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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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läßt Hartmann seine eigne Geschichte erzählen, bey
dem sich alle Gebrechen auf der rechten Seite äusser-
ten.*) Ich kenne mehrere, wo dieses ebenfalls statt
hat; so, daß sie z. B. bey vernachläßigten gallichten
Unreinigkeiten jedesmal die rechte Seite der Unterlip-
pe ganz mit Blattern und gelben Schorfen besetzt be-
kommen. Gemeiner, scheint mir doch, seye der Fall,
daß die linke Seite die schwächste ist. Bisher habe
ich bey weitem die meisten venerischen Leistenbeulen auf
der linken Seite gesehen. Unter zwanzig Bucklichten
sind es gewiß neunzehn auf der rechten Seite; eben
so gehen die meisten Leute mit dem rechten Fuße we-
niger auswärts, als mit dem Linken; Kinder stellen
sogar sehr oft den rechten Fuß ganz einwärts; wenn
die Brüste bey Frauenzimmern ungleich sind, so ist
allermeist die rechte die größte. Man kann dieses
nicht allein der Erziehung zuschreiben. An meinem
Körper mag was immer kränkliches vorgehen, so em-
pfinde ich es zu erst auf der linken Seite; Augen- und
Zahnschmerzen, kleine Hitzblätterchen, Gliederreißen,
Jucken u. d. gl. greifen immer zuerst die linke Seite
an; und erst nach [eini]ger Zeit durchlaufen sie die näm-
lichen Perioden a[ - 2 Zeichen fehlen] rechten Seite. Diese Art von
Anlage ist oft g[ - 5 Zeichen fehlen] Familien eigen, und wird auf
die Enkel und Ur[en]kel fortgepflanzet. Daher die An-
lage ganzer Familien zu Lungensuchten, zu Schlagflüs-
sen u. s. w.


Ge-
*) De affectionibus morbos. hom. dex. & sinist.
Gall I. Band F f

laͤßt Hartmann ſeine eigne Geſchichte erzaͤhlen, bey
dem ſich alle Gebrechen auf der rechten Seite aͤuſſer-
ten.*) Ich kenne mehrere, wo dieſes ebenfalls ſtatt
hat; ſo, daß ſie z. B. bey vernachlaͤßigten gallichten
Unreinigkeiten jedesmal die rechte Seite der Unterlip-
pe ganz mit Blattern und gelben Schorfen beſetzt be-
kommen. Gemeiner, ſcheint mir doch, ſeye der Fall,
daß die linke Seite die ſchwaͤchſte iſt. Bisher habe
ich bey weitem die meiſten veneriſchen Leiſtenbeulen auf
der linken Seite geſehen. Unter zwanzig Bucklichten
ſind es gewiß neunzehn auf der rechten Seite; eben
ſo gehen die meiſten Leute mit dem rechten Fuße we-
niger auswaͤrts, als mit dem Linken; Kinder ſtellen
ſogar ſehr oft den rechten Fuß ganz einwaͤrts; wenn
die Bruͤſte bey Frauenzimmern ungleich ſind, ſo iſt
allermeiſt die rechte die groͤßte. Man kann dieſes
nicht allein der Erziehung zuſchreiben. An meinem
Koͤrper mag was immer kraͤnkliches vorgehen, ſo em-
pfinde ich es zu erſt auf der linken Seite; Augen- und
Zahnſchmerzen, kleine Hitzblaͤtterchen, Gliederreißen,
Jucken u. d. gl. greifen immer zuerſt die linke Seite
an; und erſt nach [eini]ger Zeit durchlaufen ſie die naͤm-
lichen Perioden a[ – 2 Zeichen fehlen] rechten Seite. Dieſe Art von
Anlage iſt oft g[ – 5 Zeichen fehlen] Familien eigen, und wird auf
die Enkel und Ur[en]kel fortgepflanzet. Daher die An-
lage ganzer Familien zu Lungenſuchten, zu Schlagfluͤſ-
ſen u. ſ. w.


Ge-
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[449/0468] laͤßt Hartmann ſeine eigne Geſchichte erzaͤhlen, bey dem ſich alle Gebrechen auf der rechten Seite aͤuſſer- ten. *) Ich kenne mehrere, wo dieſes ebenfalls ſtatt hat; ſo, daß ſie z. B. bey vernachlaͤßigten gallichten Unreinigkeiten jedesmal die rechte Seite der Unterlip- pe ganz mit Blattern und gelben Schorfen beſetzt be- kommen. Gemeiner, ſcheint mir doch, ſeye der Fall, daß die linke Seite die ſchwaͤchſte iſt. Bisher habe ich bey weitem die meiſten veneriſchen Leiſtenbeulen auf der linken Seite geſehen. Unter zwanzig Bucklichten ſind es gewiß neunzehn auf der rechten Seite; eben ſo gehen die meiſten Leute mit dem rechten Fuße we- niger auswaͤrts, als mit dem Linken; Kinder ſtellen ſogar ſehr oft den rechten Fuß ganz einwaͤrts; wenn die Bruͤſte bey Frauenzimmern ungleich ſind, ſo iſt allermeiſt die rechte die groͤßte. Man kann dieſes nicht allein der Erziehung zuſchreiben. An meinem Koͤrper mag was immer kraͤnkliches vorgehen, ſo em- pfinde ich es zu erſt auf der linken Seite; Augen- und Zahnſchmerzen, kleine Hitzblaͤtterchen, Gliederreißen, Jucken u. d. gl. greifen immer zuerſt die linke Seite an; und erſt nach einiger Zeit durchlaufen ſie die naͤm- lichen Perioden a__ rechten Seite. Dieſe Art von Anlage iſt oft g_____ Familien eigen, und wird auf die Enkel und Urenkel fortgepflanzet. Daher die An- lage ganzer Familien zu Lungenſuchten, zu Schlagfluͤſ- ſen u. ſ. w. Ge- *) De affectionibus morboſ. hom. dex. & ſiniſt. Gall I. Band F f

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/468>, abgerufen am 22.11.2024.