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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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lichen Klagen über Kesselsteinbildung, über die Schädigung, die der Dampfkessel
dadurch erleidet, über die zeitweilige Betriebsstörung durch Kesselklopfen,
über den infolge Kesselsteinbildung vermehrten Kohlenverbrauch, abgesehen von
der durch plötzliche Loslösung von Kesselsteinkrusten leicht möglichen Explo-
sionsgefahr würden sofort verstummen, wenn man sich entschließen wollte,
das Speisewasser vor dem Einpumpen in den Kessel weich zu machen
und absetzen zu lassen. Ein mit solch weich gemachtem Wasser be-
schickter Kessel kann keinen Kesselstein bilden
; er kann dauernd ohne
Störung oder Unterbrechung in Betrieb gehalten werden.

In der Praxis geschieht das Weichmachen des Wassers meist erst im
Kessel selbst. Das ist ein Fehler. Was nützt das weiche Wasser im
Kessel, wenn trotzdem der gesamte Kalk-, Magnesia- und Eisengehalt des
Wassers sich im Kessel befindet? Wenn auch von einzelnen Technikern dar-
auf hingewiesen wird, daß diese Verunreinigungen im Kessel sich als Schlamm
befinden und keine harte Kruste bilden, so ist dieser Schlamm doch immer-
hin keine Wohlthat für den Kessel; er bewirkt ein stoßendes Kochen, eine
ungleichmäßige Dampfentwickelung und macht auch von Zeit zu Zeit ein Ab-
blasen des Kessels notwendig. Warum also erst einen Schlamm im Kessel
erzeugen, den man außerhalb des Dampfkessels erzeugen und beseitigen
kann? Die Reinigungsmethoden für Kesselspeisewasser sind ganz dieselben,
wie im vorigen Paragraphen angegeben. Alle sogenannten Kesselsteinmittel,
welche in großer Anzahl und mit großer Reklame empfohlen werden, speku-
lieren auf die Unkenntnis des Publikums; günstigsten Falles bestehen sie aus
Soda. Einen nachweisbaren Nutzen wird man niemals davon haben. Man
reinige daher lieber das Wasser und behalte sein Geld!

Der Wasserdampf, wie er im Dampfkessel gebildet wird, ist Was-
ser in seiner reinsten Form
. Er sollte überall, wo er seine Arbeit
verrichtet hat, abgekühlt und gesammelt werden. Diesem Zwecke dient der
Kondensator (d. h. Verdichter). Das im Kondensator gesammelte Wasser,
das Kondensationswasser, sollte der Theorie nach chemisch reines,
destilliertes Wasser sein. Es ist in der That ein von mineralischen Be-
standteilen völlig freies, absolut weiches Wasser; es enthält jedoch fast stets
geringe Anteile von Schmier- oder Mineralölen, welche beim Durchgange
des Dampfes durch die Ventile der Leitungsröhren oder durch die Maschine
mechanisch mitgerissen werden. Dieses Wasser ist wegen seiner Weichheit
für Färbereizwecke besonders geeignet; es ist jedoch seiner Oelteile wegen
nicht ohne weiteres verwendbar, sondern muß vorher genügend gereinigt
werden.

Das Reinigen des Kondensationswassers geschieht am einfach-
sten auf mechanischem Wege, indem man Oel und Wasser sich ruhig vonein-
ander trennen läßt, das unten befindliche Wasser durch einen Hahn abläßt,
um dann dasselbe durch Koks oder besser durch Knochenkohle und nachher
noch durch eine Kies- oder Sandschicht treten zu lassen. Zur völligen Ent-
fernung der öligen Bestandteile empfiehlt sich auch ein tüchtiges Durch-
rühren mit einer darauf gegossenen dünnen Schicht Benzin, Absetzenlassen
und Verfahren wie oben. Gemeinhin enthält das Kondensationswasser auch
kleine Mengen Eisen. Man überzeugt sich davon leicht, wenn man in ein
Reagierglas etwas Kondensationswasser gibt, einige Tropfen chemisch reine
Salzsäure hinzufügt (die käufliche ist stets eisenhaltig, ist deshalb zum Nach-

lichen Klagen über Keſſelſteinbildung, über die Schädigung, die der Dampfkeſſel
dadurch erleidet, über die zeitweilige Betriebsſtörung durch Keſſelklopfen,
über den infolge Keſſelſteinbildung vermehrten Kohlenverbrauch, abgeſehen von
der durch plötzliche Loslöſung von Keſſelſteinkruſten leicht möglichen Explo-
ſionsgefahr würden ſofort verſtummen, wenn man ſich entſchließen wollte,
das Speiſewaſſer vor dem Einpumpen in den Keſſel weich zu machen
und abſetzen zu laſſen. Ein mit ſolch weich gemachtem Waſſer be-
ſchickter Keſſel kann keinen Keſſelſtein bilden
; er kann dauernd ohne
Störung oder Unterbrechung in Betrieb gehalten werden.

In der Praxis geſchieht das Weichmachen des Waſſers meiſt erſt im
Keſſel ſelbſt. Das iſt ein Fehler. Was nützt das weiche Waſſer im
Keſſel, wenn trotzdem der geſamte Kalk-, Magneſia- und Eiſengehalt des
Waſſers ſich im Keſſel befindet? Wenn auch von einzelnen Technikern dar-
auf hingewieſen wird, daß dieſe Verunreinigungen im Keſſel ſich als Schlamm
befinden und keine harte Kruſte bilden, ſo iſt dieſer Schlamm doch immer-
hin keine Wohlthat für den Keſſel; er bewirkt ein ſtoßendes Kochen, eine
ungleichmäßige Dampfentwickelung und macht auch von Zeit zu Zeit ein Ab-
blaſen des Keſſels notwendig. Warum alſo erſt einen Schlamm im Keſſel
erzeugen, den man außerhalb des Dampfkeſſels erzeugen und beſeitigen
kann? Die Reinigungsmethoden für Keſſelſpeiſewaſſer ſind ganz dieſelben,
wie im vorigen Paragraphen angegeben. Alle ſogenannten Keſſelſteinmittel,
welche in großer Anzahl und mit großer Reklame empfohlen werden, ſpeku-
lieren auf die Unkenntnis des Publikums; günſtigſten Falles beſtehen ſie aus
Soda. Einen nachweisbaren Nutzen wird man niemals davon haben. Man
reinige daher lieber das Waſſer und behalte ſein Geld!

Der Waſſerdampf, wie er im Dampfkeſſel gebildet wird, iſt Waſ-
ſer in ſeiner reinſten Form
. Er ſollte überall, wo er ſeine Arbeit
verrichtet hat, abgekühlt und geſammelt werden. Dieſem Zwecke dient der
Kondenſator (d. h. Verdichter). Das im Kondenſator geſammelte Waſſer,
das Kondenſationswaſſer, ſollte der Theorie nach chemiſch reines,
deſtilliertes Waſſer ſein. Es iſt in der That ein von mineraliſchen Be-
ſtandteilen völlig freies, abſolut weiches Waſſer; es enthält jedoch faſt ſtets
geringe Anteile von Schmier- oder Mineralölen, welche beim Durchgange
des Dampfes durch die Ventile der Leitungsröhren oder durch die Maſchine
mechaniſch mitgeriſſen werden. Dieſes Waſſer iſt wegen ſeiner Weichheit
für Färbereizwecke beſonders geeignet; es iſt jedoch ſeiner Oelteile wegen
nicht ohne weiteres verwendbar, ſondern muß vorher genügend gereinigt
werden.

Das Reinigen des Kondenſationswaſſers geſchieht am einfach-
ſten auf mechaniſchem Wege, indem man Oel und Waſſer ſich ruhig vonein-
ander trennen läßt, das unten befindliche Waſſer durch einen Hahn abläßt,
um dann dasſelbe durch Koks oder beſſer durch Knochenkohle und nachher
noch durch eine Kies- oder Sandſchicht treten zu laſſen. Zur völligen Ent-
fernung der öligen Beſtandteile empfiehlt ſich auch ein tüchtiges Durch-
rühren mit einer darauf gegoſſenen dünnen Schicht Benzin, Abſetzenlaſſen
und Verfahren wie oben. Gemeinhin enthält das Kondenſationswaſſer auch
kleine Mengen Eiſen. Man überzeugt ſich davon leicht, wenn man in ein
Reagierglas etwas Kondenſationswaſſer gibt, einige Tropfen chemiſch reine
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[230/0256] lichen Klagen über Keſſelſteinbildung, über die Schädigung, die der Dampfkeſſel dadurch erleidet, über die zeitweilige Betriebsſtörung durch Keſſelklopfen, über den infolge Keſſelſteinbildung vermehrten Kohlenverbrauch, abgeſehen von der durch plötzliche Loslöſung von Keſſelſteinkruſten leicht möglichen Explo- ſionsgefahr würden ſofort verſtummen, wenn man ſich entſchließen wollte, das Speiſewaſſer vor dem Einpumpen in den Keſſel weich zu machen und abſetzen zu laſſen. Ein mit ſolch weich gemachtem Waſſer be- ſchickter Keſſel kann keinen Keſſelſtein bilden; er kann dauernd ohne Störung oder Unterbrechung in Betrieb gehalten werden. In der Praxis geſchieht das Weichmachen des Waſſers meiſt erſt im Keſſel ſelbſt. Das iſt ein Fehler. Was nützt das weiche Waſſer im Keſſel, wenn trotzdem der geſamte Kalk-, Magneſia- und Eiſengehalt des Waſſers ſich im Keſſel befindet? Wenn auch von einzelnen Technikern dar- auf hingewieſen wird, daß dieſe Verunreinigungen im Keſſel ſich als Schlamm befinden und keine harte Kruſte bilden, ſo iſt dieſer Schlamm doch immer- hin keine Wohlthat für den Keſſel; er bewirkt ein ſtoßendes Kochen, eine ungleichmäßige Dampfentwickelung und macht auch von Zeit zu Zeit ein Ab- blaſen des Keſſels notwendig. Warum alſo erſt einen Schlamm im Keſſel erzeugen, den man außerhalb des Dampfkeſſels erzeugen und beſeitigen kann? Die Reinigungsmethoden für Keſſelſpeiſewaſſer ſind ganz dieſelben, wie im vorigen Paragraphen angegeben. Alle ſogenannten Keſſelſteinmittel, welche in großer Anzahl und mit großer Reklame empfohlen werden, ſpeku- lieren auf die Unkenntnis des Publikums; günſtigſten Falles beſtehen ſie aus Soda. Einen nachweisbaren Nutzen wird man niemals davon haben. Man reinige daher lieber das Waſſer und behalte ſein Geld! Der Waſſerdampf, wie er im Dampfkeſſel gebildet wird, iſt Waſ- ſer in ſeiner reinſten Form. Er ſollte überall, wo er ſeine Arbeit verrichtet hat, abgekühlt und geſammelt werden. Dieſem Zwecke dient der Kondenſator (d. h. Verdichter). Das im Kondenſator geſammelte Waſſer, das Kondenſationswaſſer, ſollte der Theorie nach chemiſch reines, deſtilliertes Waſſer ſein. Es iſt in der That ein von mineraliſchen Be- ſtandteilen völlig freies, abſolut weiches Waſſer; es enthält jedoch faſt ſtets geringe Anteile von Schmier- oder Mineralölen, welche beim Durchgange des Dampfes durch die Ventile der Leitungsröhren oder durch die Maſchine mechaniſch mitgeriſſen werden. Dieſes Waſſer iſt wegen ſeiner Weichheit für Färbereizwecke beſonders geeignet; es iſt jedoch ſeiner Oelteile wegen nicht ohne weiteres verwendbar, ſondern muß vorher genügend gereinigt werden. Das Reinigen des Kondenſationswaſſers geſchieht am einfach- ſten auf mechaniſchem Wege, indem man Oel und Waſſer ſich ruhig vonein- ander trennen läßt, das unten befindliche Waſſer durch einen Hahn abläßt, um dann dasſelbe durch Koks oder beſſer durch Knochenkohle und nachher noch durch eine Kies- oder Sandſchicht treten zu laſſen. Zur völligen Ent- fernung der öligen Beſtandteile empfiehlt ſich auch ein tüchtiges Durch- rühren mit einer darauf gegoſſenen dünnen Schicht Benzin, Abſetzenlaſſen und Verfahren wie oben. Gemeinhin enthält das Kondenſationswaſſer auch kleine Mengen Eiſen. Man überzeugt ſich davon leicht, wenn man in ein Reagierglas etwas Kondenſationswaſſer gibt, einige Tropfen chemiſch reine Salzſäure hinzufügt (die käufliche iſt ſtets eiſenhaltig, iſt deshalb zum Nach-

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/256>, abgerufen am 22.11.2024.