in der bei weitem größern Mehrzahl auf einzelne Pflanzenteile beschränkt; doch sind mehr oder minder alle pflanzlichen Organe befähigt, Farbstoffe zu bilden oder in sich aufzuspeichern. Je nach dem Aufbewahrungsorte des Farbstoffes oder des Chromogens in den Pflanzen verwendet man daher in der Färberei:
a)Wurzeln. Hierher zählen: Krapp, Curcuma, Alkannawurzel, Morindawurzel, Sauerdorn- oder Berberitzenwurzel, Datiscawurzel, Granat- wurzel und Rhabarber.
Mit den vorstehend aufgezählten Farbwaren ist die Anzahl derselben keineswegs erschöpft; vielmehr könnte ich noch eine sehr große Anzahl von Farbmaterialien namhaft machen, welche schöne und zum Teil wertvolle Farbstoffe enthalten, und auch vereinzelt angewendet werden. Insbesondere sind hier die gelben Pflanzenfarbstoffe reichlich vertreten, vornehmlich in der Wurzel, der Rinde, Blättern und Blüten. Ebenso liefern eine ganze An- zahl von Pflanzen indigoähnliche Farbstoffe; selten dagegen ist die Zahl der roten Farbstoffe.
Da die oben versuchte Einteilung nach den Pflanzenteilen, in denen der Farbstoff enthalten ist, eine scharfe Abgrenzung nicht ermöglicht, da ein solcher bisweilen gleichzeitig in Wurzel und Stengel, in Stengel und Blät- tern, in Rinde und Blüten etc. sich vorfindet, so werde ich im weitern Verlaufe der Schilderung der vegetabilischen Farbwaren dieselben nach den Farben, welche sie erzeugen, einteilen. Der Einfachheit hal- ber habe ich auch die gerbstoffhaltigen Farbmaterialien pflanzlicher Herkunft gleich hier hineingezogen, da ihre Abtrennung eine unnatürliche gewesen sein würde.
Die vorbenannten Farbmaterialien kommen fast sämtlich als die be- treffenden Pflanzenteile (resp. ganze Pflanzen) in den Handel, also in einer Form, welche den eigentlichen Farbstoff nur in gewissen Mengenverhältnissen enthält; seltener wird die Rohdroge gleich am Gewinnungsorte in eine für praktische Ausnützung verwendbare Form gebracht und kommt dann als Halbfabrikat in den Handel, z. B. Orlean, Orseille, Persio etc. Wahr- scheinlich ist auch das Bestreben vorhanden gewesen, den eigentlichen Farb-
in der bei weitem größern Mehrzahl auf einzelne Pflanzenteile beſchränkt; doch ſind mehr oder minder alle pflanzlichen Organe befähigt, Farbſtoffe zu bilden oder in ſich aufzuſpeichern. Je nach dem Aufbewahrungsorte des Farbſtoffes oder des Chromogens in den Pflanzen verwendet man daher in der Färberei:
a)Wurzeln. Hierher zählen: Krapp, Curcuma, Alkannawurzel, Morindawurzel, Sauerdorn- oder Berberitzenwurzel, Datiscawurzel, Granat- wurzel und Rhabarber.
Mit den vorſtehend aufgezählten Farbwaren iſt die Anzahl derſelben keineswegs erſchöpft; vielmehr könnte ich noch eine ſehr große Anzahl von Farbmaterialien namhaft machen, welche ſchöne und zum Teil wertvolle Farbſtoffe enthalten, und auch vereinzelt angewendet werden. Insbeſondere ſind hier die gelben Pflanzenfarbſtoffe reichlich vertreten, vornehmlich in der Wurzel, der Rinde, Blättern und Blüten. Ebenſo liefern eine ganze An- zahl von Pflanzen indigoähnliche Farbſtoffe; ſelten dagegen iſt die Zahl der roten Farbſtoffe.
Da die oben verſuchte Einteilung nach den Pflanzenteilen, in denen der Farbſtoff enthalten iſt, eine ſcharfe Abgrenzung nicht ermöglicht, da ein ſolcher bisweilen gleichzeitig in Wurzel und Stengel, in Stengel und Blät- tern, in Rinde und Blüten ꝛc. ſich vorfindet, ſo werde ich im weitern Verlaufe der Schilderung der vegetabiliſchen Farbwaren dieſelben nach den Farben, welche ſie erzeugen, einteilen. Der Einfachheit hal- ber habe ich auch die gerbſtoffhaltigen Farbmaterialien pflanzlicher Herkunft gleich hier hineingezogen, da ihre Abtrennung eine unnatürliche geweſen ſein würde.
Die vorbenannten Farbmaterialien kommen faſt ſämtlich als die be- treffenden Pflanzenteile (reſp. ganze Pflanzen) in den Handel, alſo in einer Form, welche den eigentlichen Farbſtoff nur in gewiſſen Mengenverhältniſſen enthält; ſeltener wird die Rohdroge gleich am Gewinnungsorte in eine für praktiſche Ausnützung verwendbare Form gebracht und kommt dann als Halbfabrikat in den Handel, z. B. Orlean, Orſeille, Perſio ꝛc. Wahr- ſcheinlich iſt auch das Beſtreben vorhanden geweſen, den eigentlichen Farb-
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[96/0122]
in der bei weitem größern Mehrzahl auf einzelne Pflanzenteile beſchränkt;
doch ſind mehr oder minder alle pflanzlichen Organe befähigt, Farbſtoffe zu
bilden oder in ſich aufzuſpeichern. Je nach dem Aufbewahrungsorte des
Farbſtoffes oder des Chromogens in den Pflanzen verwendet man daher in
der Färberei:
a) Wurzeln. Hierher zählen: Krapp, Curcuma, Alkannawurzel,
Morindawurzel, Sauerdorn- oder Berberitzenwurzel, Datiscawurzel, Granat-
wurzel und Rhabarber.
b) Hölzer: Blauholz, Fernambukholz, Sandelholz, Sappanholz, Bar-
wood, Camwood, Gelbholz, Fiſetholz, Berberitzenholz.
c) Rinden: Quercitron, Lokao, Roßkaſtanienrinde, Kreuzdorn- und
Faulbaumrinde, ſowie die Rinden der Erle, Platane, Pappel, Weide, Eiche
und Walnuß.
d) Blätter: Stechpalme, Bignonienblätter (Chica), Datiscablätter,
Sumach.
e) Stengel: Hirſenſtengel, Buchweizen, Sorghum.
f) Blüten oder Blütenteile: Safflor, Malve, Monarda, Safran.
g) Früchte oder Fruchtteile: Gelbbeeren, Orlean, chineſiſche Gelb-
ſchoten, Kreuzdorn, Kermesbeeren, Myrobalanen, Knoppern, Walnußſchalen,
Dividivi, Bablah, Harmala, Kamala.
h) Ganze Pflanzen: Waid, Wau, Scharte, Ginſter.
i) Flechten: Orſeille, Lackmus, Perſio (Cudbear), Tourneſol.
k) Eingetrocknete Pflanzenſäfte: Indigo, Catechu, Aloë.
l) Auswüchſe auf Pflanzen: Galläpfel.
m) Harze: Drachenblut.
Mit den vorſtehend aufgezählten Farbwaren iſt die Anzahl derſelben
keineswegs erſchöpft; vielmehr könnte ich noch eine ſehr große Anzahl von
Farbmaterialien namhaft machen, welche ſchöne und zum Teil wertvolle
Farbſtoffe enthalten, und auch vereinzelt angewendet werden. Insbeſondere
ſind hier die gelben Pflanzenfarbſtoffe reichlich vertreten, vornehmlich in der
Wurzel, der Rinde, Blättern und Blüten. Ebenſo liefern eine ganze An-
zahl von Pflanzen indigoähnliche Farbſtoffe; ſelten dagegen iſt die Zahl der
roten Farbſtoffe.
Da die oben verſuchte Einteilung nach den Pflanzenteilen, in denen
der Farbſtoff enthalten iſt, eine ſcharfe Abgrenzung nicht ermöglicht, da ein
ſolcher bisweilen gleichzeitig in Wurzel und Stengel, in Stengel und Blät-
tern, in Rinde und Blüten ꝛc. ſich vorfindet, ſo werde ich im weitern
Verlaufe der Schilderung der vegetabiliſchen Farbwaren dieſelben nach
den Farben, welche ſie erzeugen, einteilen. Der Einfachheit hal-
ber habe ich auch die gerbſtoffhaltigen Farbmaterialien pflanzlicher Herkunft
gleich hier hineingezogen, da ihre Abtrennung eine unnatürliche geweſen
ſein würde.
Die vorbenannten Farbmaterialien kommen faſt ſämtlich als die be-
treffenden Pflanzenteile (reſp. ganze Pflanzen) in den Handel, alſo in einer
Form, welche den eigentlichen Farbſtoff nur in gewiſſen Mengenverhältniſſen
enthält; ſeltener wird die Rohdroge gleich am Gewinnungsorte in eine für
praktiſche Ausnützung verwendbare Form gebracht und kommt dann als
Halbfabrikat in den Handel, z. B. Orlean, Orſeille, Perſio ꝛc. Wahr-
ſcheinlich iſt auch das Beſtreben vorhanden geweſen, den eigentlichen Farb-
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/122>, abgerufen am 17.02.2025.
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