che bey einer frühzeitigen, anpassenden Lebensordnung, ländlicher Uebung, und dem Gebrauche bitterer, stär- kender Mittel nie erfolgten. -- Das leichte, einem schleichenden, hektischen Fieber gleichende Fieber- chen, welches Tissot nach schweren Krankheiten, be- sonders bey jungen Leuten beobachtete, und bloß von Schwäche der Verdauung und der Nahrungsweege herkam, heilte er nicht mit fiebervertreibenden Mit- teln; sondern er half der Schwäche ab. Geschah die- ses nicht, so nahm es einen übeln Ausgang; es ent- stund endlich das wahre hektische Fieber, welches durch stärkende Mittel, Kina, Eisen, Wein, kalte Bäder u. d. gl. so leicht hätte verhütet werden können. Man erinnere sich hier an die obigen Beyspiele S. 374--78.
§. 45.
Gerade so ist es nur selten nöthig, ja es wä- re oft weit gefehlt, die Ueberbleibsel der ursprüngli- chen Unreinigkeiten, oder jene, welche erst durch die Krankheit erzeugt worden sind, unmittelbar durch Ab- führungsmittel wegzuschaffen; sondern man halte sich an die allgemeine Hauptheilanzeige; man erstatte die Kräfte; man gebe Herzstärkungen, besonders von der Art, wie sie Hippokrates allen andern vorzog, welche ohne zu reitzen, die Kräfte wahrhaft und standhaft ersetzen. Die peruvianische Rinde erfüllt am kräftigsten diese Anzeige. Gegen jene Nachtschweiße, welche die Friesel- und Wechselfieber hinterlassen, ra- thet Van Swieten die im rothen Weine aufgegosse- ne Salbey oder ein Glas Malaga. Diese süße Herz-
stär-
che bey einer fruͤhzeitigen, anpaſſenden Lebensordnung, laͤndlicher Uebung, und dem Gebrauche bitterer, ſtaͤr- kender Mittel nie erfolgten. — Das leichte, einem ſchleichenden, hektiſchen Fieber gleichende Fieber- chen, welches Tiſſot nach ſchweren Krankheiten, be- ſonders bey jungen Leuten beobachtete, und bloß von Schwaͤche der Verdauung und der Nahrungsweege herkam, heilte er nicht mit fiebervertreibenden Mit- teln; ſondern er half der Schwaͤche ab. Geſchah die- ſes nicht, ſo nahm es einen uͤbeln Ausgang; es ent- ſtund endlich das wahre hektiſche Fieber, welches durch ſtaͤrkende Mittel, Kina, Eiſen, Wein, kalte Baͤder u. d. gl. ſo leicht haͤtte verhuͤtet werden koͤnnen. Man erinnere ſich hier an die obigen Beyſpiele S. 374—78.
§. 45.
Gerade ſo iſt es nur ſelten noͤthig, ja es waͤ- re oft weit gefehlt, die Ueberbleibſel der urſpruͤngli- chen Unreinigkeiten, oder jene, welche erſt durch die Krankheit erzeugt worden ſind, unmittelbar durch Ab- fuͤhrungsmittel wegzuſchaffen; ſondern man halte ſich an die allgemeine Hauptheilanzeige; man erſtatte die Kraͤfte; man gebe Herzſtaͤrkungen, beſonders von der Art, wie ſie Hippokrates allen andern vorzog, welche ohne zu reitzen, die Kraͤfte wahrhaft und ſtandhaft erſetzen. Die peruvianiſche Rinde erfuͤllt am kraͤftigſten dieſe Anzeige. Gegen jene Nachtſchweiße, welche die Frieſel- und Wechſelfieber hinterlaſſen, ra- thet Van Swieten die im rothen Weine aufgegoſſe- ne Salbey oder ein Glas Malaga. Dieſe ſuͤße Herz-
ſtaͤr-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0412"n="393"/>
che bey einer fruͤhzeitigen, anpaſſenden Lebensordnung,<lb/>
laͤndlicher Uebung, und dem Gebrauche bitterer, ſtaͤr-<lb/>
kender Mittel nie erfolgten. — Das leichte, einem<lb/>ſchleichenden, hektiſchen Fieber gleichende Fieber-<lb/>
chen, welches <hirendition="#fr">Tiſſot</hi> nach ſchweren Krankheiten, be-<lb/>ſonders bey jungen Leuten beobachtete, und bloß von<lb/>
Schwaͤche der Verdauung und der Nahrungsweege<lb/>
herkam, heilte er nicht mit fiebervertreibenden Mit-<lb/>
teln; ſondern er half der Schwaͤche ab. Geſchah die-<lb/>ſes nicht, ſo nahm es einen uͤbeln Ausgang; es ent-<lb/>ſtund endlich das wahre hektiſche Fieber, welches durch<lb/>ſtaͤrkende Mittel, Kina, Eiſen, Wein, kalte Baͤder<lb/>
u. d. gl. ſo leicht haͤtte verhuͤtet werden koͤnnen. Man<lb/>
erinnere ſich hier an die obigen Beyſpiele S. 374—78.</p><lb/><divn="4"><head>§. 45.</head><lb/><p>Gerade ſo iſt es nur ſelten noͤthig, ja es waͤ-<lb/>
re oft weit gefehlt, die Ueberbleibſel der urſpruͤngli-<lb/>
chen Unreinigkeiten, oder jene, welche erſt durch die<lb/>
Krankheit erzeugt worden ſind, unmittelbar durch Ab-<lb/>
fuͤhrungsmittel wegzuſchaffen; ſondern man halte ſich<lb/>
an die allgemeine Hauptheilanzeige; man erſtatte die<lb/>
Kraͤfte; man gebe Herzſtaͤrkungen, beſonders von<lb/>
der Art, wie ſie <hirendition="#fr">Hippokrates</hi> allen andern vorzog,<lb/>
welche ohne zu reitzen, die Kraͤfte wahrhaft und<lb/>ſtandhaft erſetzen. Die peruvianiſche Rinde erfuͤllt am<lb/>
kraͤftigſten dieſe Anzeige. Gegen jene Nachtſchweiße,<lb/>
welche die Frieſel- und Wechſelfieber hinterlaſſen, ra-<lb/>
thet <hirendition="#fr">Van Swieten</hi> die im rothen Weine aufgegoſſe-<lb/>
ne Salbey oder ein Glas Malaga. Dieſe ſuͤße Herz-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſtaͤr-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[393/0412]
che bey einer fruͤhzeitigen, anpaſſenden Lebensordnung,
laͤndlicher Uebung, und dem Gebrauche bitterer, ſtaͤr-
kender Mittel nie erfolgten. — Das leichte, einem
ſchleichenden, hektiſchen Fieber gleichende Fieber-
chen, welches Tiſſot nach ſchweren Krankheiten, be-
ſonders bey jungen Leuten beobachtete, und bloß von
Schwaͤche der Verdauung und der Nahrungsweege
herkam, heilte er nicht mit fiebervertreibenden Mit-
teln; ſondern er half der Schwaͤche ab. Geſchah die-
ſes nicht, ſo nahm es einen uͤbeln Ausgang; es ent-
ſtund endlich das wahre hektiſche Fieber, welches durch
ſtaͤrkende Mittel, Kina, Eiſen, Wein, kalte Baͤder
u. d. gl. ſo leicht haͤtte verhuͤtet werden koͤnnen. Man
erinnere ſich hier an die obigen Beyſpiele S. 374—78.
§. 45.
Gerade ſo iſt es nur ſelten noͤthig, ja es waͤ-
re oft weit gefehlt, die Ueberbleibſel der urſpruͤngli-
chen Unreinigkeiten, oder jene, welche erſt durch die
Krankheit erzeugt worden ſind, unmittelbar durch Ab-
fuͤhrungsmittel wegzuſchaffen; ſondern man halte ſich
an die allgemeine Hauptheilanzeige; man erſtatte die
Kraͤfte; man gebe Herzſtaͤrkungen, beſonders von
der Art, wie ſie Hippokrates allen andern vorzog,
welche ohne zu reitzen, die Kraͤfte wahrhaft und
ſtandhaft erſetzen. Die peruvianiſche Rinde erfuͤllt am
kraͤftigſten dieſe Anzeige. Gegen jene Nachtſchweiße,
welche die Frieſel- und Wechſelfieber hinterlaſſen, ra-
thet Van Swieten die im rothen Weine aufgegoſſe-
ne Salbey oder ein Glas Malaga. Dieſe ſuͤße Herz-
ſtaͤr-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/412>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.