Natronseifen entspräche, kommt im Handel nicht vor. Man sagt, eine Kali- seife lasse sich nicht "aussalzen", weil dann die Kaliseife in eine Natron- seife sich umwandele. Das ist richtig und falsch zugleich! Richtig ist, daß beim Aussalzen mit Kochsalz keine Kali-, sondern Natronseife abgeschieden wird. Aber wer nötigt uns denn, Kaliseife mit Chlor natrium auszusalzen? Man salze die Kaliseife mit Chlorkalium aus, dann geht jene ominöse Umwandlung in Natronseife nicht vor sich, und es wird eine reine Kaliseife ausgesalzen. Die reine Kaliseife ist eine feste, zähe, wenig durchscheinende Masse; sie wird erst durch einen Zusatz von Pottasche und Aetzkali in jene durchscheinende und geschmeidige Masse ver- wandelt, welche der Schmierseife eigen ist. In der Textilindustrie ist mehr- fach der Wunsch nach einer brauchbaren Kaliseife laut geworden; es sind denn auch in Fachblättern 2 Vorschriften dazu gegeben worden; dieselben waren aber so abenteuerlich und zeugten von so wenig Verständnis, daß ich den Unsinn besser hier nicht wiedergebe. Wer eine treffliche Seife haben will, der bereite sich die oben beschriebene reine Kaliseife; diese genügt allen Anforderungen. Im allgemeinen hat der Gebrauch der Kaliseife gegen früher sehr abgenommen. -- Natronseifen werden durch Behandeln der Fette mit Natronlauge gewonnen. Sie unterscheiden sich von den Kaliseifen vor allem durch ihre Konsistenz: Die Natronseifen sind fest, hart und heißen darum auch harte Seifen; auch werden zu ihrer Herstellung meist an und für sich schon feste Fette verwendet, wie Talg, Cocosöl, Palmkernöl etc. Sämtliche Natronseifen werden durch Aussalzen mit Kochsalz gewonnen; sie zeichnen sich infolgedessen vorteilhaft vor den Kaliseifen durch ihre größere Reinheit aus. Die Natronseifen werden wieder eingeteilt in Kernseifen und gefüllte Seifen. Letztere kommen für Färbereizwecke nicht in Be- tracht. Erstere sollen hart, fest, undurchsichtig, auch nicht einmal durch- scheinend, weiß bis gelb, einfarbig oder marmoriert sein; sie sollen in warmem Wasser völlig klar und ohne Rückstand löslich sein. Sie sollen sich durch Schaben mit einem Messer in ein staubfeines Pulver verwandeln lassen. Der Wasser- gehalt soll 30 bis 34 Prozent nicht übersteigen; ältere Seife, welche durch längeres Liegen an der Luft ausgetrocknet ist, ist daher wertvoller. Von einer guten Natronseife wird man auch verlangen dürfen, daß sie neutral sei, d. h. daß sie weder unverseiftes Fett noch freies Aetznatron enthalte.
Zusammensetzung. Als Typus für eine gute Natronkernseife dient die Marseiller Seife, welche folgende durchschnittliche Zusammensetzung zeigt: Fettsäure ..... 64 Prozent Natron ...... 6 " Wasser ...... 30 "
Als unbedingte Normalzahlen kann man diese Zahlen aber nicht be- trachten, da die verschiedenen Fettsäuren eine verschiedene chemische Zu- sammensetzung und ein verschiedenes Verbindungsgewicht besitzen und da dadurch wiederum der Alkaligehalt beeinflußt wird. Durch die vervoll- kommnete Technik der Seifenfabrikation kommen jetzt Seifen in den Handel, welche ihrer Härte und Festigkeit nach als Kernseife erscheinen, ohne es zu sein; eine derartige Pseudo-Kernseife enthält oft 66 Prozent Wasser, oft auch noch andere "Füllmittel", ohne daß das äußere Ansehen der Seife eine solche Täuschung vermuten läßt. Aus allem bisher Gesagten geht zweifellos
Natronſeifen entſpräche, kommt im Handel nicht vor. Man ſagt, eine Kali- ſeife laſſe ſich nicht „ausſalzen“, weil dann die Kaliſeife in eine Natron- ſeife ſich umwandele. Das iſt richtig und falſch zugleich! Richtig iſt, daß beim Ausſalzen mit Kochſalz keine Kali-, ſondern Natronſeife abgeſchieden wird. Aber wer nötigt uns denn, Kaliſeife mit Chlor natrium auszuſalzen? Man ſalze die Kaliſeife mit Chlorkalium aus, dann geht jene ominöſe Umwandlung in Natronſeife nicht vor ſich, und es wird eine reine Kaliſeife ausgeſalzen. Die reine Kaliſeife iſt eine feſte, zähe, wenig durchſcheinende Maſſe; ſie wird erſt durch einen Zuſatz von Pottaſche und Aetzkali in jene durchſcheinende und geſchmeidige Maſſe ver- wandelt, welche der Schmierſeife eigen iſt. In der Textilinduſtrie iſt mehr- fach der Wunſch nach einer brauchbaren Kaliſeife laut geworden; es ſind denn auch in Fachblättern 2 Vorſchriften dazu gegeben worden; dieſelben waren aber ſo abenteuerlich und zeugten von ſo wenig Verſtändnis, daß ich den Unſinn beſſer hier nicht wiedergebe. Wer eine treffliche Seife haben will, der bereite ſich die oben beſchriebene reine Kaliſeife; dieſe genügt allen Anforderungen. Im allgemeinen hat der Gebrauch der Kaliſeife gegen früher ſehr abgenommen. — Natronſeifen werden durch Behandeln der Fette mit Natronlauge gewonnen. Sie unterſcheiden ſich von den Kaliſeifen vor allem durch ihre Konſiſtenz: Die Natronſeifen ſind feſt, hart und heißen darum auch harte Seifen; auch werden zu ihrer Herſtellung meiſt an und für ſich ſchon feſte Fette verwendet, wie Talg, Cocosöl, Palmkernöl ꝛc. Sämtliche Natronſeifen werden durch Ausſalzen mit Kochſalz gewonnen; ſie zeichnen ſich infolgedeſſen vorteilhaft vor den Kaliſeifen durch ihre größere Reinheit aus. Die Natronſeifen werden wieder eingeteilt in Kernſeifen und gefüllte Seifen. Letztere kommen für Färbereizwecke nicht in Be- tracht. Erſtere ſollen hart, feſt, undurchſichtig, auch nicht einmal durch- ſcheinend, weiß bis gelb, einfarbig oder marmoriert ſein; ſie ſollen in warmem Waſſer völlig klar und ohne Rückſtand löslich ſein. Sie ſollen ſich durch Schaben mit einem Meſſer in ein ſtaubfeines Pulver verwandeln laſſen. Der Waſſer- gehalt ſoll 30 bis 34 Prozent nicht überſteigen; ältere Seife, welche durch längeres Liegen an der Luft ausgetrocknet iſt, iſt daher wertvoller. Von einer guten Natronſeife wird man auch verlangen dürfen, daß ſie neutral ſei, d. h. daß ſie weder unverſeiftes Fett noch freies Aetznatron enthalte.
Zuſammenſetzung. Als Typus für eine gute Natronkernſeife dient die Marſeiller Seife, welche folgende durchſchnittliche Zuſammenſetzung zeigt: Fettſäure ..... 64 Prozent Natron ...... 6 „ Waſſer ...... 30 „
Als unbedingte Normalzahlen kann man dieſe Zahlen aber nicht be- trachten, da die verſchiedenen Fettſäuren eine verſchiedene chemiſche Zu- ſammenſetzung und ein verſchiedenes Verbindungsgewicht beſitzen und da dadurch wiederum der Alkaligehalt beeinflußt wird. Durch die vervoll- kommnete Technik der Seifenfabrikation kommen jetzt Seifen in den Handel, welche ihrer Härte und Feſtigkeit nach als Kernſeife erſcheinen, ohne es zu ſein; eine derartige Pſeudo-Kernſeife enthält oft 66 Prozent Waſſer, oft auch noch andere „Füllmittel“, ohne daß das äußere Anſehen der Seife eine ſolche Täuſchung vermuten läßt. Aus allem bisher Geſagten geht zweifellos
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Natronſeifen entſpräche, kommt im Handel nicht vor. Man ſagt, eine Kali-
ſeife laſſe ſich nicht „ausſalzen“, weil dann die Kaliſeife in eine Natron-
ſeife ſich umwandele. Das iſt richtig und falſch zugleich! Richtig iſt, daß
beim Ausſalzen mit Kochſalz keine Kali-, ſondern Natronſeife abgeſchieden
wird. Aber wer nötigt uns denn, Kaliſeife mit Chlor natrium auszuſalzen?
Man ſalze die Kaliſeife mit Chlorkalium aus, dann geht jene
ominöſe Umwandlung in Natronſeife nicht vor ſich, und es wird eine reine
Kaliſeife ausgeſalzen. Die reine Kaliſeife iſt eine feſte, zähe,
wenig durchſcheinende Maſſe; ſie wird erſt durch einen Zuſatz von
Pottaſche und Aetzkali in jene durchſcheinende und geſchmeidige Maſſe ver-
wandelt, welche der Schmierſeife eigen iſt. In der Textilinduſtrie iſt mehr-
fach der Wunſch nach einer brauchbaren Kaliſeife laut geworden; es ſind
denn auch in Fachblättern 2 Vorſchriften dazu gegeben worden; dieſelben
waren aber ſo abenteuerlich und zeugten von ſo wenig Verſtändnis, daß ich
den Unſinn beſſer hier nicht wiedergebe. Wer eine treffliche Seife haben
will, der bereite ſich die oben beſchriebene reine Kaliſeife; dieſe genügt allen
Anforderungen. Im allgemeinen hat der Gebrauch der Kaliſeife gegen früher
ſehr abgenommen. — Natronſeifen werden durch Behandeln der Fette
mit Natronlauge gewonnen. Sie unterſcheiden ſich von den Kaliſeifen vor
allem durch ihre Konſiſtenz: Die Natronſeifen ſind feſt, hart und heißen
darum auch harte Seifen; auch werden zu ihrer Herſtellung meiſt an
und für ſich ſchon feſte Fette verwendet, wie Talg, Cocosöl, Palmkernöl ꝛc.
Sämtliche Natronſeifen werden durch Ausſalzen mit Kochſalz gewonnen;
ſie zeichnen ſich infolgedeſſen vorteilhaft vor den Kaliſeifen durch ihre größere
Reinheit aus. Die Natronſeifen werden wieder eingeteilt in Kernſeifen
und gefüllte Seifen. Letztere kommen für Färbereizwecke nicht in Be-
tracht. Erſtere ſollen hart, feſt, undurchſichtig, auch nicht einmal durch-
ſcheinend, weiß bis gelb, einfarbig oder marmoriert ſein; ſie ſollen in warmem
Waſſer völlig klar und ohne Rückſtand löslich ſein. Sie ſollen ſich durch Schaben
mit einem Meſſer in ein ſtaubfeines Pulver verwandeln laſſen. Der Waſſer-
gehalt ſoll 30 bis 34 Prozent nicht überſteigen; ältere Seife, welche durch
längeres Liegen an der Luft ausgetrocknet iſt, iſt daher wertvoller. Von
einer guten Natronſeife wird man auch verlangen dürfen, daß ſie neutral
ſei, d. h. daß ſie weder unverſeiftes Fett noch freies Aetznatron enthalte.
Zuſammenſetzung. Als Typus für eine gute Natronkernſeife dient
die Marſeiller Seife, welche folgende durchſchnittliche Zuſammenſetzung
zeigt:
Fettſäure ..... 64 Prozent
Natron ...... 6 „
Waſſer ...... 30 „
Als unbedingte Normalzahlen kann man dieſe Zahlen aber nicht be-
trachten, da die verſchiedenen Fettſäuren eine verſchiedene chemiſche Zu-
ſammenſetzung und ein verſchiedenes Verbindungsgewicht beſitzen und da
dadurch wiederum der Alkaligehalt beeinflußt wird. Durch die vervoll-
kommnete Technik der Seifenfabrikation kommen jetzt Seifen in den Handel,
welche ihrer Härte und Feſtigkeit nach als Kernſeife erſcheinen, ohne es zu
ſein; eine derartige Pſeudo-Kernſeife enthält oft 66 Prozent Waſſer, oft
auch noch andere „Füllmittel“, ohne daß das äußere Anſehen der Seife eine
ſolche Täuſchung vermuten läßt. Aus allem bisher Geſagten geht zweifellos
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/321>, abgerufen am 22.11.2024.
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