liches darüber sagen. Und diese verdienen unstreitig überall, wo eine spezifische Krankheits ursache zugegen ist, vor allen, bloß durch eine allgemeine Kraft wirkenden Dingen, den Vorzug. Alle auflösenden und ausleerenden Mittel z. B. würden den gröbern Stoff eines, unter der Maske eines leicht tödlich werdenden Todenschlum- mers, erscheinenden Wechselfiebers wegschaffen. Aber die dringende Gefahr erheischet das eigene Ge- genmittel der periodischen Anfälle, welche ihren Grund ohne Zweifel in der eigenen Natur der Eingeweide, oder in einem eignen spezifischen Fieberstoffe (Miasma) haben. So haben die Pocken, die Masern, der Frie- sel, der Scharlach, die Lustseuche, die Kräze, der Aussatz, der Weichselzopf u. s. w. ihre eigenen ma- teriellen Stoffe. Vielleicht gilt dieses von allen wah- ren, eigentlichen Krankheiten: der Pest, der entzünd- lichen oder faulichten, skrophulösen, krebsartigen, scharbockartigen etc. Beschaffenheit der Säfte. Es seye nun, daß diese auf eine eigne Art zerstöhrt oder gemischt werden, oder daß etwas Eignes in ihnen erzeugt, oder von Aussen hinzugekommen seye; so kann Nie- mand behaupten, daß es nicht etwas gebe, durch des- sen Einwirkung der gegenwärtige Zustand unmittelbar verändert, verbessert, zerstöhrt oder unwirksam ge- macht werden könne.
Freylich, wer ein eignes Mittel sucht gegen den Seitenstich, die Hirnwuth, die Wassersucht, die Abzehrung, das Fieber, das Blutbrechen, den Bauch- fluß, die Ruhr, die Kolick, den Schlagfluß, die Fallsucht, die Zuckungen etc.; gegen die Verschieden-
heit
Gall I. Band X x
liches daruͤber ſagen. Und dieſe verdienen unſtreitig uͤberall, wo eine ſpezifiſche Krankheits urſache zugegen iſt, vor allen, bloß durch eine allgemeine Kraft wirkenden Dingen, den Vorzug. Alle aufloͤſenden und ausleerenden Mittel z. B. wuͤrden den groͤbern Stoff eines, unter der Maske eines leicht toͤdlich werdenden Todenſchlum- mers, erſcheinenden Wechſelfiebers wegſchaffen. Aber die dringende Gefahr erheiſchet das eigene Ge- genmittel der periodiſchen Anfaͤlle, welche ihren Grund ohne Zweifel in der eigenen Natur der Eingeweide, oder in einem eignen ſpezifiſchen Fieberſtoffe (Miasma) haben. So haben die Pocken, die Maſern, der Frie- ſel, der Scharlach, die Luſtſeuche, die Kraͤze, der Auſſatz, der Weichſelzopf u. ſ. w. ihre eigenen ma- teriellen Stoffe. Vielleicht gilt dieſes von allen wah- ren, eigentlichen Krankheiten: der Peſt, der entzuͤnd- lichen oder faulichten, ſkrophuloͤſen, krebsartigen, ſcharbockartigen ꝛc. Beſchaffenheit der Saͤfte. Es ſeye nun, daß dieſe auf eine eigne Art zerſtoͤhrt oder gemiſcht werden, oder daß etwas Eignes in ihnen erzeugt, oder von Auſſen hinzugekommen ſeye; ſo kann Nie- mand behaupten, daß es nicht etwas gebe, durch deſ- ſen Einwirkung der gegenwaͤrtige Zuſtand unmittelbar veraͤndert, verbeſſert, zerſtoͤhrt oder unwirkſam ge- macht werden koͤnne.
Freylich, wer ein eignes Mittel ſucht gegen den Seitenſtich, die Hirnwuth, die Waſſerſucht, die Abzehrung, das Fieber, das Blutbrechen, den Bauch- fluß, die Ruhr, die Kolick, den Schlagfluß, die Fallſucht, die Zuckungen ꝛc.; gegen die Verſchieden-
heit
Gall I. Band X x
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0708"n="689"/>
liches daruͤber ſagen. Und dieſe verdienen unſtreitig<lb/>
uͤberall, wo eine ſpezifiſche Krankheits urſache zugegen iſt,<lb/>
vor allen, bloß durch eine allgemeine Kraft wirkenden<lb/>
Dingen, den Vorzug. Alle aufloͤſenden und ausleerenden<lb/>
Mittel z. B. wuͤrden den groͤbern Stoff eines, unter der<lb/>
Maske eines leicht toͤdlich werdenden Todenſchlum-<lb/>
mers, erſcheinenden Wechſelfiebers wegſchaffen.<lb/>
Aber die dringende Gefahr erheiſchet das eigene Ge-<lb/>
genmittel der periodiſchen Anfaͤlle, welche ihren Grund<lb/>
ohne Zweifel in der eigenen Natur der Eingeweide,<lb/>
oder in einem eignen ſpezifiſchen Fieberſtoffe (<hirendition="#aq">Miasma</hi>)<lb/>
haben. So haben die Pocken, die Maſern, der Frie-<lb/>ſel, der Scharlach, die Luſtſeuche, die Kraͤze, der<lb/>
Auſſatz, der Weichſelzopf u. ſ. w. ihre eigenen ma-<lb/>
teriellen Stoffe. Vielleicht gilt dieſes von allen wah-<lb/>
ren, eigentlichen Krankheiten: der Peſt, der entzuͤnd-<lb/>
lichen oder faulichten, ſkrophuloͤſen, krebsartigen,<lb/>ſcharbockartigen ꝛc. Beſchaffenheit der Saͤfte. Es ſeye<lb/>
nun, daß dieſe auf eine eigne Art zerſtoͤhrt oder gemiſcht<lb/>
werden, oder daß etwas Eignes in ihnen erzeugt,<lb/>
oder von Auſſen hinzugekommen ſeye; ſo kann Nie-<lb/>
mand behaupten, daß es nicht etwas gebe, durch deſ-<lb/>ſen Einwirkung der gegenwaͤrtige Zuſtand unmittelbar<lb/>
veraͤndert, verbeſſert, zerſtoͤhrt oder unwirkſam ge-<lb/>
macht werden koͤnne.</p><lb/><p>Freylich, wer ein eignes Mittel ſucht gegen<lb/>
den Seitenſtich, die Hirnwuth, die Waſſerſucht, die<lb/>
Abzehrung, das Fieber, das Blutbrechen, den Bauch-<lb/>
fluß, die Ruhr, die Kolick, den Schlagfluß, die<lb/>
Fallſucht, die Zuckungen ꝛc.; gegen die Verſchieden-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Gall <hirendition="#aq">I.</hi> Band X x</fw><fwplace="bottom"type="catch">heit</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[689/0708]
liches daruͤber ſagen. Und dieſe verdienen unſtreitig
uͤberall, wo eine ſpezifiſche Krankheits urſache zugegen iſt,
vor allen, bloß durch eine allgemeine Kraft wirkenden
Dingen, den Vorzug. Alle aufloͤſenden und ausleerenden
Mittel z. B. wuͤrden den groͤbern Stoff eines, unter der
Maske eines leicht toͤdlich werdenden Todenſchlum-
mers, erſcheinenden Wechſelfiebers wegſchaffen.
Aber die dringende Gefahr erheiſchet das eigene Ge-
genmittel der periodiſchen Anfaͤlle, welche ihren Grund
ohne Zweifel in der eigenen Natur der Eingeweide,
oder in einem eignen ſpezifiſchen Fieberſtoffe (Miasma)
haben. So haben die Pocken, die Maſern, der Frie-
ſel, der Scharlach, die Luſtſeuche, die Kraͤze, der
Auſſatz, der Weichſelzopf u. ſ. w. ihre eigenen ma-
teriellen Stoffe. Vielleicht gilt dieſes von allen wah-
ren, eigentlichen Krankheiten: der Peſt, der entzuͤnd-
lichen oder faulichten, ſkrophuloͤſen, krebsartigen,
ſcharbockartigen ꝛc. Beſchaffenheit der Saͤfte. Es ſeye
nun, daß dieſe auf eine eigne Art zerſtoͤhrt oder gemiſcht
werden, oder daß etwas Eignes in ihnen erzeugt,
oder von Auſſen hinzugekommen ſeye; ſo kann Nie-
mand behaupten, daß es nicht etwas gebe, durch deſ-
ſen Einwirkung der gegenwaͤrtige Zuſtand unmittelbar
veraͤndert, verbeſſert, zerſtoͤhrt oder unwirkſam ge-
macht werden koͤnne.
Freylich, wer ein eignes Mittel ſucht gegen
den Seitenſtich, die Hirnwuth, die Waſſerſucht, die
Abzehrung, das Fieber, das Blutbrechen, den Bauch-
fluß, die Ruhr, die Kolick, den Schlagfluß, die
Fallſucht, die Zuckungen ꝛc.; gegen die Verſchieden-
heit
Gall I. Band X x
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/708>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.