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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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den stärksten und best beschaffenen Leuten sehr | lange
damit zu thun. Alte Personen sterben sogar nicht
selten nach langen Leiden; auch entstehen die Zufälle,
welche sonst nur Folgen eines schon sehr lange anhal-
tenden Fiebers sind, viel geschwinder, z. B. die Ent-
zündung der Mandeln, die Härte des Unterleibes,
die Wassersucht etc. Im viertägigen Fieber bleiben
auch junge Leute, denen man zur Ader gelassen hat,
gerade noch so lange krank, und alte die man sonst
in einem Jahre würde geheilt haben, laufen Gefahr,
endlich zu unterliegen, oder es zum wenigsten viel län-
ger zu haben. Eben dieses gilt auch zum Theil von
zu frühzeitigen und zu oft wiederholten Abführun-
gen.*) Torti sah die dreytägigen Fieber am näm-
lichen Tage, als Blut gelassen wurde, doppelt wer-
den. Das nämliche hat Ramazzini in der Wechsel-
fieberepidemie von 1690 beobachtet.

Es wird aber hier eine so weit aussehende
Kenntniß von der Natur, den Ursachen und den Be-
dingnissen der Perioden und der Entscheidungen erfor-
dert, daß man zur Bestättigung einer so einseitigen
Behauptung viele und große Dinge erörtern müßte.
Deßwegen erspare ich die vollständige Berichtigung
dieser Sache auf die zwey Kap. des letzten Bandes.
Was einstweilen daraus gefolgert werden kann, ist die-
ses: daß man mit den Hilfsmitteln der Kunst nicht
leichtsinnig spielen, weder ein unumschränktes Zutrauen
auf sie setzen solle; und daß bey Beurtheilung einer

Krank-
*) Sect. I. Cap. V.

den ſtaͤrkſten und beſt beſchaffenen Leuten ſehr | lange
damit zu thun. Alte Perſonen ſterben ſogar nicht
ſelten nach langen Leiden; auch entſtehen die Zufaͤlle,
welche ſonſt nur Folgen eines ſchon ſehr lange anhal-
tenden Fiebers ſind, viel geſchwinder, z. B. die Ent-
zuͤndung der Mandeln, die Haͤrte des Unterleibes,
die Waſſerſucht ꝛc. Im viertaͤgigen Fieber bleiben
auch junge Leute, denen man zur Ader gelaſſen hat,
gerade noch ſo lange krank, und alte die man ſonſt
in einem Jahre wuͤrde geheilt haben, laufen Gefahr,
endlich zu unterliegen, oder es zum wenigſten viel laͤn-
ger zu haben. Eben dieſes gilt auch zum Theil von
zu fruͤhzeitigen und zu oft wiederholten Abfuͤhrun-
gen.*) Torti ſah die dreytaͤgigen Fieber am naͤm-
lichen Tage, als Blut gelaſſen wurde, doppelt wer-
den. Das naͤmliche hat Ramazzini in der Wechſel-
fieberepidemie von 1690 beobachtet.

Es wird aber hier eine ſo weit ausſehende
Kenntniß von der Natur, den Urſachen und den Be-
dingniſſen der Perioden und der Entſcheidungen erfor-
dert, daß man zur Beſtaͤttigung einer ſo einſeitigen
Behauptung viele und große Dinge eroͤrtern muͤßte.
Deßwegen erſpare ich die vollſtaͤndige Berichtigung
dieſer Sache auf die zwey Kap. des letzten Bandes.
Was einſtweilen daraus gefolgert werden kann, iſt die-
ſes: daß man mit den Hilfsmitteln der Kunſt nicht
leichtſinnig ſpielen, weder ein unumſchraͤnktes Zutrauen
auf ſie ſetzen ſolle; und daß bey Beurtheilung einer

Krank-
*) Sect. I. Cap. V.
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[682/0701] den ſtaͤrkſten und beſt beſchaffenen Leuten ſehr | lange damit zu thun. Alte Perſonen ſterben ſogar nicht ſelten nach langen Leiden; auch entſtehen die Zufaͤlle, welche ſonſt nur Folgen eines ſchon ſehr lange anhal- tenden Fiebers ſind, viel geſchwinder, z. B. die Ent- zuͤndung der Mandeln, die Haͤrte des Unterleibes, die Waſſerſucht ꝛc. Im viertaͤgigen Fieber bleiben auch junge Leute, denen man zur Ader gelaſſen hat, gerade noch ſo lange krank, und alte die man ſonſt in einem Jahre wuͤrde geheilt haben, laufen Gefahr, endlich zu unterliegen, oder es zum wenigſten viel laͤn- ger zu haben. Eben dieſes gilt auch zum Theil von zu fruͤhzeitigen und zu oft wiederholten Abfuͤhrun- gen. *) Torti ſah die dreytaͤgigen Fieber am naͤm- lichen Tage, als Blut gelaſſen wurde, doppelt wer- den. Das naͤmliche hat Ramazzini in der Wechſel- fieberepidemie von 1690 beobachtet. Es wird aber hier eine ſo weit ausſehende Kenntniß von der Natur, den Urſachen und den Be- dingniſſen der Perioden und der Entſcheidungen erfor- dert, daß man zur Beſtaͤttigung einer ſo einſeitigen Behauptung viele und große Dinge eroͤrtern muͤßte. Deßwegen erſpare ich die vollſtaͤndige Berichtigung dieſer Sache auf die zwey Kap. des letzten Bandes. Was einſtweilen daraus gefolgert werden kann, iſt die- ſes: daß man mit den Hilfsmitteln der Kunſt nicht leichtſinnig ſpielen, weder ein unumſchraͤnktes Zutrauen auf ſie ſetzen ſolle; und daß bey Beurtheilung einer Krank- *) Sect. I. Cap. V.

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 682. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/701>, abgerufen am 24.11.2024.