Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

chen, ächzenden Geschreye an. Alsobald geht der Harn
von Mensch und Thier, und dieses kriecht zu den Zi-
zen, saugt mit bewunderungswürdiger Fertigkeit, und
schlückt eben so geschickt, wie das Kind, die erste
Milch, welche in kurzer Zeit beyde von dem zähen,
angesammelten Unrathe befreyet. -- Nun lieben und
vertheidigen das Weib des Menschen und das Weib-
lein des Thieres ihre Jungen aufs lebhafteste. Un-
terdessen reinigen sie sich beyde durch einen zuerst bluti-
gen, dann mißfärbigen Ausfluß aus der Mutterscheide.

§. 13.
In Rücksicht der Entwicklung und der Krank-
heiten.

Die jezt gewöhnlichsten Zufälle sind Verhär-
tungen in den Zizen, die sich zuweilen zertheilen, zu-
weilen in schmerzhafte, übelbeschaffene, langwierige
Geschwüre übergehen, zuweilen auch lebenslänglich
als harte Knoten zurückbleiben. Ich habe sogar ei-
nigemale gerade solche Fieber bei ihnen gesehen, und
sie erheischten die nämlichen Maßregeln, wie die Kind-
bettfieber der Weiber: außerordentliche Hitze, schnel-
les, kurzes Athmen, öfterer Puls, heftiger Durst,
schmerzhafter gespannter Bauch, Verderbniß oder Zu-
rückhaltung der Milch und der Reinigung, Irreseyn
im Kopf, oder unordentliche Verrichtung der Sinne,
Zuckungen u. s. w. Während und noch einige Zeit
nach dem Säugungsgeschäft leeret die Hündin täglich
einen häufigen, mit schmierigem Wesen übertünchten
äusserst stinkenden Unrath und häufigen Harn aus. --

Und

chen, aͤchzenden Geſchreye an. Alſobald geht der Harn
von Menſch und Thier, und dieſes kriecht zu den Zi-
zen, ſaugt mit bewunderungswuͤrdiger Fertigkeit, und
ſchluͤckt eben ſo geſchickt, wie das Kind, die erſte
Milch, welche in kurzer Zeit beyde von dem zaͤhen,
angeſammelten Unrathe befreyet. — Nun lieben und
vertheidigen das Weib des Menſchen und das Weib-
lein des Thieres ihre Jungen aufs lebhafteſte. Un-
terdeſſen reinigen ſie ſich beyde durch einen zuerſt bluti-
gen, dann mißfaͤrbigen Ausfluß aus der Mutterſcheide.

§. 13.
In Ruͤckſicht der Entwicklung und der Krank-
heiten.

Die jezt gewoͤhnlichſten Zufaͤlle ſind Verhaͤr-
tungen in den Zizen, die ſich zuweilen zertheilen, zu-
weilen in ſchmerzhafte, uͤbelbeſchaffene, langwierige
Geſchwuͤre uͤbergehen, zuweilen auch lebenslaͤnglich
als harte Knoten zuruͤckbleiben. Ich habe ſogar ei-
nigemale gerade ſolche Fieber bei ihnen geſehen, und
ſie erheiſchten die naͤmlichen Maßregeln, wie die Kind-
bettfieber der Weiber: außerordentliche Hitze, ſchnel-
les, kurzes Athmen, oͤfterer Puls, heftiger Durſt,
ſchmerzhafter geſpannter Bauch, Verderbniß oder Zu-
ruͤckhaltung der Milch und der Reinigung, Irreſeyn
im Kopf, oder unordentliche Verrichtung der Sinne,
Zuckungen u. ſ. w. Waͤhrend und noch einige Zeit
nach dem Saͤugungsgeſchaͤft leeret die Huͤndin taͤglich
einen haͤufigen, mit ſchmierigem Weſen uͤbertuͤnchten
aͤuſſerſt ſtinkenden Unrath und haͤufigen Harn aus. —

Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0051" n="32"/>
chen, a&#x0364;chzenden Ge&#x017F;chreye an. Al&#x017F;obald geht der Harn<lb/>
von Men&#x017F;ch und Thier, und die&#x017F;es kriecht zu den Zi-<lb/>
zen, &#x017F;augt mit bewunderungswu&#x0364;rdiger Fertigkeit, und<lb/>
&#x017F;chlu&#x0364;ckt eben &#x017F;o ge&#x017F;chickt, wie das Kind, die er&#x017F;te<lb/>
Milch, welche in kurzer Zeit beyde von dem za&#x0364;hen,<lb/>
ange&#x017F;ammelten Unrathe befreyet. &#x2014; Nun lieben und<lb/>
vertheidigen das Weib des Men&#x017F;chen und das Weib-<lb/>
lein des Thieres ihre Jungen aufs lebhafte&#x017F;te. Un-<lb/>
terde&#x017F;&#x017F;en reinigen &#x017F;ie &#x017F;ich beyde durch einen zuer&#x017F;t bluti-<lb/>
gen, dann mißfa&#x0364;rbigen Ausfluß aus der Mutter&#x017F;cheide.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 13.<lb/><hi rendition="#b">In Ru&#x0364;ck&#x017F;icht der Entwicklung und der Krank-<lb/>
heiten.</hi></head><lb/>
            <p>Die jezt gewo&#x0364;hnlich&#x017F;ten Zufa&#x0364;lle &#x017F;ind Verha&#x0364;r-<lb/>
tungen in den Zizen, die &#x017F;ich zuweilen zertheilen, zu-<lb/>
weilen in &#x017F;chmerzhafte, u&#x0364;belbe&#x017F;chaffene, langwierige<lb/>
Ge&#x017F;chwu&#x0364;re u&#x0364;bergehen, zuweilen auch lebensla&#x0364;nglich<lb/>
als harte Knoten zuru&#x0364;ckbleiben. Ich habe &#x017F;ogar ei-<lb/>
nigemale gerade &#x017F;olche Fieber bei ihnen ge&#x017F;ehen, und<lb/>
&#x017F;ie erhei&#x017F;chten die na&#x0364;mlichen Maßregeln, wie die Kind-<lb/>
bettfieber der Weiber: außerordentliche Hitze, &#x017F;chnel-<lb/>
les, kurzes Athmen, o&#x0364;fterer Puls, heftiger Dur&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;chmerzhafter ge&#x017F;pannter Bauch, Verderbniß oder Zu-<lb/>
ru&#x0364;ckhaltung der Milch und der Reinigung, Irre&#x017F;eyn<lb/>
im Kopf, oder unordentliche Verrichtung der Sinne,<lb/>
Zuckungen u. &#x017F;. w. Wa&#x0364;hrend und noch einige Zeit<lb/>
nach dem Sa&#x0364;ugungsge&#x017F;cha&#x0364;ft leeret die Hu&#x0364;ndin ta&#x0364;glich<lb/>
einen ha&#x0364;ufigen, mit &#x017F;chmierigem We&#x017F;en u&#x0364;bertu&#x0364;nchten<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;t &#x017F;tinkenden Unrath und ha&#x0364;ufigen Harn aus. &#x2014;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0051] chen, aͤchzenden Geſchreye an. Alſobald geht der Harn von Menſch und Thier, und dieſes kriecht zu den Zi- zen, ſaugt mit bewunderungswuͤrdiger Fertigkeit, und ſchluͤckt eben ſo geſchickt, wie das Kind, die erſte Milch, welche in kurzer Zeit beyde von dem zaͤhen, angeſammelten Unrathe befreyet. — Nun lieben und vertheidigen das Weib des Menſchen und das Weib- lein des Thieres ihre Jungen aufs lebhafteſte. Un- terdeſſen reinigen ſie ſich beyde durch einen zuerſt bluti- gen, dann mißfaͤrbigen Ausfluß aus der Mutterſcheide. §. 13. In Ruͤckſicht der Entwicklung und der Krank- heiten. Die jezt gewoͤhnlichſten Zufaͤlle ſind Verhaͤr- tungen in den Zizen, die ſich zuweilen zertheilen, zu- weilen in ſchmerzhafte, uͤbelbeſchaffene, langwierige Geſchwuͤre uͤbergehen, zuweilen auch lebenslaͤnglich als harte Knoten zuruͤckbleiben. Ich habe ſogar ei- nigemale gerade ſolche Fieber bei ihnen geſehen, und ſie erheiſchten die naͤmlichen Maßregeln, wie die Kind- bettfieber der Weiber: außerordentliche Hitze, ſchnel- les, kurzes Athmen, oͤfterer Puls, heftiger Durſt, ſchmerzhafter geſpannter Bauch, Verderbniß oder Zu- ruͤckhaltung der Milch und der Reinigung, Irreſeyn im Kopf, oder unordentliche Verrichtung der Sinne, Zuckungen u. ſ. w. Waͤhrend und noch einige Zeit nach dem Saͤugungsgeſchaͤft leeret die Huͤndin taͤglich einen haͤufigen, mit ſchmierigem Weſen uͤbertuͤnchten aͤuſſerſt ſtinkenden Unrath und haͤufigen Harn aus. — Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der erste Band von Franz Joseph Galls "Philosophi… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/51
Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/51>, abgerufen am 22.12.2024.