zen und Krämpfe stillen; die Säfte nach dem Kopf treiben, eine innere Gährung derselben hervorbringen u. s. w. -- lauter Wirkungen, die Heute wahr und Mor- gen falsch sind. Dabey erlaubt man nur geringe Ga- ben. Indessen sagt Grant vom Londner Philonium, daß es die gichtischen Personen nicht so sehr, als man glauben sollte, zu Verstopfungen geneigt mache. Hat sich die Gicht auf den Magen geworfen, so giebt man so, wie in der Bleykolik, obschon in beyden Fäl- len der Kopf unendlich schmerzhaft und betäubt seyn kann, in ausserordentlichen Gaben den Mohnsaft mit dem Erfolge, daß der Andrang der Säfte nach dem Kopf, das etwannige Nasenbluten und die Betäubung aufhören. Hoffmann heilte mit einer Gabe von achzig Tropfen flüssigem Laudanum augenblicklich einen Nervenschlag, der ein bösartiges Wechselfieber be- gleitete. Gooch gab in einem Blutharnen, das zehn Monate fast ununterbrochen angehalten und allen Mit- teln widerstanden hatte, vier Gran unaufgelösten Mohnsaft, mit einem Löffel von einfachem Pfeffer- münzen- und Zimmetwasser. Der Kranke fiel bald in einen festen Schlaf, der fast sechs Stunden dauerte, und das Blutharnen hörte auf.*)Sydenham hin- gegen empfiehlt ihn, um den Kindbettfluß wieder in Gang zu bringen. Planchon sah durch Mohnsaft ein Kind von einem schlafsüchtigen Zufall retten, welches von zurückgehaltenem Blatterstoff entstanden war. Lind gab eine halbe Stunde, nachdem im Wechselfieber die Hitze angefangen hatte, 15--20 Tropfen der thebai-
schen
*) S. a. Abh. 1ter Theil 4 St. S. 179.
zen und Kraͤmpfe ſtillen; die Saͤfte nach dem Kopf treiben, eine innere Gaͤhrung derſelben hervorbringen u. ſ. w. — lauter Wirkungen, die Heute wahr und Mor- gen falſch ſind. Dabey erlaubt man nur geringe Ga- ben. Indeſſen ſagt Grant vom Londner Philonium, daß es die gichtiſchen Perſonen nicht ſo ſehr, als man glauben ſollte, zu Verſtopfungen geneigt mache. Hat ſich die Gicht auf den Magen geworfen, ſo giebt man ſo, wie in der Bleykolik, obſchon in beyden Faͤl- len der Kopf unendlich ſchmerzhaft und betaͤubt ſeyn kann, in auſſerordentlichen Gaben den Mohnſaft mit dem Erfolge, daß der Andrang der Saͤfte nach dem Kopf, das etwannige Naſenbluten und die Betaͤubung aufhoͤren. Hoffmann heilte mit einer Gabe von achzig Tropfen fluͤſſigem Laudanum augenblicklich einen Nervenſchlag, der ein boͤsartiges Wechſelfieber be- gleitete. Gooch gab in einem Blutharnen, das zehn Monate faſt ununterbrochen angehalten und allen Mit- teln widerſtanden hatte, vier Gran unaufgeloͤſten Mohnſaft, mit einem Loͤffel von einfachem Pfeffer- muͤnzen- und Zimmetwaſſer. Der Kranke fiel bald in einen feſten Schlaf, der faſt ſechs Stunden dauerte, und das Blutharnen hoͤrte auf.*)Sydenham hin- gegen empfiehlt ihn, um den Kindbettfluß wieder in Gang zu bringen. Planchon ſah durch Mohnſaft ein Kind von einem ſchlafſuͤchtigen Zufall retten, welches von zuruͤckgehaltenem Blatterſtoff entſtanden war. Lind gab eine halbe Stunde, nachdem im Wechſelfieber die Hitze angefangen hatte, 15—20 Tropfen der thebai-
ſchen
*) S. a. Abh. 1ter Theil 4 St. S. 179.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0624"n="605"/>
zen und Kraͤmpfe ſtillen; die Saͤfte nach dem Kopf<lb/>
treiben, eine innere Gaͤhrung derſelben hervorbringen<lb/>
u. ſ. w. — lauter Wirkungen, die Heute wahr und Mor-<lb/>
gen falſch ſind. Dabey erlaubt man nur geringe Ga-<lb/>
ben. Indeſſen ſagt <hirendition="#fr">Grant</hi> vom Londner Philonium,<lb/>
daß es die gichtiſchen Perſonen nicht ſo ſehr, als man<lb/>
glauben ſollte, zu Verſtopfungen geneigt mache. Hat<lb/>ſich die Gicht auf den Magen geworfen, ſo giebt<lb/>
man ſo, wie in der Bleykolik, obſchon in beyden Faͤl-<lb/>
len der Kopf unendlich ſchmerzhaft und betaͤubt ſeyn<lb/>
kann, in auſſerordentlichen Gaben den Mohnſaft mit<lb/>
dem Erfolge, daß der Andrang der Saͤfte nach dem<lb/>
Kopf, das etwannige Naſenbluten und die Betaͤubung<lb/>
aufhoͤren. <hirendition="#fr">Hoffmann</hi> heilte mit einer Gabe von<lb/>
achzig Tropfen fluͤſſigem Laudanum augenblicklich einen<lb/>
Nervenſchlag, der ein boͤsartiges Wechſelfieber be-<lb/>
gleitete. <hirendition="#fr">Gooch</hi> gab in einem Blutharnen, das zehn<lb/>
Monate faſt ununterbrochen angehalten und allen Mit-<lb/>
teln widerſtanden hatte, vier Gran unaufgeloͤſten<lb/>
Mohnſaft, mit einem Loͤffel von einfachem Pfeffer-<lb/>
muͤnzen- und Zimmetwaſſer. Der Kranke fiel bald<lb/>
in einen feſten Schlaf, der faſt ſechs Stunden dauerte,<lb/>
und das Blutharnen hoͤrte auf.<noteplace="foot"n="*)">S. a. Abh. 1ter Theil 4 St. S. 179.</note><hirendition="#fr">Sydenham</hi> hin-<lb/>
gegen empfiehlt ihn, um den Kindbettfluß wieder in<lb/>
Gang zu bringen. <hirendition="#fr">Planchon</hi>ſah durch Mohnſaft ein<lb/>
Kind von einem ſchlafſuͤchtigen Zufall retten, welches<lb/>
von zuruͤckgehaltenem Blatterſtoff entſtanden war. <hirendition="#fr">Lind</hi><lb/>
gab eine halbe Stunde, nachdem im Wechſelfieber die<lb/>
Hitze angefangen hatte, 15—20 Tropfen der thebai-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſchen</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[605/0624]
zen und Kraͤmpfe ſtillen; die Saͤfte nach dem Kopf
treiben, eine innere Gaͤhrung derſelben hervorbringen
u. ſ. w. — lauter Wirkungen, die Heute wahr und Mor-
gen falſch ſind. Dabey erlaubt man nur geringe Ga-
ben. Indeſſen ſagt Grant vom Londner Philonium,
daß es die gichtiſchen Perſonen nicht ſo ſehr, als man
glauben ſollte, zu Verſtopfungen geneigt mache. Hat
ſich die Gicht auf den Magen geworfen, ſo giebt
man ſo, wie in der Bleykolik, obſchon in beyden Faͤl-
len der Kopf unendlich ſchmerzhaft und betaͤubt ſeyn
kann, in auſſerordentlichen Gaben den Mohnſaft mit
dem Erfolge, daß der Andrang der Saͤfte nach dem
Kopf, das etwannige Naſenbluten und die Betaͤubung
aufhoͤren. Hoffmann heilte mit einer Gabe von
achzig Tropfen fluͤſſigem Laudanum augenblicklich einen
Nervenſchlag, der ein boͤsartiges Wechſelfieber be-
gleitete. Gooch gab in einem Blutharnen, das zehn
Monate faſt ununterbrochen angehalten und allen Mit-
teln widerſtanden hatte, vier Gran unaufgeloͤſten
Mohnſaft, mit einem Loͤffel von einfachem Pfeffer-
muͤnzen- und Zimmetwaſſer. Der Kranke fiel bald
in einen feſten Schlaf, der faſt ſechs Stunden dauerte,
und das Blutharnen hoͤrte auf. *) Sydenham hin-
gegen empfiehlt ihn, um den Kindbettfluß wieder in
Gang zu bringen. Planchon ſah durch Mohnſaft ein
Kind von einem ſchlafſuͤchtigen Zufall retten, welches
von zuruͤckgehaltenem Blatterſtoff entſtanden war. Lind
gab eine halbe Stunde, nachdem im Wechſelfieber die
Hitze angefangen hatte, 15—20 Tropfen der thebai-
ſchen
*) S. a. Abh. 1ter Theil 4 St. S. 179.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/624>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.