Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

Bild:
<< vorherige Seite


[Abbildung] Fig. 107.

Kettenfärbemaschine (Vertikalschnitt).

In jeder Abteilung sind 4 Holzleitwalzen mit Metallzapfen in Pockholz
oder Metalllagern laufend. Ein- und Ausgang der Ketten ist auf derselben
Seite und gehören hierzu 2 Garntransportwagen, von welchen der eine,
zur Aufnahme der gefärbten Ketten bestimmte selbstthätig hin- und hergehende
Bewegung erhält, mit Kettenrückführung auf Latten oder Rollen. Hat die
Kette die Quetschwalzen passiert, so läuft sie, von Leitwalzen getragen, über der
Maschine zurück, wird von einem Paar hölzerner Zugwalzen aufgenommen
und durch einen Legeapparat in den Wagen gelegt. Der Antrieb der
Maschine erfolgt durch Riemenscheibe mit Kuppelung, der Antrieb des
Quetschwalzenpaares durch konische Räder oder Ketten. Diese Maschine wird
häufig auch mit mehreren Kästen ausgeführt, wobei dann auch die Zahl der
eisernen Walzenpaare sowie der Holzleitwalzen entsprechend vermehrt wer-
den muß.

Garnfärberei nach dem System Obermaier. Die Garnsträhne
werden möglichst gleichmäßig in den Aufnahmecylinder eingeschichtet und
bleiben in demselben unbeweglich so lange, bis der ganze Färbeprozeß, ein-
schließlich Trocknen, vorüber ist. Auf dieses Einschichten der Stränge muß
die größte Sorgfalt verwendet werden. Die Garne dürfen weder Druck bekommen
noch zu lose aufeinander liegen. Im ersteren Falle vollzieht sich an den Garnen
neben dem Färbeprozeß noch eine Art Appreturprozeß, der in seinen Wirkungen
mit dem der Naßdekatur viele Aehnlichkeit hat, die Garne also hart, steif
und speckig glänzend macht, denselben also solche Eigenschaften verleiht, die
in den meisten Fällen das Gegenteil dessen bilden, was wir von einem richtig
hergestellten Garn zu verlangen gewohnt sind. Liegen die Garnstränge zu
locker im Aufnahmecylinder, dann liegt die Gefahr nahe, daß die Farbstoff-
lösung in ihren einzelnen Strahlen gewisse Wege durch das zum Färben einge-
schichtete Fasermaterial während des ganzen Färbeprozesses einhält und dadurch
Veranlassung zu ungleichmäßiger Färbung gibt. Die Praxis ist auch hier die
beste Lehrmeisterin; die Arbeiter bekommen darin bald ein so sicheres Ge-
fühl, daß Fehler beinahe nicht vorkommen.


[Abbildung] Fig. 107.

Kettenfärbemaſchine (Vertikalſchnitt).

In jeder Abteilung ſind 4 Holzleitwalzen mit Metallzapfen in Pockholz
oder Metalllagern laufend. Ein- und Ausgang der Ketten iſt auf derſelben
Seite und gehören hierzu 2 Garntransportwagen, von welchen der eine,
zur Aufnahme der gefärbten Ketten beſtimmte ſelbſtthätig hin- und hergehende
Bewegung erhält, mit Kettenrückführung auf Latten oder Rollen. Hat die
Kette die Quetſchwalzen paſſiert, ſo läuft ſie, von Leitwalzen getragen, über der
Maſchine zurück, wird von einem Paar hölzerner Zugwalzen aufgenommen
und durch einen Legeapparat in den Wagen gelegt. Der Antrieb der
Maſchine erfolgt durch Riemenſcheibe mit Kuppelung, der Antrieb des
Quetſchwalzenpaares durch koniſche Räder oder Ketten. Dieſe Maſchine wird
häufig auch mit mehreren Käſten ausgeführt, wobei dann auch die Zahl der
eiſernen Walzenpaare ſowie der Holzleitwalzen entſprechend vermehrt wer-
den muß.

Garnfärberei nach dem Syſtem Obermaier. Die Garnſträhne
werden möglichſt gleichmäßig in den Aufnahmecylinder eingeſchichtet und
bleiben in demſelben unbeweglich ſo lange, bis der ganze Färbeprozeß, ein-
ſchließlich Trocknen, vorüber iſt. Auf dieſes Einſchichten der Stränge muß
die größte Sorgfalt verwendet werden. Die Garne dürfen weder Druck bekommen
noch zu loſe aufeinander liegen. Im erſteren Falle vollzieht ſich an den Garnen
neben dem Färbeprozeß noch eine Art Appreturprozeß, der in ſeinen Wirkungen
mit dem der Naßdekatur viele Aehnlichkeit hat, die Garne alſo hart, ſteif
und ſpeckig glänzend macht, denſelben alſo ſolche Eigenſchaften verleiht, die
in den meiſten Fällen das Gegenteil deſſen bilden, was wir von einem richtig
hergeſtellten Garn zu verlangen gewohnt ſind. Liegen die Garnſtränge zu
locker im Aufnahmecylinder, dann liegt die Gefahr nahe, daß die Farbſtoff-
löſung in ihren einzelnen Strahlen gewiſſe Wege durch das zum Färben einge-
ſchichtete Faſermaterial während des ganzen Färbeprozeſſes einhält und dadurch
Veranlaſſung zu ungleichmäßiger Färbung gibt. Die Praxis iſt auch hier die
beſte Lehrmeiſterin; die Arbeiter bekommen darin bald ein ſo ſicheres Ge-
fühl, daß Fehler beinahe nicht vorkommen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0464" n="426"/><figure><head>Fig. 107.</head><p> Kettenfärbema&#x017F;chine (Vertikal&#x017F;chnitt).</p></figure><lb/>
In jeder Abteilung &#x017F;ind 4 Holzleitwalzen mit Metallzapfen in Pockholz<lb/>
oder Metalllagern laufend. Ein- und Ausgang der Ketten i&#x017F;t auf der&#x017F;elben<lb/>
Seite und gehören hierzu 2 Garntransportwagen, von welchen der eine,<lb/>
zur Aufnahme der gefärbten Ketten be&#x017F;timmte &#x017F;elb&#x017F;tthätig hin- und hergehende<lb/>
Bewegung erhält, mit Kettenrückführung auf Latten oder Rollen. Hat die<lb/>
Kette die Quet&#x017F;chwalzen pa&#x017F;&#x017F;iert, &#x017F;o läuft &#x017F;ie, von Leitwalzen getragen, über der<lb/>
Ma&#x017F;chine zurück, wird von einem Paar hölzerner Zugwalzen aufgenommen<lb/>
und durch einen Legeapparat in den Wagen gelegt. Der Antrieb der<lb/>
Ma&#x017F;chine erfolgt durch Riemen&#x017F;cheibe mit Kuppelung, der Antrieb des<lb/>
Quet&#x017F;chwalzenpaares durch koni&#x017F;che Räder oder Ketten. Die&#x017F;e Ma&#x017F;chine wird<lb/>
häufig auch mit mehreren Kä&#x017F;ten ausgeführt, wobei dann auch die Zahl der<lb/>
ei&#x017F;ernen Walzenpaare &#x017F;owie der Holzleitwalzen ent&#x017F;prechend vermehrt wer-<lb/>
den muß.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Garnfärberei nach dem Sy&#x017F;tem Obermaier</hi>. Die Garn&#x017F;trähne<lb/>
werden möglich&#x017F;t gleichmäßig in den Aufnahmecylinder einge&#x017F;chichtet und<lb/>
bleiben in dem&#x017F;elben unbeweglich &#x017F;o lange, bis der ganze Färbeprozeß, ein-<lb/>
&#x017F;chließlich Trocknen, vorüber i&#x017F;t. Auf die&#x017F;es Ein&#x017F;chichten der Stränge muß<lb/>
die größte Sorgfalt verwendet werden. Die Garne dürfen weder Druck bekommen<lb/>
noch zu lo&#x017F;e aufeinander liegen. Im er&#x017F;teren Falle vollzieht &#x017F;ich an den Garnen<lb/>
neben dem Färbeprozeß noch eine Art Appreturprozeß, der in &#x017F;einen Wirkungen<lb/>
mit dem der Naßdekatur viele Aehnlichkeit hat, die Garne al&#x017F;o hart, &#x017F;teif<lb/>
und &#x017F;peckig glänzend macht, den&#x017F;elben al&#x017F;o &#x017F;olche Eigen&#x017F;chaften verleiht, die<lb/>
in den mei&#x017F;ten Fällen das Gegenteil de&#x017F;&#x017F;en bilden, was wir von einem richtig<lb/>
herge&#x017F;tellten Garn zu verlangen gewohnt &#x017F;ind. Liegen die Garn&#x017F;tränge zu<lb/>
locker im Aufnahmecylinder, dann liegt die Gefahr nahe, daß die Farb&#x017F;toff-<lb/>&#x017F;ung in ihren einzelnen Strahlen gewi&#x017F;&#x017F;e Wege durch das zum Färben einge-<lb/>
&#x017F;chichtete Fa&#x017F;ermaterial während des ganzen Färbeproze&#x017F;&#x017F;es einhält und dadurch<lb/>
Veranla&#x017F;&#x017F;ung zu ungleichmäßiger Färbung gibt. Die Praxis i&#x017F;t auch hier die<lb/>
be&#x017F;te Lehrmei&#x017F;terin; die Arbeiter bekommen darin bald ein &#x017F;o &#x017F;icheres Ge-<lb/>
fühl, daß Fehler beinahe nicht vorkommen.</p>
          </div><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[426/0464] [Abbildung Fig. 107. Kettenfärbemaſchine (Vertikalſchnitt).] In jeder Abteilung ſind 4 Holzleitwalzen mit Metallzapfen in Pockholz oder Metalllagern laufend. Ein- und Ausgang der Ketten iſt auf derſelben Seite und gehören hierzu 2 Garntransportwagen, von welchen der eine, zur Aufnahme der gefärbten Ketten beſtimmte ſelbſtthätig hin- und hergehende Bewegung erhält, mit Kettenrückführung auf Latten oder Rollen. Hat die Kette die Quetſchwalzen paſſiert, ſo läuft ſie, von Leitwalzen getragen, über der Maſchine zurück, wird von einem Paar hölzerner Zugwalzen aufgenommen und durch einen Legeapparat in den Wagen gelegt. Der Antrieb der Maſchine erfolgt durch Riemenſcheibe mit Kuppelung, der Antrieb des Quetſchwalzenpaares durch koniſche Räder oder Ketten. Dieſe Maſchine wird häufig auch mit mehreren Käſten ausgeführt, wobei dann auch die Zahl der eiſernen Walzenpaare ſowie der Holzleitwalzen entſprechend vermehrt wer- den muß. Garnfärberei nach dem Syſtem Obermaier. Die Garnſträhne werden möglichſt gleichmäßig in den Aufnahmecylinder eingeſchichtet und bleiben in demſelben unbeweglich ſo lange, bis der ganze Färbeprozeß, ein- ſchließlich Trocknen, vorüber iſt. Auf dieſes Einſchichten der Stränge muß die größte Sorgfalt verwendet werden. Die Garne dürfen weder Druck bekommen noch zu loſe aufeinander liegen. Im erſteren Falle vollzieht ſich an den Garnen neben dem Färbeprozeß noch eine Art Appreturprozeß, der in ſeinen Wirkungen mit dem der Naßdekatur viele Aehnlichkeit hat, die Garne alſo hart, ſteif und ſpeckig glänzend macht, denſelben alſo ſolche Eigenſchaften verleiht, die in den meiſten Fällen das Gegenteil deſſen bilden, was wir von einem richtig hergeſtellten Garn zu verlangen gewohnt ſind. Liegen die Garnſtränge zu locker im Aufnahmecylinder, dann liegt die Gefahr nahe, daß die Farbſtoff- löſung in ihren einzelnen Strahlen gewiſſe Wege durch das zum Färben einge- ſchichtete Faſermaterial während des ganzen Färbeprozeſſes einhält und dadurch Veranlaſſung zu ungleichmäßiger Färbung gibt. Die Praxis iſt auch hier die beſte Lehrmeiſterin; die Arbeiter bekommen darin bald ein ſo ſicheres Ge- fühl, daß Fehler beinahe nicht vorkommen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/464
Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/464>, abgerufen am 25.11.2024.