Das Färben und Trocknen von Kammzug in Bobinen. Kammzug kann vernunftgemäß nur in der Form gefärbt, gewaschen und ge- trocknet werden, welche ihm der Kämmer ursprünglich beim Aufwickeln des- selben gegeben hat; es ist dies bekanntlich die Form der Bobine. Diese Form darf während des ganzen Färbeprozesses nicht geändert und muß auch noch während des Trocknens desselben erhalten bleiben, wenn der Kammzug nicht zerzaust werden und nicht eine Masse von Abfällen ergeben soll. Jede zum Zweck des Färbens oder des Trocknens vorgenommene Auflösung der Kamm- zugbobinen in Strähne oder in irgend eine andere Form bedingt aber auch außerdem eine Summe kostspieliger Handarbeiten, wie Abhaspeln, Bobinieren, Gilen, wodurch eben diese Masse von Abfällen entsteht. Die Auflösung der Bobinenform des Kammzuges während des Färbeprozesses macht dem Kamm- garnspinner einem vielleicht etwas weniger skrupulösen Lohnfärber gegenüber jede Gewichtskontrolle geradezu unmöglich. Eine untrügliche Kontrole für den Kammgarnspinner ist dem Kammzugfärber gegenüber nur dann möglich, wenn dieser die zum Färben erhaltenen Bobinen in ihrem Originalzustand, gefärbt und getrocknet, zurückliefert. Dieses ist jedoch bis jetzt nur bei den Färbeapparaten des Obermaierschen Systems ausführbar. Das maschinelle System für das Färben und Trocknen von Kammzug von Bobinen besteht genau aus den oben Seite 417 beschriebenen Organen. Nur der Auf- nahmecylinder muß mit Rücksicht auf die Bobinenform des Fasermaterials eine etwas andere Konstruktion erhalten. Zu diesem Behufe wird unter Weglassung des äußeren Cylinders der Durchmesser des inneren Cylinders entsprechend größer ausgeführt und um denselben 20 kleinere Cylinder gleich- mäßig verteilt und in horizontaler Richtung so angelegt, daß jeder dieser kleinen Cylinder zur Aufnahme von je einer Bobine eingerichtet ist, der Apparat also gleichzeitig 20 Bobinen im Gesamtgewicht von 80 bis 120 kg aufnehmen kann. Das Beschicken dieser kleinen Cylinder mit Bobinen und das Abschließen derselben durch die perforierten Deckel ist eine sehr einfache Arbeit, die höchstens 20 Minuten beansprucht. Dem Färber ist dabei ein sehr weit- gehender Spielraum gegeben, da es ebenso gut möglich ist, sämtliche 20 Bo- binen, für die der Cylinder eingerichtet ist, oder jede beliebige Teilzahl der- selben auf einmal zu färben, weil sich die Perforation eines jeden der 20 kleinen Aufnahmecylinder bequem beliebig absperren läßt. Ist der Cylinder geladen, so vollziehen sich auch hier wieder die verschiedenen aufeinanderfolgen- den Operationen des Färbeprozesses -- Ansieden, Ausfärben, Fixieren, Ausschleudern, Trocknen -- in ganz derselben Weise, wie bei loser Wolle angegeben ist.
Es ist gerade bei Kammzug von größter Wichtigkeit, daß das Trocknen desselben in der Bobine mittels des Bläsers durch nach Belieben erwärmte Luft stattfindet. Diese gewöhnlich in einem Heizkessel erwärmte Luft wird durch den Bläser in den Cylinder und durch die Perforation desselben durch die Kammzugbobine gedrückt, deren Feuchtigkeit sie aufnimmt, welche als Wasserdunst durch die perforirten Deckel entweicht, der dann am besten mittels eines Rohrs ins Freie geleitet wird. Das sonst angewendete Trocknen des Kamm- zuges im offenen oder losen Zustande in einem Trockenzimmer ist mühsam und zeit-
Fasermaterials -- durch diese Methode der Entschweißung ein besonderer Vorteil nicht erzielt werde, da die Wärme und Alkalinität des Schweißbades dieselben bleiben.
Das Färben und Trocknen von Kammzug in Bobinen. Kammzug kann vernunftgemäß nur in der Form gefärbt, gewaſchen und ge- trocknet werden, welche ihm der Kämmer urſprünglich beim Aufwickeln des- ſelben gegeben hat; es iſt dies bekanntlich die Form der Bobine. Dieſe Form darf während des ganzen Färbeprozeſſes nicht geändert und muß auch noch während des Trocknens desſelben erhalten bleiben, wenn der Kammzug nicht zerzauſt werden und nicht eine Maſſe von Abfällen ergeben ſoll. Jede zum Zweck des Färbens oder des Trocknens vorgenommene Auflöſung der Kamm- zugbobinen in Strähne oder in irgend eine andere Form bedingt aber auch außerdem eine Summe koſtſpieliger Handarbeiten, wie Abhaſpeln, Bobinieren, Gilen, wodurch eben dieſe Maſſe von Abfällen entſteht. Die Auflöſung der Bobinenform des Kammzuges während des Färbeprozeſſes macht dem Kamm- garnſpinner einem vielleicht etwas weniger ſkrupulöſen Lohnfärber gegenüber jede Gewichtskontrolle geradezu unmöglich. Eine untrügliche Kontrole für den Kammgarnſpinner iſt dem Kammzugfärber gegenüber nur dann möglich, wenn dieſer die zum Färben erhaltenen Bobinen in ihrem Originalzuſtand, gefärbt und getrocknet, zurückliefert. Dieſes iſt jedoch bis jetzt nur bei den Färbeapparaten des Obermaierſchen Syſtems ausführbar. Das maſchinelle Syſtem für das Färben und Trocknen von Kammzug von Bobinen beſteht genau aus den oben Seite 417 beſchriebenen Organen. Nur der Auf- nahmecylinder muß mit Rückſicht auf die Bobinenform des Faſermaterials eine etwas andere Konſtruktion erhalten. Zu dieſem Behufe wird unter Weglaſſung des äußeren Cylinders der Durchmeſſer des inneren Cylinders entſprechend größer ausgeführt und um denſelben 20 kleinere Cylinder gleich- mäßig verteilt und in horizontaler Richtung ſo angelegt, daß jeder dieſer kleinen Cylinder zur Aufnahme von je einer Bobine eingerichtet iſt, der Apparat alſo gleichzeitig 20 Bobinen im Geſamtgewicht von 80 bis 120 kg aufnehmen kann. Das Beſchicken dieſer kleinen Cylinder mit Bobinen und das Abſchließen derſelben durch die perforierten Deckel iſt eine ſehr einfache Arbeit, die höchſtens 20 Minuten beanſprucht. Dem Färber iſt dabei ein ſehr weit- gehender Spielraum gegeben, da es ebenſo gut möglich iſt, ſämtliche 20 Bo- binen, für die der Cylinder eingerichtet iſt, oder jede beliebige Teilzahl der- ſelben auf einmal zu färben, weil ſich die Perforation eines jeden der 20 kleinen Aufnahmecylinder bequem beliebig abſperren läßt. Iſt der Cylinder geladen, ſo vollziehen ſich auch hier wieder die verſchiedenen aufeinanderfolgen- den Operationen des Färbeprozeſſes — Anſieden, Ausfärben, Fixieren, Ausſchleudern, Trocknen — in ganz derſelben Weiſe, wie bei loſer Wolle angegeben iſt.
Es iſt gerade bei Kammzug von größter Wichtigkeit, daß das Trocknen desſelben in der Bobine mittels des Bläſers durch nach Belieben erwärmte Luft ſtattfindet. Dieſe gewöhnlich in einem Heizkeſſel erwärmte Luft wird durch den Bläſer in den Cylinder und durch die Perforation desſelben durch die Kammzugbobine gedrückt, deren Feuchtigkeit ſie aufnimmt, welche als Waſſerdunſt durch die perforirten Deckel entweicht, der dann am beſten mittels eines Rohrs ins Freie geleitet wird. Das ſonſt angewendete Trocknen des Kamm- zuges im offenen oder loſen Zuſtande in einem Trockenzimmer iſt mühſam und zeit-
Faſermaterials — durch dieſe Methode der Entſchweißung ein beſonderer Vorteil nicht erzielt werde, da die Wärme und Alkalinität des Schweißbades dieſelben bleiben.
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[422/0460]
Das Färben und Trocknen von Kammzug in Bobinen.
Kammzug kann vernunftgemäß nur in der Form gefärbt, gewaſchen und ge-
trocknet werden, welche ihm der Kämmer urſprünglich beim Aufwickeln des-
ſelben gegeben hat; es iſt dies bekanntlich die Form der Bobine. Dieſe
Form darf während des ganzen Färbeprozeſſes nicht geändert und muß auch
noch während des Trocknens desſelben erhalten bleiben, wenn der Kammzug
nicht zerzauſt werden und nicht eine Maſſe von Abfällen ergeben ſoll. Jede
zum Zweck des Färbens oder des Trocknens vorgenommene Auflöſung der Kamm-
zugbobinen in Strähne oder in irgend eine andere Form bedingt aber auch
außerdem eine Summe koſtſpieliger Handarbeiten, wie Abhaſpeln, Bobinieren,
Gilen, wodurch eben dieſe Maſſe von Abfällen entſteht. Die Auflöſung der
Bobinenform des Kammzuges während des Färbeprozeſſes macht dem Kamm-
garnſpinner einem vielleicht etwas weniger ſkrupulöſen Lohnfärber gegenüber
jede Gewichtskontrolle geradezu unmöglich. Eine untrügliche Kontrole für
den Kammgarnſpinner iſt dem Kammzugfärber gegenüber nur dann möglich,
wenn dieſer die zum Färben erhaltenen Bobinen in ihrem Originalzuſtand,
gefärbt und getrocknet, zurückliefert. Dieſes iſt jedoch bis jetzt nur bei den
Färbeapparaten des Obermaierſchen Syſtems ausführbar. Das maſchinelle
Syſtem für das Färben und Trocknen von Kammzug von Bobinen beſteht
genau aus den oben Seite 417 beſchriebenen Organen. Nur der Auf-
nahmecylinder muß mit Rückſicht auf die Bobinenform des Faſermaterials
eine etwas andere Konſtruktion erhalten. Zu dieſem Behufe wird unter
Weglaſſung des äußeren Cylinders der Durchmeſſer des inneren Cylinders
entſprechend größer ausgeführt und um denſelben 20 kleinere Cylinder gleich-
mäßig verteilt und in horizontaler Richtung ſo angelegt, daß jeder dieſer
kleinen Cylinder zur Aufnahme von je einer Bobine eingerichtet iſt, der
Apparat alſo gleichzeitig 20 Bobinen im Geſamtgewicht von 80 bis 120 kg
aufnehmen kann. Das Beſchicken dieſer kleinen Cylinder mit Bobinen und
das Abſchließen derſelben durch die perforierten Deckel iſt eine ſehr einfache Arbeit,
die höchſtens 20 Minuten beanſprucht. Dem Färber iſt dabei ein ſehr weit-
gehender Spielraum gegeben, da es ebenſo gut möglich iſt, ſämtliche 20 Bo-
binen, für die der Cylinder eingerichtet iſt, oder jede beliebige Teilzahl der-
ſelben auf einmal zu färben, weil ſich die Perforation eines jeden der 20
kleinen Aufnahmecylinder bequem beliebig abſperren läßt. Iſt der Cylinder
geladen, ſo vollziehen ſich auch hier wieder die verſchiedenen aufeinanderfolgen-
den Operationen des Färbeprozeſſes — Anſieden, Ausfärben, Fixieren,
Ausſchleudern, Trocknen — in ganz derſelben Weiſe, wie bei loſer Wolle
angegeben iſt.
Es iſt gerade bei Kammzug von größter Wichtigkeit, daß das Trocknen
desſelben in der Bobine mittels des Bläſers durch nach Belieben erwärmte
Luft ſtattfindet. Dieſe gewöhnlich in einem Heizkeſſel erwärmte Luft wird
durch den Bläſer in den Cylinder und durch die Perforation desſelben durch
die Kammzugbobine gedrückt, deren Feuchtigkeit ſie aufnimmt, welche als
Waſſerdunſt durch die perforirten Deckel entweicht, der dann am beſten mittels
eines Rohrs ins Freie geleitet wird. Das ſonſt angewendete Trocknen des Kamm-
zuges im offenen oder loſen Zuſtande in einem Trockenzimmer iſt mühſam und zeit-
*)
*) Faſermaterials — durch dieſe Methode der Entſchweißung ein beſonderer Vorteil
nicht erzielt werde, da die Wärme und Alkalinität des Schweißbades dieſelben
bleiben.
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/460>, abgerufen am 25.11.2024.
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