in große Entkräftung übergieng, der Harn hatte noch eine ungewöhnliche Röthe; die Eßlust fehlte, und es geschah nach äusserst schlimmen Zufällen zu En- de des sechsten Tages eine tödtliche Verwerfung.
Von den acht Kindbetterinnen, deren Kran- kengeschichten Hippokrates in dem ersten und dritten Buche von den Landseuchen erzählt, sind sieben gestor- ben. Die einzige Ehegattin des Epikrates kam da- von. Aber sie schwitzte am eilften Tage, und es gieng der Urin stärker gefärbt, mit einem reichlichen Bo- densatze versehen, ab. Sie befand sich auch leident- licher. Am vierzehnten fror sie mit Erstarren, und bekam ein heftiges Fieber. -- -- Um den einund- zwanzigsten Tag fühlte sie auf der linken Seite durch- aus eine schmerzhafte Schwere. Sie hustete wenig, hergegen war ihr Urin dick, trübe, röthlich und setz- te im Geschirre nicht ab. Im übrigen gieng es lei- dentlicher; allein vom Fieber war sie nicht frey. -- Gegen den sieben und zwanzigsten Tag war sie zwar frey von Fieber und der Urin setzte sich, die Seite that ihr etwas wehe. Um den ein und dreyßigsten Tag bekam sie ein heftiges Fieber mit einem gallichten Durchfalle. Am vierzigsten Tage brach sie auch et- was gallichtes aus. Am achtzigsten Tage endigte sich die Krankheit vollkommen, und das Fieber blieb weg. -- -- Also mehrere unvollständige Entscheidungen; eine Dauer von achtzig Tagen, und drey bis vier Rück- fälle!
Da Hippokrates die Natur so wenig unter- stützte, so waren überhaupt bey ihm die Rückfälle et-
was
Gall I. Band. C c
in große Entkraͤftung uͤbergieng, der Harn hatte noch eine ungewoͤhnliche Roͤthe; die Eßluſt fehlte, und es geſchah nach aͤuſſerſt ſchlimmen Zufaͤllen zu En- de des ſechſten Tages eine toͤdtliche Verwerfung.
Von den acht Kindbetterinnen, deren Kran- kengeſchichten Hippokrates in dem erſten und dritten Buche von den Landſeuchen erzaͤhlt, ſind ſieben geſtor- ben. Die einzige Ehegattin des Epikrates kam da- von. Aber ſie ſchwitzte am eilften Tage, und es gieng der Urin ſtaͤrker gefaͤrbt, mit einem reichlichen Bo- denſatze verſehen, ab. Sie befand ſich auch leident- licher. Am vierzehnten fror ſie mit Erſtarren, und bekam ein heftiges Fieber. — — Um den einund- zwanzigſten Tag fuͤhlte ſie auf der linken Seite durch- aus eine ſchmerzhafte Schwere. Sie huſtete wenig, hergegen war ihr Urin dick, truͤbe, roͤthlich und ſetz- te im Geſchirre nicht ab. Im uͤbrigen gieng es lei- dentlicher; allein vom Fieber war ſie nicht frey. — Gegen den ſieben und zwanzigſten Tag war ſie zwar frey von Fieber und der Urin ſetzte ſich, die Seite that ihr etwas wehe. Um den ein und dreyßigſten Tag bekam ſie ein heftiges Fieber mit einem gallichten Durchfalle. Am vierzigſten Tage brach ſie auch et- was gallichtes aus. Am achtzigſten Tage endigte ſich die Krankheit vollkommen, und das Fieber blieb weg. — — Alſo mehrere unvollſtaͤndige Entſcheidungen; eine Dauer von achtzig Tagen, und drey bis vier Ruͤck- faͤlle!
Da Hippokrates die Natur ſo wenig unter- ſtuͤtzte, ſo waren uͤberhaupt bey ihm die Ruͤckfaͤlle et-
was
Gall I. Band. C c
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0420"n="401"/>
in große Entkraͤftung uͤbergieng, der Harn hatte<lb/>
noch eine ungewoͤhnliche Roͤthe; die Eßluſt fehlte,<lb/>
und es geſchah nach aͤuſſerſt ſchlimmen Zufaͤllen zu En-<lb/>
de des ſechſten Tages eine toͤdtliche Verwerfung.</p><lb/><p>Von den acht Kindbetterinnen, deren Kran-<lb/>
kengeſchichten <hirendition="#fr">Hippokrates</hi> in dem erſten und dritten<lb/>
Buche von den Landſeuchen erzaͤhlt, ſind ſieben geſtor-<lb/>
ben. Die einzige Ehegattin des Epikrates kam da-<lb/>
von. Aber ſie ſchwitzte am eilften Tage, und es gieng<lb/>
der Urin ſtaͤrker gefaͤrbt, mit einem reichlichen Bo-<lb/>
denſatze verſehen, ab. Sie befand ſich auch leident-<lb/>
licher. Am vierzehnten fror ſie mit Erſtarren, und<lb/>
bekam ein heftiges Fieber. —— Um den einund-<lb/>
zwanzigſten Tag fuͤhlte ſie auf der linken Seite durch-<lb/>
aus eine ſchmerzhafte Schwere. Sie huſtete wenig,<lb/>
hergegen war ihr Urin dick, truͤbe, roͤthlich und ſetz-<lb/>
te im Geſchirre nicht ab. Im uͤbrigen gieng es lei-<lb/>
dentlicher; allein vom Fieber war ſie nicht frey. —<lb/>
Gegen den ſieben und zwanzigſten Tag war ſie zwar<lb/>
frey von Fieber und der Urin ſetzte ſich, die Seite that<lb/>
ihr etwas wehe. Um den ein und dreyßigſten Tag<lb/>
bekam ſie ein heftiges Fieber mit einem gallichten<lb/>
Durchfalle. Am vierzigſten Tage brach ſie auch et-<lb/>
was gallichtes aus. Am achtzigſten Tage endigte ſich<lb/>
die Krankheit vollkommen, und das Fieber blieb weg.<lb/>—— Alſo mehrere unvollſtaͤndige Entſcheidungen;<lb/>
eine Dauer von achtzig Tagen, und drey bis vier Ruͤck-<lb/>
faͤlle!</p><lb/><p>Da <hirendition="#fr">Hippokrates</hi> die Natur ſo wenig unter-<lb/>ſtuͤtzte, ſo waren uͤberhaupt bey ihm die Ruͤckfaͤlle et-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Gall <hirendition="#aq">I.</hi> Band. C c</fw><fwplace="bottom"type="catch">was</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[401/0420]
in große Entkraͤftung uͤbergieng, der Harn hatte
noch eine ungewoͤhnliche Roͤthe; die Eßluſt fehlte,
und es geſchah nach aͤuſſerſt ſchlimmen Zufaͤllen zu En-
de des ſechſten Tages eine toͤdtliche Verwerfung.
Von den acht Kindbetterinnen, deren Kran-
kengeſchichten Hippokrates in dem erſten und dritten
Buche von den Landſeuchen erzaͤhlt, ſind ſieben geſtor-
ben. Die einzige Ehegattin des Epikrates kam da-
von. Aber ſie ſchwitzte am eilften Tage, und es gieng
der Urin ſtaͤrker gefaͤrbt, mit einem reichlichen Bo-
denſatze verſehen, ab. Sie befand ſich auch leident-
licher. Am vierzehnten fror ſie mit Erſtarren, und
bekam ein heftiges Fieber. — — Um den einund-
zwanzigſten Tag fuͤhlte ſie auf der linken Seite durch-
aus eine ſchmerzhafte Schwere. Sie huſtete wenig,
hergegen war ihr Urin dick, truͤbe, roͤthlich und ſetz-
te im Geſchirre nicht ab. Im uͤbrigen gieng es lei-
dentlicher; allein vom Fieber war ſie nicht frey. —
Gegen den ſieben und zwanzigſten Tag war ſie zwar
frey von Fieber und der Urin ſetzte ſich, die Seite that
ihr etwas wehe. Um den ein und dreyßigſten Tag
bekam ſie ein heftiges Fieber mit einem gallichten
Durchfalle. Am vierzigſten Tage brach ſie auch et-
was gallichtes aus. Am achtzigſten Tage endigte ſich
die Krankheit vollkommen, und das Fieber blieb weg.
— — Alſo mehrere unvollſtaͤndige Entſcheidungen;
eine Dauer von achtzig Tagen, und drey bis vier Ruͤck-
faͤlle!
Da Hippokrates die Natur ſo wenig unter-
ſtuͤtzte, ſo waren uͤberhaupt bey ihm die Ruͤckfaͤlle et-
was
Gall I. Band. C c
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/420>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.