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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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Zellen oder Zellgewebe vor, welche im Pflanzenreiche als "Gefäße" bezeichnet
werden; insbesondere sind es die langen Faserzellen des Bastes und des
Holzes, welche als Bastfaser oder Holzfaser figurieren. In diese Klasse
der Bastfasern und Holzfasern zählt die Flachsfaser, die Hanffaser
(kurzweg Flachs oder Hanf genannt), die Jute und die Ramie- oder Nessel-
faser.

Zu den vegetabilischen Rohstoffen zählt außer den genannten Gespinnst-
fasern auch noch das Stroh, welches, für die Strohhutfabrikation verwendet,
zu Strohgeflecht verarbeitet wird und als China- oder Mottledgeflecht das
Halbfabrikat für die Strohgeflechtfärberei bildet.

Seltener kommt es vor, daß ganze Pflanzenteile, ja sogar ganze Pflan-
zen, welche entweder an und für sich farblos oder saftarm sind, gefärbt wer-
den; solches ist besonders der Fall bei den Blütenständen der Gräser, welche
zur Herstellung von Makartbouquets dienen und bei einzelnen Moosen.
Ebenso selten ist das Färben des Holzes.

Bei weitem die wichtigsten vegetabilischen Rohstoffe sind Baumwolle
und Leinen, welche weiter unten ausführlich behandelt werden.

Nächst den Gewebefasern und den zum Färben derselben nötigen Farb-
stoffen muß der Färber noch mit allen denjenigen chemischen Stoffen ver-
traut sein, welche er häufig braucht, sei es, um die Farbstoffe auf der Ge-
webefaser zu befestigen, oder um die Gewebefasern für den Färbeprozeß vor-
zubereiten, sei es, um sie zu reinigen, oder ihnen ein besonderes Ansehen
oder einen besondern Griff zu geben.

Endlich bedarf er der Kenntnis einer gewissen Anzahl von Maschinen,
welche in den verschiedenen Entwickelungsstadien des Färbevorganges eine
leichtere Handhabung und eine schonendere Behandlung der Gespinnstfasern
bezwecken, oder für andere Hilfs- und Nebenarbeiten im Färbereibetriebe
notwendig oder wünschenswert sind.

An der Hand dieses Entwickelungsganges behandelt dieses Handbuch
in den nächsten drei Hauptabschnitten:

Gewebefaserkunde,
Farbwarenkunde,
Chemikalienkunde,

um dann zur eigentlichen Färberei überzugehen.


Zellen oder Zellgewebe vor, welche im Pflanzenreiche als „Gefäße“ bezeichnet
werden; insbeſondere ſind es die langen Faſerzellen des Baſtes und des
Holzes, welche als Baſtfaſer oder Holzfaſer figurieren. In dieſe Klaſſe
der Baſtfaſern und Holzfaſern zählt die Flachsfaſer, die Hanffaſer
(kurzweg Flachs oder Hanf genannt), die Jute und die Ramié- oder Neſſel-
faſer.

Zu den vegetabiliſchen Rohſtoffen zählt außer den genannten Geſpinnſt-
faſern auch noch das Stroh, welches, für die Strohhutfabrikation verwendet,
zu Strohgeflecht verarbeitet wird und als China- oder Mottledgeflecht das
Halbfabrikat für die Strohgeflechtfärberei bildet.

Seltener kommt es vor, daß ganze Pflanzenteile, ja ſogar ganze Pflan-
zen, welche entweder an und für ſich farblos oder ſaftarm ſind, gefärbt wer-
den; ſolches iſt beſonders der Fall bei den Blütenſtänden der Gräſer, welche
zur Herſtellung von Makartbouquets dienen und bei einzelnen Mooſen.
Ebenſo ſelten iſt das Färben des Holzes.

Bei weitem die wichtigſten vegetabiliſchen Rohſtoffe ſind Baumwolle
und Leinen, welche weiter unten ausführlich behandelt werden.

Nächſt den Gewebefaſern und den zum Färben derſelben nötigen Farb-
ſtoffen muß der Färber noch mit allen denjenigen chemiſchen Stoffen ver-
traut ſein, welche er häufig braucht, ſei es, um die Farbſtoffe auf der Ge-
webefaſer zu befeſtigen, oder um die Gewebefaſern für den Färbeprozeß vor-
zubereiten, ſei es, um ſie zu reinigen, oder ihnen ein beſonderes Anſehen
oder einen beſondern Griff zu geben.

Endlich bedarf er der Kenntnis einer gewiſſen Anzahl von Maſchinen,
welche in den verſchiedenen Entwickelungsſtadien des Färbevorganges eine
leichtere Handhabung und eine ſchonendere Behandlung der Geſpinnſtfaſern
bezwecken, oder für andere Hilfs- und Nebenarbeiten im Färbereibetriebe
notwendig oder wünſchenswert ſind.

An der Hand dieſes Entwickelungsganges behandelt dieſes Handbuch
in den nächſten drei Hauptabſchnitten:

Gewebefaſerkunde,
Farbwarenkunde,
Chemikalienkunde,

um dann zur eigentlichen Färberei überzugehen.


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[10/0036] Zellen oder Zellgewebe vor, welche im Pflanzenreiche als „Gefäße“ bezeichnet werden; insbeſondere ſind es die langen Faſerzellen des Baſtes und des Holzes, welche als Baſtfaſer oder Holzfaſer figurieren. In dieſe Klaſſe der Baſtfaſern und Holzfaſern zählt die Flachsfaſer, die Hanffaſer (kurzweg Flachs oder Hanf genannt), die Jute und die Ramié- oder Neſſel- faſer. Zu den vegetabiliſchen Rohſtoffen zählt außer den genannten Geſpinnſt- faſern auch noch das Stroh, welches, für die Strohhutfabrikation verwendet, zu Strohgeflecht verarbeitet wird und als China- oder Mottledgeflecht das Halbfabrikat für die Strohgeflechtfärberei bildet. Seltener kommt es vor, daß ganze Pflanzenteile, ja ſogar ganze Pflan- zen, welche entweder an und für ſich farblos oder ſaftarm ſind, gefärbt wer- den; ſolches iſt beſonders der Fall bei den Blütenſtänden der Gräſer, welche zur Herſtellung von Makartbouquets dienen und bei einzelnen Mooſen. Ebenſo ſelten iſt das Färben des Holzes. Bei weitem die wichtigſten vegetabiliſchen Rohſtoffe ſind Baumwolle und Leinen, welche weiter unten ausführlich behandelt werden. Nächſt den Gewebefaſern und den zum Färben derſelben nötigen Farb- ſtoffen muß der Färber noch mit allen denjenigen chemiſchen Stoffen ver- traut ſein, welche er häufig braucht, ſei es, um die Farbſtoffe auf der Ge- webefaſer zu befeſtigen, oder um die Gewebefaſern für den Färbeprozeß vor- zubereiten, ſei es, um ſie zu reinigen, oder ihnen ein beſonderes Anſehen oder einen beſondern Griff zu geben. Endlich bedarf er der Kenntnis einer gewiſſen Anzahl von Maſchinen, welche in den verſchiedenen Entwickelungsſtadien des Färbevorganges eine leichtere Handhabung und eine ſchonendere Behandlung der Geſpinnſtfaſern bezwecken, oder für andere Hilfs- und Nebenarbeiten im Färbereibetriebe notwendig oder wünſchenswert ſind. An der Hand dieſes Entwickelungsganges behandelt dieſes Handbuch in den nächſten drei Hauptabſchnitten: Gewebefaſerkunde, Farbwarenkunde, Chemikalienkunde, um dann zur eigentlichen Färberei überzugehen.

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/36>, abgerufen am 27.11.2024.