ. w. Schwefel enthalten. Der Schwefelgehalt iſt bei den verſchiedenen Wollen ein verſchiedener; nach Grothe enthält: Haidſchnuckenwolle .. 3,0 — 3,4 Prozent Schwefel, Engliſche Wolle ... 2,0 — 2,5 „ „ Weiße Alpacowolle .. 2,6 — 3,1 „ „ Vicunnawolle .... 1,3 — 1,9 „ „ Streichwolle .... 2,4 — 2,7 „ „ Kammwolle .... 1,6 — 1,8 „ „ Nächſt dem Schwefel iſt noch der Kieſelſäuregehalt der Wolle, welcher beim Verbrennen des Haares ſich in der Aſche vorfindet, erwähnens- wert. Nach Gorup-Beſanez ***) gibt Schafwolle 3,03 Prozent Aſche, wovon 0,29 Prozent auf Kieſelſäure entfallen; die übrigen 2,74 entfallen *) Gorup-Beſanez, Phyſiologiſche Chemie. **) Ebendaſelbſt. ***) Ebendaſelbſt.

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/49>, abgerufen am 23.11.2024.