Appretur- und Cylindertrockenmaschine mit Schneckenantrieb.
§ 32. Die Vollendungsarbeiten der Färberei.
Eine Ware, welche alle bisher beschriebenen Operationen durchgemacht hat, sieht -- vom Farbenton völlig abgesehen -- gewöhnlich "matt" oder "stumpf" aus. Ueberdies zeigen die Gewebe außer einem wenig schönen Ansehen auch eine gewisse Schlaffheit und nicht die gehörige Festigkeit und Dichtigkeit. Alle jene Arbeiten nun, welche als Vollendungsarbeiten bezeich- net werden, bezwecken einzig und allein, der Ware äußerlich ein schöneres, gefälligeres Ansehen, Glanz, einen gewissen Grad von Steifheit und jene eigen- tümliche Oberflächengestaltung zu geben, welche man "Griff" nennt. Die Gesamt- heit dieser Arbeiten wird als Appretur bezeichnet. Die Mittel und Wege, das zu erreichen, sind sehr verschiedener Art; auch chemische Stoffe kommen dabei zur Verwendung; die Methoden sind jedoch keine chemischen, sondern die chemischen Körper werden nur, entweder für sich, oder in Gemeinschaft mit andern, den Ware umechanisch imprägniert, was man als Füllen oder Beschweren bezeichnet. In vielen Fällen wird der Zweck auch ohne Zuhilfe- nahme chemischer Stoffe, lediglich durch Maschinen, bewirkt. Zu den Appre- turarbeiten, welche in Färbereien vorkommen, gehören: das Dekatieren, Dämpfen, Füllen, Sprengen, Stärken, Gummieren, Plätten, Pressen, Mangeln, Lüstrieren, Moirieren, Kalandrieren, Ausbreiten, Spannen, Falten und Legen.
Diejenige Appreturarbeit, welche eigentlich als Vorbereitungsarbeit zur Appretur betrachtet werden muß, ist die Zubereitung der Appretur- massen, oder das Appretkochen. Die zur Appreturmasse nötigen chemischen Stoffe werden Appreturmittel oder Schlichtemittel genannt. Die daraus hergestellte fertige Masse heißt Appreturmasse oder Schlichte- präparat. Eines der allgemeinsten Appreturmittel, welches fast in keinem Schlichtepräparat fehlt, ist die Stärke; sie bildet gewissermaßen die Grund- lage einer jeden Schlichte. Deshalb müssen die Appreturmassen durch
[Abbildung]
Fig. 131.
Appretur- und Cylindertrockenmaſchine mit Schneckenantrieb.
§ 32. Die Vollendungsarbeiten der Färberei.
Eine Ware, welche alle bisher beſchriebenen Operationen durchgemacht hat, ſieht — vom Farbenton völlig abgeſehen — gewöhnlich „matt“ oder „ſtumpf“ aus. Ueberdies zeigen die Gewebe außer einem wenig ſchönen Anſehen auch eine gewiſſe Schlaffheit und nicht die gehörige Feſtigkeit und Dichtigkeit. Alle jene Arbeiten nun, welche als Vollendungsarbeiten bezeich- net werden, bezwecken einzig und allein, der Ware äußerlich ein ſchöneres, gefälligeres Anſehen, Glanz, einen gewiſſen Grad von Steifheit und jene eigen- tümliche Oberflächengeſtaltung zu geben, welche man „Griff“ nennt. Die Geſamt- heit dieſer Arbeiten wird als Appretur bezeichnet. Die Mittel und Wege, das zu erreichen, ſind ſehr verſchiedener Art; auch chemiſche Stoffe kommen dabei zur Verwendung; die Methoden ſind jedoch keine chemiſchen, ſondern die chemiſchen Körper werden nur, entweder für ſich, oder in Gemeinſchaft mit andern, den Ware umechaniſch imprägniert, was man als Füllen oder Beſchweren bezeichnet. In vielen Fällen wird der Zweck auch ohne Zuhilfe- nahme chemiſcher Stoffe, lediglich durch Maſchinen, bewirkt. Zu den Appre- turarbeiten, welche in Färbereien vorkommen, gehören: das Dekatieren, Dämpfen, Füllen, Sprengen, Stärken, Gummieren, Plätten, Preſſen, Mangeln, Lüſtrieren, Moirieren, Kalandrieren, Ausbreiten, Spannen, Falten und Legen.
Diejenige Appreturarbeit, welche eigentlich als Vorbereitungsarbeit zur Appretur betrachtet werden muß, iſt die Zubereitung der Appretur- maſſen, oder das Appretkochen. Die zur Appreturmaſſe nötigen chemiſchen Stoffe werden Appreturmittel oder Schlichtemittel genannt. Die daraus hergeſtellte fertige Maſſe heißt Appreturmaſſe oder Schlichte- präparat. Eines der allgemeinſten Appreturmittel, welches faſt in keinem Schlichtepräparat fehlt, iſt die Stärke; ſie bildet gewiſſermaßen die Grund- lage einer jeden Schlichte. Deshalb müſſen die Appreturmaſſen durch
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[Abbildung Fig. 131. Appretur- und Cylindertrockenmaſchine mit Schneckenantrieb.]
§ 32. Die Vollendungsarbeiten der Färberei.
Eine Ware, welche alle bisher beſchriebenen Operationen durchgemacht
hat, ſieht — vom Farbenton völlig abgeſehen — gewöhnlich „matt“ oder
„ſtumpf“ aus. Ueberdies zeigen die Gewebe außer einem wenig ſchönen
Anſehen auch eine gewiſſe Schlaffheit und nicht die gehörige Feſtigkeit und
Dichtigkeit. Alle jene Arbeiten nun, welche als Vollendungsarbeiten bezeich-
net werden, bezwecken einzig und allein, der Ware äußerlich ein ſchöneres,
gefälligeres Anſehen, Glanz, einen gewiſſen Grad von Steifheit und jene eigen-
tümliche Oberflächengeſtaltung zu geben, welche man „Griff“ nennt. Die Geſamt-
heit dieſer Arbeiten wird als Appretur bezeichnet. Die Mittel und Wege,
das zu erreichen, ſind ſehr verſchiedener Art; auch chemiſche Stoffe kommen
dabei zur Verwendung; die Methoden ſind jedoch keine chemiſchen, ſondern
die chemiſchen Körper werden nur, entweder für ſich, oder in Gemeinſchaft
mit andern, den Ware umechaniſch imprägniert, was man als Füllen oder
Beſchweren bezeichnet. In vielen Fällen wird der Zweck auch ohne Zuhilfe-
nahme chemiſcher Stoffe, lediglich durch Maſchinen, bewirkt. Zu den Appre-
turarbeiten, welche in Färbereien vorkommen, gehören: das Dekatieren,
Dämpfen, Füllen, Sprengen, Stärken, Gummieren, Plätten, Preſſen,
Mangeln, Lüſtrieren, Moirieren, Kalandrieren, Ausbreiten, Spannen, Falten
und Legen.
Diejenige Appreturarbeit, welche eigentlich als Vorbereitungsarbeit zur
Appretur betrachtet werden muß, iſt die Zubereitung der Appretur-
maſſen, oder das Appretkochen. Die zur Appreturmaſſe nötigen
chemiſchen Stoffe werden Appreturmittel oder Schlichtemittel genannt.
Die daraus hergeſtellte fertige Maſſe heißt Appreturmaſſe oder Schlichte-
präparat. Eines der allgemeinſten Appreturmittel, welches faſt in keinem
Schlichtepräparat fehlt, iſt die Stärke; ſie bildet gewiſſermaßen die Grund-
lage einer jeden Schlichte. Deshalb müſſen die Appreturmaſſen durch
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/488>, abgerufen am 21.11.2024.
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