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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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weise, unvollständige Entscheidungen. Der Harn hat-
te eine leichte, weiße, flockichte Wolke. Ich ver-
mehrte alle Tage die Gabe der Rinde zu einigen Gra-
nen, und so wie sich die Eßlust äusserte, erlaubte ich
ein-zwey-drey-bis viermal des Tages eine gute
Suppe. Den eilften und zwölften in der Nacht hatte
er häufigere, und ebenfalls allgemeine Schweiße,
welche, obschon sie jedesmal höchstens eine Stunde an-
hielten, dennoch eine ungemeine Erleichterung verschaff-
ten. Der Harn machte jetzt einen kleyenartigen, weiß-
röthlichten Bodensatz. Die Kräfte und die Eßlust
nahmen in gleichem Verhältniße zu. Sehr oft wurde
auf einmal der Aderschlag wellenförmig, worauf der
Kranke jedesmal einschlief, und während dem Schla-
fe schwitzte, worauf er allemal mit mehr Heiterkeit
erwachte. Erst den siebenzehnten Tag bekam er ge-
kochte, breyartige, schmierige, glänzende, aber häu-
fige Stühle, worauf nebst allgemeiner Besserung der
Schmerz in der Weiche selbst zu weichen anfieng.
Vom vierzehnten Tag an trank er alle Tage etwas
weniges Wein. Da er jetzt vom Ursprung und der
Natur seines Schmerzens, den man bisher für eine
heimliche Entzündung ausgab, überzeugt war, so fieng
er den Gebrauch der Kämpfischen Klystire an, wo-
rauf er eine große Menge Unrath ausleerte, und in
wenig Tagen beynahe ohne alle Schmerzen war. Er
machte eine Reise nach Böhmen, und kam in 4 Wo-
chen gesund zurück.

Der ganze Verlauf dieser Krankheit; die theil-
weisen, unvollständigen, spät hinausgezogenen Entschei-

dun-

weiſe, unvollſtaͤndige Entſcheidungen. Der Harn hat-
te eine leichte, weiße, flockichte Wolke. Ich ver-
mehrte alle Tage die Gabe der Rinde zu einigen Gra-
nen, und ſo wie ſich die Eßluſt aͤuſſerte, erlaubte ich
ein-zwey-drey-bis viermal des Tages eine gute
Suppe. Den eilften und zwoͤlften in der Nacht hatte
er haͤufigere, und ebenfalls allgemeine Schweiße,
welche, obſchon ſie jedesmal hoͤchſtens eine Stunde an-
hielten, dennoch eine ungemeine Erleichterung verſchaff-
ten. Der Harn machte jetzt einen kleyenartigen, weiß-
roͤthlichten Bodenſatz. Die Kraͤfte und die Eßluſt
nahmen in gleichem Verhaͤltniße zu. Sehr oft wurde
auf einmal der Aderſchlag wellenfoͤrmig, worauf der
Kranke jedesmal einſchlief, und waͤhrend dem Schla-
fe ſchwitzte, worauf er allemal mit mehr Heiterkeit
erwachte. Erſt den ſiebenzehnten Tag bekam er ge-
kochte, breyartige, ſchmierige, glaͤnzende, aber haͤu-
fige Stuͤhle, worauf nebſt allgemeiner Beſſerung der
Schmerz in der Weiche ſelbſt zu weichen anfieng.
Vom vierzehnten Tag an trank er alle Tage etwas
weniges Wein. Da er jetzt vom Urſprung und der
Natur ſeines Schmerzens, den man bisher fuͤr eine
heimliche Entzuͤndung ausgab, uͤberzeugt war, ſo fieng
er den Gebrauch der Kaͤmpfiſchen Klyſtire an, wo-
rauf er eine große Menge Unrath ausleerte, und in
wenig Tagen beynahe ohne alle Schmerzen war. Er
machte eine Reiſe nach Boͤhmen, und kam in 4 Wo-
chen geſund zuruͤck.

Der ganze Verlauf dieſer Krankheit; die theil-
weiſen, unvollſtaͤndigen, ſpaͤt hinausgezogenen Entſchei-

dun-
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[380/0399] weiſe, unvollſtaͤndige Entſcheidungen. Der Harn hat- te eine leichte, weiße, flockichte Wolke. Ich ver- mehrte alle Tage die Gabe der Rinde zu einigen Gra- nen, und ſo wie ſich die Eßluſt aͤuſſerte, erlaubte ich ein-zwey-drey-bis viermal des Tages eine gute Suppe. Den eilften und zwoͤlften in der Nacht hatte er haͤufigere, und ebenfalls allgemeine Schweiße, welche, obſchon ſie jedesmal hoͤchſtens eine Stunde an- hielten, dennoch eine ungemeine Erleichterung verſchaff- ten. Der Harn machte jetzt einen kleyenartigen, weiß- roͤthlichten Bodenſatz. Die Kraͤfte und die Eßluſt nahmen in gleichem Verhaͤltniße zu. Sehr oft wurde auf einmal der Aderſchlag wellenfoͤrmig, worauf der Kranke jedesmal einſchlief, und waͤhrend dem Schla- fe ſchwitzte, worauf er allemal mit mehr Heiterkeit erwachte. Erſt den ſiebenzehnten Tag bekam er ge- kochte, breyartige, ſchmierige, glaͤnzende, aber haͤu- fige Stuͤhle, worauf nebſt allgemeiner Beſſerung der Schmerz in der Weiche ſelbſt zu weichen anfieng. Vom vierzehnten Tag an trank er alle Tage etwas weniges Wein. Da er jetzt vom Urſprung und der Natur ſeines Schmerzens, den man bisher fuͤr eine heimliche Entzuͤndung ausgab, uͤberzeugt war, ſo fieng er den Gebrauch der Kaͤmpfiſchen Klyſtire an, wo- rauf er eine große Menge Unrath ausleerte, und in wenig Tagen beynahe ohne alle Schmerzen war. Er machte eine Reiſe nach Boͤhmen, und kam in 4 Wo- chen geſund zuruͤck. Der ganze Verlauf dieſer Krankheit; die theil- weiſen, unvollſtaͤndigen, ſpaͤt hinausgezogenen Entſchei- dun-

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/399>, abgerufen am 22.11.2024.