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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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Junge Leute von der schwächlichen Klasse sind
von Natur nicht allein den aus den Feuchtigkeiten
entspringenden Krankheiten, den Wechselfiebern, den
Flüssen, den Katharren, den Unverdaulichkeiten, den
Winden, den Schärfen, den Bauchflüssen, den ab-
mattenden Schweißen, den Geschwülsten, den Er-
gießungen, den Verschleimungen und Verstopfungen,
sondern auch den hartnäckigsten chronischen Krankheiten
und allen ihren fürchterlichen Folgen, der Cachexie,
der Gelbsucht, den Wassersuchten, dem Scharbock
ausgesetzt. Wenn ein Kind sehr volle Haare hat,
die hart anzufassen sind, sich rollen, oder gekräuselt
werden und mit dem fortschreitenden Wachsthum eine
immer dunklere Farbe annehmen, so kann man sicher
schließen, daß es stark seyn wird; hat es dazu ein
festes und compaktes Fleisch, eine reine, lebhafte und
saftvolle Haut, glänzende Augen, und in der Folge
mittelmäßig große, geschlossene, weiße und gut ge-
ordnete Zähne, mit starken Muskeln, einer breiten
brustvollen sich stets gleichen Respiration, mit einer
männlichen sonorischen Stimme, mit gut proportionir-
ten Gliedmaßen und Wuchse; so kann man zum vor-
aus von seiner Gesundheit eine gute Vordeutung fas-
sen; man kann hoffen, daß es lange leben wird,
wenn es seine Vorzüge nicht mißbraucht. Wenn es
hingegen wenige Haare hat, wenn diese eben fein,
weichlich sind, wenn sie von der braunen Farbe in
die Kastanienfarbe, und von dem schönen Weiß in das
Lichtweiße übergehen, so kann man schließen, daß es
schwächlich, zärtlich und ungesund seyn wird, zumal

wenn

Junge Leute von der ſchwaͤchlichen Klaſſe ſind
von Natur nicht allein den aus den Feuchtigkeiten
entſpringenden Krankheiten, den Wechſelfiebern, den
Fluͤſſen, den Katharren, den Unverdaulichkeiten, den
Winden, den Schaͤrfen, den Bauchfluͤſſen, den ab-
mattenden Schweißen, den Geſchwuͤlſten, den Er-
gießungen, den Verſchleimungen und Verſtopfungen,
ſondern auch den hartnaͤckigſten chroniſchen Krankheiten
und allen ihren fuͤrchterlichen Folgen, der Cachexie,
der Gelbſucht, den Waſſerſuchten, dem Scharbock
ausgeſetzt. Wenn ein Kind ſehr volle Haare hat,
die hart anzufaſſen ſind, ſich rollen, oder gekraͤuſelt
werden und mit dem fortſchreitenden Wachsthum eine
immer dunklere Farbe annehmen, ſo kann man ſicher
ſchließen, daß es ſtark ſeyn wird; hat es dazu ein
feſtes und compaktes Fleiſch, eine reine, lebhafte und
ſaftvolle Haut, glaͤnzende Augen, und in der Folge
mittelmaͤßig große, geſchloſſene, weiße und gut ge-
ordnete Zaͤhne, mit ſtarken Muskeln, einer breiten
bruſtvollen ſich ſtets gleichen Reſpiration, mit einer
maͤnnlichen ſonoriſchen Stimme, mit gut proportionir-
ten Gliedmaßen und Wuchſe; ſo kann man zum vor-
aus von ſeiner Geſundheit eine gute Vordeutung faſ-
ſen; man kann hoffen, daß es lange leben wird,
wenn es ſeine Vorzuͤge nicht mißbraucht. Wenn es
hingegen wenige Haare hat, wenn dieſe eben fein,
weichlich ſind, wenn ſie von der braunen Farbe in
die Kaſtanienfarbe, und von dem ſchoͤnen Weiß in das
Lichtweiße uͤbergehen, ſo kann man ſchließen, daß es
ſchwaͤchlich, zaͤrtlich und ungeſund ſeyn wird, zumal

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[346/0365] Junge Leute von der ſchwaͤchlichen Klaſſe ſind von Natur nicht allein den aus den Feuchtigkeiten entſpringenden Krankheiten, den Wechſelfiebern, den Fluͤſſen, den Katharren, den Unverdaulichkeiten, den Winden, den Schaͤrfen, den Bauchfluͤſſen, den ab- mattenden Schweißen, den Geſchwuͤlſten, den Er- gießungen, den Verſchleimungen und Verſtopfungen, ſondern auch den hartnaͤckigſten chroniſchen Krankheiten und allen ihren fuͤrchterlichen Folgen, der Cachexie, der Gelbſucht, den Waſſerſuchten, dem Scharbock ausgeſetzt. Wenn ein Kind ſehr volle Haare hat, die hart anzufaſſen ſind, ſich rollen, oder gekraͤuſelt werden und mit dem fortſchreitenden Wachsthum eine immer dunklere Farbe annehmen, ſo kann man ſicher ſchließen, daß es ſtark ſeyn wird; hat es dazu ein feſtes und compaktes Fleiſch, eine reine, lebhafte und ſaftvolle Haut, glaͤnzende Augen, und in der Folge mittelmaͤßig große, geſchloſſene, weiße und gut ge- ordnete Zaͤhne, mit ſtarken Muskeln, einer breiten bruſtvollen ſich ſtets gleichen Reſpiration, mit einer maͤnnlichen ſonoriſchen Stimme, mit gut proportionir- ten Gliedmaßen und Wuchſe; ſo kann man zum vor- aus von ſeiner Geſundheit eine gute Vordeutung faſ- ſen; man kann hoffen, daß es lange leben wird, wenn es ſeine Vorzuͤge nicht mißbraucht. Wenn es hingegen wenige Haare hat, wenn dieſe eben fein, weichlich ſind, wenn ſie von der braunen Farbe in die Kaſtanienfarbe, und von dem ſchoͤnen Weiß in das Lichtweiße uͤbergehen, ſo kann man ſchließen, daß es ſchwaͤchlich, zaͤrtlich und ungeſund ſeyn wird, zumal wenn

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/365>, abgerufen am 24.11.2024.