her Erstickung; allein, so gewiß bey örtlichen Ent- zündungen der Eingeweide ein zu heftiges Fieber viel gefährlichere Wirkungen hat, als in einem bloß allge- meinen hitzigen Blutfieber: eben so gewiß sind auch im ersten Falle die Folgen von zu starken Entleerun- gen weit bedenklicher, als im letztern, wo höchstens eine andere ebenfalls allgemeine Krankheit, oder lange anhaltende Schwächlichkeiten daraus entstehen. So blieb der Jüngling bey Tissot sehr lange kränklich, weil ihm die Ader sprang, und eine grosse Menge Blut, bis er in Ohnmacht fiel, ausfloß, nachdem man ihm wegen Vollblütigkeit in einem dreytägigen Fieber zur Ader gelassen hatte. Auf diesen Vorfall blieb zwar alsogleich das Fieber aus, allein die lange fortdaurende Schwächlichkeit bewies nur gar zu deut- lich, daß dieses nur eine Folge der Entkräftung war. Eben so sah Tissot mehrere in Bleichsuchten, Wasser- suchten u. s. w. verfallen, welche man in Wechselfie- bern und nachtassenden Fiebern zu strenge durch Blut- läßen und Lebensordnung behandelt hatte. In diesenall- gemeinen Fiebern ist es dennoch manchmal genug, wenn so viel Kraft übrig bleibt, als erfodert wird, den Um- lauf der Säfte auch noch so schwach zu erhalten.
Aber bey örtlichen Anhäufungen müssen die Le- benskräfte auch noch hinreichen, die Stockungen zu zertheilen, wieder in Bewegung zu bringen; die durch die Stockung und Fieberhitze verdorbenen Säfte theils mit den übrigen zu verähnlichen, theils von denselben abzuscheiden, und durch unschädliche Weege auszulee- ren; oder aber, wenn dieses unmöglich ist, die schad-
haf-
her Erſtickung; allein, ſo gewiß bey oͤrtlichen Ent- zuͤndungen der Eingeweide ein zu heftiges Fieber viel gefaͤhrlichere Wirkungen hat, als in einem bloß allge- meinen hitzigen Blutfieber: eben ſo gewiß ſind auch im erſten Falle die Folgen von zu ſtarken Entleerun- gen weit bedenklicher, als im letztern, wo hoͤchſtens eine andere ebenfalls allgemeine Krankheit, oder lange anhaltende Schwaͤchlichkeiten daraus entſtehen. So blieb der Juͤngling bey Tiſſot ſehr lange kraͤnklich, weil ihm die Ader ſprang, und eine groſſe Menge Blut, bis er in Ohnmacht fiel, ausfloß, nachdem man ihm wegen Vollbluͤtigkeit in einem dreytaͤgigen Fieber zur Ader gelaſſen hatte. Auf dieſen Vorfall blieb zwar alſogleich das Fieber aus, allein die lange fortdaurende Schwaͤchlichkeit bewies nur gar zu deut- lich, daß dieſes nur eine Folge der Entkraͤftung war. Eben ſo ſah Tiſſot mehrere in Bleichſuchten, Waſſer- ſuchten u. ſ. w. verfallen, welche man in Wechſelfie- bern und nachtaſſenden Fiebern zu ſtrenge durch Blut- laͤßen und Lebensordnung behandelt hatte. In dieſenall- gemeinen Fiebern iſt es dennoch manchmal genug, wenn ſo viel Kraft uͤbrig bleibt, als erfodert wird, den Um- lauf der Saͤfte auch noch ſo ſchwach zu erhalten.
Aber bey oͤrtlichen Anhaͤufungen muͤſſen die Le- benskraͤfte auch noch hinreichen, die Stockungen zu zertheilen, wieder in Bewegung zu bringen; die durch die Stockung und Fieberhitze verdorbenen Saͤfte theils mit den uͤbrigen zu veraͤhnlichen, theils von denſelben abzuſcheiden, und durch unſchaͤdliche Weege auszulee- ren; oder aber, wenn dieſes unmoͤglich iſt, die ſchad-
haf-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0396"n="377"/>
her Erſtickung; allein, ſo gewiß bey oͤrtlichen Ent-<lb/>
zuͤndungen der Eingeweide ein zu heftiges Fieber viel<lb/>
gefaͤhrlichere Wirkungen hat, als in einem bloß allge-<lb/>
meinen hitzigen Blutfieber: eben ſo gewiß ſind auch<lb/>
im erſten Falle die Folgen von zu ſtarken Entleerun-<lb/>
gen weit bedenklicher, als im letztern, wo hoͤchſtens<lb/>
eine andere ebenfalls allgemeine Krankheit, oder lange<lb/>
anhaltende Schwaͤchlichkeiten daraus entſtehen. So<lb/>
blieb der Juͤngling bey <hirendition="#fr">Tiſſot</hi>ſehr lange kraͤnklich,<lb/>
weil ihm die Ader ſprang, und eine groſſe Menge<lb/>
Blut, bis er in Ohnmacht fiel, ausfloß, nachdem<lb/>
man ihm wegen Vollbluͤtigkeit in einem dreytaͤgigen<lb/>
Fieber zur Ader gelaſſen hatte. Auf dieſen Vorfall<lb/>
blieb zwar alſogleich das Fieber aus, allein die lange<lb/>
fortdaurende Schwaͤchlichkeit bewies nur gar zu deut-<lb/>
lich, daß dieſes nur eine Folge der Entkraͤftung war.<lb/>
Eben ſo ſah <hirendition="#fr">Tiſſot</hi> mehrere in Bleichſuchten, Waſſer-<lb/>ſuchten u. ſ. w. verfallen, welche man in Wechſelfie-<lb/>
bern und nachtaſſenden Fiebern zu ſtrenge durch Blut-<lb/>
laͤßen und Lebensordnung behandelt hatte. In dieſenall-<lb/>
gemeinen Fiebern iſt es dennoch manchmal genug, wenn<lb/>ſo viel Kraft uͤbrig bleibt, als erfodert wird, den Um-<lb/>
lauf der Saͤfte auch noch ſo ſchwach zu erhalten.</p><lb/><p>Aber bey oͤrtlichen Anhaͤufungen muͤſſen die Le-<lb/>
benskraͤfte auch noch hinreichen, die Stockungen zu<lb/>
zertheilen, wieder in Bewegung zu bringen; die durch<lb/>
die Stockung und Fieberhitze verdorbenen Saͤfte theils<lb/>
mit den uͤbrigen zu veraͤhnlichen, theils von denſelben<lb/>
abzuſcheiden, und durch unſchaͤdliche Weege auszulee-<lb/>
ren; oder aber, wenn dieſes unmoͤglich iſt, die ſchad-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">haf-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[377/0396]
her Erſtickung; allein, ſo gewiß bey oͤrtlichen Ent-
zuͤndungen der Eingeweide ein zu heftiges Fieber viel
gefaͤhrlichere Wirkungen hat, als in einem bloß allge-
meinen hitzigen Blutfieber: eben ſo gewiß ſind auch
im erſten Falle die Folgen von zu ſtarken Entleerun-
gen weit bedenklicher, als im letztern, wo hoͤchſtens
eine andere ebenfalls allgemeine Krankheit, oder lange
anhaltende Schwaͤchlichkeiten daraus entſtehen. So
blieb der Juͤngling bey Tiſſot ſehr lange kraͤnklich,
weil ihm die Ader ſprang, und eine groſſe Menge
Blut, bis er in Ohnmacht fiel, ausfloß, nachdem
man ihm wegen Vollbluͤtigkeit in einem dreytaͤgigen
Fieber zur Ader gelaſſen hatte. Auf dieſen Vorfall
blieb zwar alſogleich das Fieber aus, allein die lange
fortdaurende Schwaͤchlichkeit bewies nur gar zu deut-
lich, daß dieſes nur eine Folge der Entkraͤftung war.
Eben ſo ſah Tiſſot mehrere in Bleichſuchten, Waſſer-
ſuchten u. ſ. w. verfallen, welche man in Wechſelfie-
bern und nachtaſſenden Fiebern zu ſtrenge durch Blut-
laͤßen und Lebensordnung behandelt hatte. In dieſenall-
gemeinen Fiebern iſt es dennoch manchmal genug, wenn
ſo viel Kraft uͤbrig bleibt, als erfodert wird, den Um-
lauf der Saͤfte auch noch ſo ſchwach zu erhalten.
Aber bey oͤrtlichen Anhaͤufungen muͤſſen die Le-
benskraͤfte auch noch hinreichen, die Stockungen zu
zertheilen, wieder in Bewegung zu bringen; die durch
die Stockung und Fieberhitze verdorbenen Saͤfte theils
mit den uͤbrigen zu veraͤhnlichen, theils von denſelben
abzuſcheiden, und durch unſchaͤdliche Weege auszulee-
ren; oder aber, wenn dieſes unmoͤglich iſt, die ſchad-
haf-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/396>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.