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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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Scham; plötzlicher Freude oder plötzlichem Leid etc. rc
Weiber sind dem Scheintode häufiger ausgesetzt, als
Männer, und behalten das Vermögen, wieder auf-
zuleben, länger. -- Der Scheintod ist gemeiner in
hitzigen als in langwierigen Krankheiten, und ist
dann, wenn sich der Tod unvermuthet zugetragen hat,
am ersten zu vermuthen.

Die Zeichen von der Natur eines jeden,
und die darauf gegründete Behandlungsart sind verschie-
den, und müssen jedem Arzte aus den daher gehöri-
gen Schriftstellern genau bekannt seyn.*)

Es ist sehr merkwürdig, daß sehr viele Schein-
toden von selbst wieder zu sich kommen, obschon man
zuvor das wirksamste Verfahren lange Zeit umsonst
angewandt und der Scheintod schon sehr lange ange-
halten hatte. In dem neuen deutschen Merkur führt
Hufeland die Geschichte der Milady Russel an,
welche 7 Tage lang im Todesschlummer lag, während
welcher Zeit sich keine Zeichen der Fäulniß äußerten,
welche ihr Gemahl durchaus abwarten wollte. End-
lich erwachte sie. Merkwürdiger noch ist das Beyspiel
von einer Professors Frau, welches Camerer er-
zählt. Diese sehr zu hysterischen Zufällen geneigte

Per-
*) Die wichtigsten sind gesammelt in der kurzgefaßten Me-
thode, die Scheintoden wieder zu beleben etc. von einem
reisenden Deutschen.

Scham; ploͤtzlicher Freude oder ploͤtzlichem Leid ꝛc. ꝛc
Weiber ſind dem Scheintode haͤufiger ausgeſetzt, als
Maͤnner, und behalten das Vermoͤgen, wieder auf-
zuleben, laͤnger. — Der Scheintod iſt gemeiner in
hitzigen als in langwierigen Krankheiten, und iſt
dann, wenn ſich der Tod unvermuthet zugetragen hat,
am erſten zu vermuthen.

Die Zeichen von der Natur eines jeden,
und die darauf gegruͤndete Behandlungsart ſind verſchie-
den, und muͤſſen jedem Arzte aus den daher gehoͤri-
gen Schriftſtellern genau bekannt ſeyn.*)

Es iſt ſehr merkwuͤrdig, daß ſehr viele Schein-
toden von ſelbſt wieder zu ſich kommen, obſchon man
zuvor das wirkſamſte Verfahren lange Zeit umſonſt
angewandt und der Scheintod ſchon ſehr lange ange-
halten hatte. In dem neuen deutſchen Merkur fuͤhrt
Hufeland die Geſchichte der Milady Ruſſel an,
welche 7 Tage lang im Todesſchlummer lag, waͤhrend
welcher Zeit ſich keine Zeichen der Faͤulniß aͤußerten,
welche ihr Gemahl durchaus abwarten wollte. End-
lich erwachte ſie. Merkwuͤrdiger noch iſt das Beyſpiel
von einer Profeſſors Frau, welches Camerer er-
zaͤhlt. Dieſe ſehr zu hyſteriſchen Zufaͤllen geneigte

Per-
*) Die wichtigſten ſind geſammelt in der kurzgefaßten Me-
thode, die Scheintoden wieder zu beleben ꝛc. von einem
reiſenden Deutſchen.
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[715/0734] Scham; ploͤtzlicher Freude oder ploͤtzlichem Leid ꝛc. ꝛc Weiber ſind dem Scheintode haͤufiger ausgeſetzt, als Maͤnner, und behalten das Vermoͤgen, wieder auf- zuleben, laͤnger. — Der Scheintod iſt gemeiner in hitzigen als in langwierigen Krankheiten, und iſt dann, wenn ſich der Tod unvermuthet zugetragen hat, am erſten zu vermuthen. Die Zeichen von der Natur eines jeden, und die darauf gegruͤndete Behandlungsart ſind verſchie- den, und muͤſſen jedem Arzte aus den daher gehoͤri- gen Schriftſtellern genau bekannt ſeyn. *) Es iſt ſehr merkwuͤrdig, daß ſehr viele Schein- toden von ſelbſt wieder zu ſich kommen, obſchon man zuvor das wirkſamſte Verfahren lange Zeit umſonſt angewandt und der Scheintod ſchon ſehr lange ange- halten hatte. In dem neuen deutſchen Merkur fuͤhrt Hufeland die Geſchichte der Milady Ruſſel an, welche 7 Tage lang im Todesſchlummer lag, waͤhrend welcher Zeit ſich keine Zeichen der Faͤulniß aͤußerten, welche ihr Gemahl durchaus abwarten wollte. End- lich erwachte ſie. Merkwuͤrdiger noch iſt das Beyſpiel von einer Profeſſors Frau, welches Camerer er- zaͤhlt. Dieſe ſehr zu hyſteriſchen Zufaͤllen geneigte Per- *) Die wichtigſten ſind geſammelt in der kurzgefaßten Me- thode, die Scheintoden wieder zu beleben ꝛc. von einem reiſenden Deutſchen.

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 715. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/734>, abgerufen am 21.11.2024.