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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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sellschaften bey langer Weile, am meisten aber auf
gewissen Speisen. Rettige, Knoblauch und Zwiebel
waren ihm unausstehlich, wie auch meistens der Kaffe.
Sogar den Meerrettig und den mit süßem gekochten
Moste angemachten Senf konnte er nicht wohl ertra-
gen, besonders wenn durch Studieren oder Gemüths-
angelegenheiten seine Nerven ohnehin schon ein wenig
in Unordnung waren. Auf die meisten Gemüser be-
kam er seine Anfälle, besonders wenn er sich darauf
nicht ganz des Trinkens enthielt. -- Ein warmes
Bad, die Stubenwärme u. d. gl., trugen immer sehr
viel zur Verstärkung der Anfälle bey."*) Nach einer
heftigen Krampfkolik hinterblieb mir eine solche, mir
sonst ganz unbekannte Reitzbarkeit, daß ich noch lan-
ge Zeit hernach auf jeden unerwartenden Vorfall,
auf das Anklopfen z. B. oder Oeffnen der Thüre, das
Gebell eines Hundes, ja auf jeden unwillkührlichen
unangenehmen oder angenehmen Gedanken heftige
Wallungen und Herzklopfen bekam mit einem Gefühl
von grosser Mattigkeit, besonders in den Knien; und
noch jetzt, drey Jahre nach der Kolik, werde ich nicht
selten erst durch das Herzklopfen oder ein banges Ge-
fühl in der Brust auf eine widrige Vorstellung, die
sich nur im Vorbeygehen angemeldet hat, aufmerksam
gemacht. Eine hagere, blutreiche Frau wird jedesmal
sehr matt, traurig, ängstlich, furchtsam, bekömmt
eine gelbe Gesichtsfarbe und Mangel an Eß- und Dau-
kraft, so bald sie die geringste Unschicklichkeit unter
ihren Dienstboten bemerkt.


Eben
*) Der philosophische Arzt 2tes Stück S. 36.

ſellſchaften bey langer Weile, am meiſten aber auf
gewiſſen Speiſen. Rettige, Knoblauch und Zwiebel
waren ihm unausſtehlich, wie auch meiſtens der Kaffe.
Sogar den Meerrettig und den mit ſuͤßem gekochten
Moſte angemachten Senf konnte er nicht wohl ertra-
gen, beſonders wenn durch Studieren oder Gemuͤths-
angelegenheiten ſeine Nerven ohnehin ſchon ein wenig
in Unordnung waren. Auf die meiſten Gemuͤſer be-
kam er ſeine Anfaͤlle, beſonders wenn er ſich darauf
nicht ganz des Trinkens enthielt. — Ein warmes
Bad, die Stubenwaͤrme u. d. gl., trugen immer ſehr
viel zur Verſtaͤrkung der Anfaͤlle bey.„*) Nach einer
heftigen Krampfkolik hinterblieb mir eine ſolche, mir
ſonſt ganz unbekannte Reitzbarkeit, daß ich noch lan-
ge Zeit hernach auf jeden unerwartenden Vorfall,
auf das Anklopfen z. B. oder Oeffnen der Thuͤre, das
Gebell eines Hundes, ja auf jeden unwillkuͤhrlichen
unangenehmen oder angenehmen Gedanken heftige
Wallungen und Herzklopfen bekam mit einem Gefuͤhl
von groſſer Mattigkeit, beſonders in den Knien; und
noch jetzt, drey Jahre nach der Kolik, werde ich nicht
ſelten erſt durch das Herzklopfen oder ein banges Ge-
fuͤhl in der Bruſt auf eine widrige Vorſtellung, die
ſich nur im Vorbeygehen angemeldet hat, aufmerkſam
gemacht. Eine hagere, blutreiche Frau wird jedesmal
ſehr matt, traurig, aͤngſtlich, furchtſam, bekoͤmmt
eine gelbe Geſichtsfarbe und Mangel an Eß- und Dau-
kraft, ſo bald ſie die geringſte Unſchicklichkeit unter
ihren Dienſtboten bemerkt.


Eben
*) Der philoſophiſche Arzt 2tes Stuͤck S. 36.
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[552/0571] ſellſchaften bey langer Weile, am meiſten aber auf gewiſſen Speiſen. Rettige, Knoblauch und Zwiebel waren ihm unausſtehlich, wie auch meiſtens der Kaffe. Sogar den Meerrettig und den mit ſuͤßem gekochten Moſte angemachten Senf konnte er nicht wohl ertra- gen, beſonders wenn durch Studieren oder Gemuͤths- angelegenheiten ſeine Nerven ohnehin ſchon ein wenig in Unordnung waren. Auf die meiſten Gemuͤſer be- kam er ſeine Anfaͤlle, beſonders wenn er ſich darauf nicht ganz des Trinkens enthielt. — Ein warmes Bad, die Stubenwaͤrme u. d. gl., trugen immer ſehr viel zur Verſtaͤrkung der Anfaͤlle bey.„ *) Nach einer heftigen Krampfkolik hinterblieb mir eine ſolche, mir ſonſt ganz unbekannte Reitzbarkeit, daß ich noch lan- ge Zeit hernach auf jeden unerwartenden Vorfall, auf das Anklopfen z. B. oder Oeffnen der Thuͤre, das Gebell eines Hundes, ja auf jeden unwillkuͤhrlichen unangenehmen oder angenehmen Gedanken heftige Wallungen und Herzklopfen bekam mit einem Gefuͤhl von groſſer Mattigkeit, beſonders in den Knien; und noch jetzt, drey Jahre nach der Kolik, werde ich nicht ſelten erſt durch das Herzklopfen oder ein banges Ge- fuͤhl in der Bruſt auf eine widrige Vorſtellung, die ſich nur im Vorbeygehen angemeldet hat, aufmerkſam gemacht. Eine hagere, blutreiche Frau wird jedesmal ſehr matt, traurig, aͤngſtlich, furchtſam, bekoͤmmt eine gelbe Geſichtsfarbe und Mangel an Eß- und Dau- kraft, ſo bald ſie die geringſte Unſchicklichkeit unter ihren Dienſtboten bemerkt. Eben *) Der philoſophiſche Arzt 2tes Stuͤck S. 36.

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/571>, abgerufen am 24.11.2024.