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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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haften Theile in gutartigen Eiter zu verwandeln, und
das Geschwür mit einer dauerhaften Narbe zu versehen.

Martin Budislawsky, ein junger, lebhafter,
gesunder Prediger bekam das Blutspeyen. Man ließ
ihm 26mal zur Ader. Von der Zeit an hatte er bey
jeder geringsten Veranlassung einen Husten, wobey er
jedesmal Blut, und öfters auch ausser dem Husten ei-
ne eiterförmige Materie auswarf. Er hatte immer
einige Beschwerniß auf der Brust; war immer schwäch-
lich, verdrüßig, kleinmüthig, und klagte über einen
anhaltenden Schmerzen in der rechten Weiche unter
den falschen Ribben. Man überschüttete ihn alltäg-
lich durch drey Jahre mit erweichenden Getränken,
wobey er immer elender wurde. Im October 1790.
überfiel ihn ein starker Blutsturz mit heftigem, star-
kem Pulse. Man ließ ihm innerhalb den fünf ersten
Tagen eilfmal zur Ader, jedesmal zehn Unzen. Da-
bey hatte er warme Umschläge auf der Brust; trank
häufig Mandelmilch und dicke Gerstenschleime, und
nahm öfters von einer Mixtur aus Salpeter, Wasser,
Holdersulze, oder Holderbeersaft. Als ich ihn den
fünften Tag das erstemal sah, war sein Puls noch
sehr hart und gespannt; unter dem Auswurf war we-
niges Blut. Beym Athmen klagte er über keine Be-
schwerde, und empfand auch keine Beklemmung; aber
er war sehr kleinmüthig, furchtsam, und hatte seit ei-
nigen Jahren her mancherley Verdrüßlichkeiten ausge-
standen. Der Wundarzt war gerade wieder da, um
nochmal, und dann, wie es schon vorbestimmt war,
noch einigemale zehn Unzen Blut abzuzapfen. Ich setz-

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haften Theile in gutartigen Eiter zu verwandeln, und
das Geſchwuͤr mit einer dauerhaften Narbe zu verſehen.

Martin Budislawsky, ein junger, lebhafter,
geſunder Prediger bekam das Blutſpeyen. Man ließ
ihm 26mal zur Ader. Von der Zeit an hatte er bey
jeder geringſten Veranlaſſung einen Huſten, wobey er
jedesmal Blut, und oͤfters auch auſſer dem Huſten ei-
ne eiterfoͤrmige Materie auswarf. Er hatte immer
einige Beſchwerniß auf der Bruſt; war immer ſchwaͤch-
lich, verdruͤßig, kleinmuͤthig, und klagte uͤber einen
anhaltenden Schmerzen in der rechten Weiche unter
den falſchen Ribben. Man uͤberſchuͤttete ihn alltaͤg-
lich durch drey Jahre mit erweichenden Getraͤnken,
wobey er immer elender wurde. Im October 1790.
uͤberfiel ihn ein ſtarker Blutſturz mit heftigem, ſtar-
kem Pulſe. Man ließ ihm innerhalb den fuͤnf erſten
Tagen eilfmal zur Ader, jedesmal zehn Unzen. Da-
bey hatte er warme Umſchlaͤge auf der Bruſt; trank
haͤufig Mandelmilch und dicke Gerſtenſchleime, und
nahm oͤfters von einer Mixtur aus Salpeter, Waſſer,
Holderſulze, oder Holderbeerſaft. Als ich ihn den
fuͤnften Tag das erſtemal ſah, war ſein Puls noch
ſehr hart und geſpannt; unter dem Auswurf war we-
niges Blut. Beym Athmen klagte er uͤber keine Be-
ſchwerde, und empfand auch keine Beklemmung; aber
er war ſehr kleinmuͤthig, furchtſam, und hatte ſeit ei-
nigen Jahren her mancherley Verdruͤßlichkeiten ausge-
ſtanden. Der Wundarzt war gerade wieder da, um
nochmal, und dann, wie es ſchon vorbeſtimmt war,
noch einigemale zehn Unzen Blut abzuzapfen. Ich ſetz-

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[378/0397] haften Theile in gutartigen Eiter zu verwandeln, und das Geſchwuͤr mit einer dauerhaften Narbe zu verſehen. Martin Budislawsky, ein junger, lebhafter, geſunder Prediger bekam das Blutſpeyen. Man ließ ihm 26mal zur Ader. Von der Zeit an hatte er bey jeder geringſten Veranlaſſung einen Huſten, wobey er jedesmal Blut, und oͤfters auch auſſer dem Huſten ei- ne eiterfoͤrmige Materie auswarf. Er hatte immer einige Beſchwerniß auf der Bruſt; war immer ſchwaͤch- lich, verdruͤßig, kleinmuͤthig, und klagte uͤber einen anhaltenden Schmerzen in der rechten Weiche unter den falſchen Ribben. Man uͤberſchuͤttete ihn alltaͤg- lich durch drey Jahre mit erweichenden Getraͤnken, wobey er immer elender wurde. Im October 1790. uͤberfiel ihn ein ſtarker Blutſturz mit heftigem, ſtar- kem Pulſe. Man ließ ihm innerhalb den fuͤnf erſten Tagen eilfmal zur Ader, jedesmal zehn Unzen. Da- bey hatte er warme Umſchlaͤge auf der Bruſt; trank haͤufig Mandelmilch und dicke Gerſtenſchleime, und nahm oͤfters von einer Mixtur aus Salpeter, Waſſer, Holderſulze, oder Holderbeerſaft. Als ich ihn den fuͤnften Tag das erſtemal ſah, war ſein Puls noch ſehr hart und geſpannt; unter dem Auswurf war we- niges Blut. Beym Athmen klagte er uͤber keine Be- ſchwerde, und empfand auch keine Beklemmung; aber er war ſehr kleinmuͤthig, furchtſam, und hatte ſeit ei- nigen Jahren her mancherley Verdruͤßlichkeiten ausge- ſtanden. Der Wundarzt war gerade wieder da, um nochmal, und dann, wie es ſchon vorbeſtimmt war, noch einigemale zehn Unzen Blut abzuzapfen. Ich ſetz- te

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/397>, abgerufen am 23.11.2024.