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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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I. Rote Farbmaterialien.
§ 26. Rothölzer.

Als Rotholz kommen mehrere Hölzer verschiedener Abstammung zur
Verwendung und zwar:

1. Fernambukholz, das von Rinde und Splint befreite Kernholz
von Caesalpinia echinata Lamarq. und C. crista L. aus der Familie
der Leguminosae.
2. Sappanholz oder Japanholz von Caesalpinia Sappan L.
3. Lima- oder Nicaraguaholz von C. bijuga Sw.
4. Brasiletholz von C. brasiliensis Sw. und C. vesicaria.
5. Sandelholz von Pterocarpus sautalinus aus der Familie der
Papilionaceae.
6. Camwood oder Barwood von Baphia nitida Lodd. aus der
Familie der Papilionaceae.

Diese sechs verschiedenen Farbhölzer lassen sich bequem in zwei Kate-
gorien bringen. Die vier ersten Hölzer*) enthalten sämtlich das Chromogen
Brasilin, C16 H14 O5, welches zum kleineren Teile sich bereits in den
zugehörigen Farbstoff Brasilein, C16 H12 O5, umgewandelt hat. In reinem
Zustande bildet das Brasilin kleine farblose Krystallnadeln, deren wässerige
Auflösung allmählich ins Karmoisinrote übergeht; das Chromogen verwandelt
sich dabei, besonders schnell in Siedetemperatur und bei Anwesenheit von
Alkalien, in den eigentlichen roten Farbstoff, Brasilein. Letzteres bildet in
reinem Zustande kleine dunkle Krystalle von grauem Metallglanz, welche
sich in heißem Wasser rosenfarbig lösen. Diese Lösung besitzt orangene
Fluorescenz.

Die unter 5 und 6 genannten Sandel und Camwood enthalten da-
gegen das Chromogen Santalin, C8 H7 O3, welches teils in den zugehöri-
gen Farbstoff Santalein, C8 H6 O3, bereits übergegangen ist. Daß über-
dies auch die beiderseitigen Chromogene und die Farbstoffe dieser Gruppe in
naher chemischer Beziehung zu einander stehen, zeigt ein Blick auf ihre
chemischen Formeln. Das Chromogen scheint ein Hydrobrasilin C16 H14 O6
= C16 H13 (OH) O5
zu sein, und es wäre demnach die oben angegebene
Formel C8 H7 O3 zu verdoppeln.

Fernambukholz**), Pernambuk, Brasilienholz, Guilandinaholz, im
tropischen Amerika heimisch, ist außen gelbbraun, innen hellrot; es ist schwer
und hart, schwimmt nicht auf dem Wasser; die teuerste und beste Sorte.

Sappanholz, Japanholz, ostindisches Rotholz, in Japan, China, auf
Ceylon und den Inseln des indischen Archipels heimisch, eine minder ge-

*) Romen erwähnt noch vier andere Arten in diese Kategorie gehöriger Rot-
hölzer: Nakacaguaholz, Bahiaholz, Kaliforniaholz, Terrafirmaholz, über deren Ab-
stammung etwas Verläßliches nicht bekannt ist.
**) Der Name stammt von der Stadt Fernambuco in Brasilien, in deren Nähe
der Baum viel vorkommt.
I. Rote Farbmaterialien.
§ 26. Rothölzer.

Als Rotholz kommen mehrere Hölzer verſchiedener Abſtammung zur
Verwendung und zwar:

1. Fernambukholz, das von Rinde und Splint befreite Kernholz
von Caesalpinia echinata Lamarq. und C. crista L. aus der Familie
der Leguminosae.
2. Sappanholz oder Japanholz von Caesalpinia Sappan L.
3. Lima- oder Nicaraguaholz von C. bijuga Sw.
4. Braſiletholz von C. brasiliensis Sw. und C. vesicaria.
5. Sandelholz von Pterocarpus sautalinus aus der Familie der
Papilionaceae.
6. Camwood oder Barwood von Baphia nitida Lodd. aus der
Familie der Papilionaceae.

Dieſe ſechs verſchiedenen Farbhölzer laſſen ſich bequem in zwei Kate-
gorien bringen. Die vier erſten Hölzer*) enthalten ſämtlich das Chromogen
Braſilin, C16 H14 O5, welches zum kleineren Teile ſich bereits in den
zugehörigen Farbſtoff Braſileïn, C16 H12 O5, umgewandelt hat. In reinem
Zuſtande bildet das Braſilin kleine farbloſe Kryſtallnadeln, deren wäſſerige
Auflöſung allmählich ins Karmoiſinrote übergeht; das Chromogen verwandelt
ſich dabei, beſonders ſchnell in Siedetemperatur und bei Anweſenheit von
Alkalien, in den eigentlichen roten Farbſtoff, Braſilein. Letzteres bildet in
reinem Zuſtande kleine dunkle Kryſtalle von grauem Metallglanz, welche
ſich in heißem Waſſer roſenfarbig löſen. Dieſe Löſung beſitzt orangene
Fluorescenz.

Die unter 5 und 6 genannten Sandel und Camwood enthalten da-
gegen das Chromogen Santalin, C8 H7 O3, welches teils in den zugehöri-
gen Farbſtoff Santaleïn, C8 H6 O3, bereits übergegangen iſt. Daß über-
dies auch die beiderſeitigen Chromogene und die Farbſtoffe dieſer Gruppe in
naher chemiſcher Beziehung zu einander ſtehen, zeigt ein Blick auf ihre
chemiſchen Formeln. Das Chromogen ſcheint ein Hydrobraſilin C16 H14 O6
= C16 H13 (OH) O5
zu ſein, und es wäre demnach die oben angegebene
Formel C8 H7 O3 zu verdoppeln.

Fernambukholz**), Pernambuk, Braſilienholz, Guilandinaholz, im
tropiſchen Amerika heimiſch, iſt außen gelbbraun, innen hellrot; es iſt ſchwer
und hart, ſchwimmt nicht auf dem Waſſer; die teuerſte und beſte Sorte.

Sappanholz, Japanholz, oſtindiſches Rotholz, in Japan, China, auf
Ceylon und den Inſeln des indiſchen Archipels heimiſch, eine minder ge-

*) Romen erwähnt noch vier andere Arten in dieſe Kategorie gehöriger Rot-
hölzer: Nakacaguaholz, Bahiaholz, Kaliforniaholz, Terrafirmaholz, über deren Ab-
ſtammung etwas Verläßliches nicht bekannt iſt.
**) Der Name ſtammt von der Stadt Fernambuco in Braſilien, in deren Nähe
der Baum viel vorkommt.
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[100/0126] I. Rote Farbmaterialien. § 26. Rothölzer. Als Rotholz kommen mehrere Hölzer verſchiedener Abſtammung zur Verwendung und zwar: 1. Fernambukholz, das von Rinde und Splint befreite Kernholz von Caesalpinia echinata Lamarq. und C. crista L. aus der Familie der Leguminosae. 2. Sappanholz oder Japanholz von Caesalpinia Sappan L. 3. Lima- oder Nicaraguaholz von C. bijuga Sw. 4. Braſiletholz von C. brasiliensis Sw. und C. vesicaria. 5. Sandelholz von Pterocarpus sautalinus aus der Familie der Papilionaceae. 6. Camwood oder Barwood von Baphia nitida Lodd. aus der Familie der Papilionaceae. Dieſe ſechs verſchiedenen Farbhölzer laſſen ſich bequem in zwei Kate- gorien bringen. Die vier erſten Hölzer *) enthalten ſämtlich das Chromogen Braſilin, C16 H14 O5, welches zum kleineren Teile ſich bereits in den zugehörigen Farbſtoff Braſileïn, C16 H12 O5, umgewandelt hat. In reinem Zuſtande bildet das Braſilin kleine farbloſe Kryſtallnadeln, deren wäſſerige Auflöſung allmählich ins Karmoiſinrote übergeht; das Chromogen verwandelt ſich dabei, beſonders ſchnell in Siedetemperatur und bei Anweſenheit von Alkalien, in den eigentlichen roten Farbſtoff, Braſilein. Letzteres bildet in reinem Zuſtande kleine dunkle Kryſtalle von grauem Metallglanz, welche ſich in heißem Waſſer roſenfarbig löſen. Dieſe Löſung beſitzt orangene Fluorescenz. Die unter 5 und 6 genannten Sandel und Camwood enthalten da- gegen das Chromogen Santalin, C8 H7 O3, welches teils in den zugehöri- gen Farbſtoff Santaleïn, C8 H6 O3, bereits übergegangen iſt. Daß über- dies auch die beiderſeitigen Chromogene und die Farbſtoffe dieſer Gruppe in naher chemiſcher Beziehung zu einander ſtehen, zeigt ein Blick auf ihre chemiſchen Formeln. Das Chromogen ſcheint ein Hydrobraſilin C16 H14 O6 = C16 H13 (OH) O5 zu ſein, und es wäre demnach die oben angegebene Formel C8 H7 O3 zu verdoppeln. Fernambukholz **), Pernambuk, Braſilienholz, Guilandinaholz, im tropiſchen Amerika heimiſch, iſt außen gelbbraun, innen hellrot; es iſt ſchwer und hart, ſchwimmt nicht auf dem Waſſer; die teuerſte und beſte Sorte. Sappanholz, Japanholz, oſtindiſches Rotholz, in Japan, China, auf Ceylon und den Inſeln des indiſchen Archipels heimiſch, eine minder ge- *) Romen erwähnt noch vier andere Arten in dieſe Kategorie gehöriger Rot- hölzer: Nakacaguaholz, Bahiaholz, Kaliforniaholz, Terrafirmaholz, über deren Ab- ſtammung etwas Verläßliches nicht bekannt iſt. **) Der Name ſtammt von der Stadt Fernambuco in Braſilien, in deren Nähe der Baum viel vorkommt.

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/126>, abgerufen am 27.11.2024.