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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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stoff nicht. Der Farbstoffträger sitzt also in der äußersten Beerenoberfläche und
geht aus der anfangs hellgrünen, dann goldgelben Farbe bei der Reife in
eine olivgrüne über. Es darf wohl angenommen werden, daß hier der Luftsauer-
stoff oxydierend wirkt, und daß der olivgrüne Farbstoff der reifen
Früchte der eigentliche Farbstoff ist
, während der grüne Farbstoff
der noch nicht reifen Beeren als eine Mischung des Chromogenes der Gelb-
beeren mit -- je nach der vorgeschrittenen Fruchtreife -- kleineren oder
größeren Mengen des fertigen Farbstoffes zu betrachten ist. Da überdies
die Gelbbeeren viel Gerbsäure enthalten, so ist es nicht ausgeschlossen, daß
sowohl das Chromogen, wie der Farbstoff selbst in Form von Glycosiden in
den Gelbbeeren enthalten sind. Ueberhaupt zeigt der Farbstoff der Gelb-
beeren manche Uebereinstimmung mit dem des Fisetholzes, bei welchem die
Beziehungen zwischen Fisetin und Fustin ja auch noch keineswegs einwand-
frei festgestellt sind.

Anwendung. Die Gelbbeeren finden in der Färberei nur beschränkte
Verwendung in der Wollenfärberei und zum Färben von Leder; um so be-
deutender ist ihre Verwendung im Zeugdruck. -- Da der Farbstoff in
der äußeren Fruchthülle liegt, hat ein Zerkleinern oder Mahlen
der Gelbbeeren keinen Sinn
. -- Ueber ein Gelbbeeren-Extrakt s. Farb-
stoffpräparate § 58.

Prüfung und Wertbestimmung. Eine Verfälschung der Gelb-
beeren ist wohl ausgeschlossen, da sie unzerkleinert gekauft werden. Eine
Wertbestimmung des Farbstoffgehaltes erfolgt durch Probefärben.

§ 38. Quercitron.

Von den vegetabilischen gelben Farbstoffen ist Quercitron der für die
Färberei am meisten angewandte. Das Färbematerial kam 1775 nach
Europa; es ist durch einen hohen Farbstoffgehalt ausgezeichnet und besitzt
4 mal soviel Färbekraft als Gelbholz, 10 mal soviel als Wau.

Abstammung. Quercitron ist die von der schwarzen Außenrinde be-
freite, geraspelte oder gemahlene Rinde einiger in Nordamerika heimischen,
jetzt auch in Frankreich und Deutschland wachsenden Eichenarten und zwar:
Quercus tinctoria Willd. und Quercus nigra, seltener Quercus digitata
und Qu. trifida, Qu. aquatica, Qu. cinerea.

Handelssorten. Es kommen 3 Sorten im Handel vor: Phila-
delphia-, New-York- und Baltimore-Quercitron.

Quercitronfarbstoff. Dieser wurde zuerst von Chevreul in
Krystallen dargestellt, später von Bolley untersucht. Er ist in der Rinde
als Glycosid enthalten und Quercitrin genannt worden. Seine Formel
ist C33 H30 O17. Er bildet schwefelgelbe Kryställchen, welche sehr schwer in
kaltem, etwas leichter in heißem Wasser, sehr leicht in Alkohol löslich sind;
er spaltet sich beim Behandeln mit verdünnten Säuren in Quercetin und
einer Zuckerart (Isodulcit).

[Formel 1] Quercitrin Wasser Quercetin Isodulcit

Ganswindt, Färberei. 9

ſtoff nicht. Der Farbſtoffträger ſitzt alſo in der äußerſten Beerenoberfläche und
geht aus der anfangs hellgrünen, dann goldgelben Farbe bei der Reife in
eine olivgrüne über. Es darf wohl angenommen werden, daß hier der Luftſauer-
ſtoff oxydierend wirkt, und daß der olivgrüne Farbſtoff der reifen
Früchte der eigentliche Farbſtoff iſt
, während der grüne Farbſtoff
der noch nicht reifen Beeren als eine Miſchung des Chromogenes der Gelb-
beeren mit — je nach der vorgeſchrittenen Fruchtreife — kleineren oder
größeren Mengen des fertigen Farbſtoffes zu betrachten iſt. Da überdies
die Gelbbeeren viel Gerbſäure enthalten, ſo iſt es nicht ausgeſchloſſen, daß
ſowohl das Chromogen, wie der Farbſtoff ſelbſt in Form von Glycoſiden in
den Gelbbeeren enthalten ſind. Ueberhaupt zeigt der Farbſtoff der Gelb-
beeren manche Uebereinſtimmung mit dem des Fiſetholzes, bei welchem die
Beziehungen zwiſchen Fiſetin und Fuſtin ja auch noch keineswegs einwand-
frei feſtgeſtellt ſind.

Anwendung. Die Gelbbeeren finden in der Färberei nur beſchränkte
Verwendung in der Wollenfärberei und zum Färben von Leder; um ſo be-
deutender iſt ihre Verwendung im Zeugdruck. — Da der Farbſtoff in
der äußeren Fruchthülle liegt, hat ein Zerkleinern oder Mahlen
der Gelbbeeren keinen Sinn
. — Ueber ein Gelbbeeren-Extrakt ſ. Farb-
ſtoffpräparate § 58.

Prüfung und Wertbeſtimmung. Eine Verfälſchung der Gelb-
beeren iſt wohl ausgeſchloſſen, da ſie unzerkleinert gekauft werden. Eine
Wertbeſtimmung des Farbſtoffgehaltes erfolgt durch Probefärben.

§ 38. Quercitron.

Von den vegetabiliſchen gelben Farbſtoffen iſt Quercitron der für die
Färberei am meiſten angewandte. Das Färbematerial kam 1775 nach
Europa; es iſt durch einen hohen Farbſtoffgehalt ausgezeichnet und beſitzt
4 mal ſoviel Färbekraft als Gelbholz, 10 mal ſoviel als Wau.

Abſtammung. Quercitron iſt die von der ſchwarzen Außenrinde be-
freite, geraſpelte oder gemahlene Rinde einiger in Nordamerika heimiſchen,
jetzt auch in Frankreich und Deutſchland wachſenden Eichenarten und zwar:
Quercus tinctoria Willd. und Quercus nigra, ſeltener Quercus digitata
und Qu. trifida, Qu. aquatica, Qu. cinerea.

Handelsſorten. Es kommen 3 Sorten im Handel vor: Phila-
delphia-, New-York- und Baltimore-Quercitron.

Quercitronfarbſtoff. Dieſer wurde zuerſt von Chevreul in
Kryſtallen dargeſtellt, ſpäter von Bolley unterſucht. Er iſt in der Rinde
als Glycoſid enthalten und Quercitrin genannt worden. Seine Formel
iſt C33 H30 O17. Er bildet ſchwefelgelbe Kryſtällchen, welche ſehr ſchwer in
kaltem, etwas leichter in heißem Waſſer, ſehr leicht in Alkohol löslich ſind;
er ſpaltet ſich beim Behandeln mit verdünnten Säuren in Quercetin und
einer Zuckerart (Iſodulcit).

[Formel 1] Quercitrin Waſſer Quercetin Iſodulcit

Ganswindt, Färberei. 9
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[129/0155] ſtoff nicht. Der Farbſtoffträger ſitzt alſo in der äußerſten Beerenoberfläche und geht aus der anfangs hellgrünen, dann goldgelben Farbe bei der Reife in eine olivgrüne über. Es darf wohl angenommen werden, daß hier der Luftſauer- ſtoff oxydierend wirkt, und daß der olivgrüne Farbſtoff der reifen Früchte der eigentliche Farbſtoff iſt, während der grüne Farbſtoff der noch nicht reifen Beeren als eine Miſchung des Chromogenes der Gelb- beeren mit — je nach der vorgeſchrittenen Fruchtreife — kleineren oder größeren Mengen des fertigen Farbſtoffes zu betrachten iſt. Da überdies die Gelbbeeren viel Gerbſäure enthalten, ſo iſt es nicht ausgeſchloſſen, daß ſowohl das Chromogen, wie der Farbſtoff ſelbſt in Form von Glycoſiden in den Gelbbeeren enthalten ſind. Ueberhaupt zeigt der Farbſtoff der Gelb- beeren manche Uebereinſtimmung mit dem des Fiſetholzes, bei welchem die Beziehungen zwiſchen Fiſetin und Fuſtin ja auch noch keineswegs einwand- frei feſtgeſtellt ſind. Anwendung. Die Gelbbeeren finden in der Färberei nur beſchränkte Verwendung in der Wollenfärberei und zum Färben von Leder; um ſo be- deutender iſt ihre Verwendung im Zeugdruck. — Da der Farbſtoff in der äußeren Fruchthülle liegt, hat ein Zerkleinern oder Mahlen der Gelbbeeren keinen Sinn. — Ueber ein Gelbbeeren-Extrakt ſ. Farb- ſtoffpräparate § 58. Prüfung und Wertbeſtimmung. Eine Verfälſchung der Gelb- beeren iſt wohl ausgeſchloſſen, da ſie unzerkleinert gekauft werden. Eine Wertbeſtimmung des Farbſtoffgehaltes erfolgt durch Probefärben. § 38. Quercitron. Von den vegetabiliſchen gelben Farbſtoffen iſt Quercitron der für die Färberei am meiſten angewandte. Das Färbematerial kam 1775 nach Europa; es iſt durch einen hohen Farbſtoffgehalt ausgezeichnet und beſitzt 4 mal ſoviel Färbekraft als Gelbholz, 10 mal ſoviel als Wau. Abſtammung. Quercitron iſt die von der ſchwarzen Außenrinde be- freite, geraſpelte oder gemahlene Rinde einiger in Nordamerika heimiſchen, jetzt auch in Frankreich und Deutſchland wachſenden Eichenarten und zwar: Quercus tinctoria Willd. und Quercus nigra, ſeltener Quercus digitata und Qu. trifida, Qu. aquatica, Qu. cinerea. Handelsſorten. Es kommen 3 Sorten im Handel vor: Phila- delphia-, New-York- und Baltimore-Quercitron. Quercitronfarbſtoff. Dieſer wurde zuerſt von Chevreul in Kryſtallen dargeſtellt, ſpäter von Bolley unterſucht. Er iſt in der Rinde als Glycoſid enthalten und Quercitrin genannt worden. Seine Formel iſt C33 H30 O17. Er bildet ſchwefelgelbe Kryſtällchen, welche ſehr ſchwer in kaltem, etwas leichter in heißem Waſſer, ſehr leicht in Alkohol löslich ſind; er ſpaltet ſich beim Behandeln mit verdünnten Säuren in Quercetin und einer Zuckerart (Iſodulcit). [FORMEL] Quercitrin Waſſer Quercetin Iſodulcit Ganswindt, Färberei. 9

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/155>, abgerufen am 27.11.2024.