Schmerz heftig; es schien aber nichts gebrochen zu seyn. Noch war eine leichte Quetschung auf der Mitte der Brust. -- Die einfache Behandlung, (mit diesen Worten schließet Theden diesen Fall), nebst der Jugend und guten Leibesbeschaffenheit des Kranken, brachte innerhalb drey Wochen die glückliche Heilung zu Stande.*)
§. 32.
Aber auch nur bey solchen Umständen läßt sich die Boerhavische Genügsamkeit mit Wasser, Essig, Wein, Gerste, Salpeter, Hönig, Rhabarber, Mohn- saft, Feuer, einigen Salzen, Seifen, Quecksilber, Eisen, Lebensordnung, Bewegung und der Lanzette entschuldigen. Denn nur bey solchen Umständen lie- gen der Natur keine unübersteigbare Hindernisse im Weege. Als Hippokrates den siebenzehnten Tag zum Nikoxenos zu Glünthos kam, war seine Zunge wie verbrannt. Die Hitze von außen nicht heftig, die Erschlaffung des Körpers entsetzlich; die Stimme ge- brochen, kaum hörbar, aber doch deutlich; die Schlä- fe eingefallen, die Augen hohl, die Füße weich und lauwarm, und die Milzgegend gespannt. Das Kly- stier kam nicht völlig zu ihm, sondern trat zurück. Gegen die Nacht gieng ein wenig derber Unrath mit etwas Blut von ihm, ich glaube, sagt er, vom Kly- stier. Der Urin war rein und helle. Er lag wegen der Entkräftung auf dem Rücken mit auseinander ge-
sperrten
*) Neue Bemerk. und Erfahr zur Bereichung der Wund- arzneykunst und Arzneygelahrhett 2tes B. S. 124.
Schmerz heftig; es ſchien aber nichts gebrochen zu ſeyn. Noch war eine leichte Quetſchung auf der Mitte der Bruſt. — Die einfache Behandlung, (mit dieſen Worten ſchließet Theden dieſen Fall), nebſt der Jugend und guten Leibesbeſchaffenheit des Kranken, brachte innerhalb drey Wochen die gluͤckliche Heilung zu Stande.*)
§. 32.
Aber auch nur bey ſolchen Umſtaͤnden laͤßt ſich die Boerhaviſche Genuͤgſamkeit mit Waſſer, Eſſig, Wein, Gerſte, Salpeter, Hoͤnig, Rhabarber, Mohn- ſaft, Feuer, einigen Salzen, Seifen, Queckſilber, Eiſen, Lebensordnung, Bewegung und der Lanzette entſchuldigen. Denn nur bey ſolchen Umſtaͤnden lie- gen der Natur keine unuͤberſteigbare Hinderniſſe im Weege. Als Hippokrates den ſiebenzehnten Tag zum Nikoxenos zu Glünthos kam, war ſeine Zunge wie verbrannt. Die Hitze von außen nicht heftig, die Erſchlaffung des Koͤrpers entſetzlich; die Stimme ge- brochen, kaum hoͤrbar, aber doch deutlich; die Schlaͤ- fe eingefallen, die Augen hohl, die Fuͤße weich und lauwarm, und die Milzgegend geſpannt. Das Kly- ſtier kam nicht voͤllig zu ihm, ſondern trat zuruͤck. Gegen die Nacht gieng ein wenig derber Unrath mit etwas Blut von ihm, ich glaube, ſagt er, vom Kly- ſtier. Der Urin war rein und helle. Er lag wegen der Entkraͤftung auf dem Ruͤcken mit auseinander ge-
ſperrten
*) Neue Bemerk. und Erfahr zur Bereichung der Wund- arzneykunſt und Arzneygelahrhett 2tes B. S. 124.
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Schmerz heftig; es ſchien aber nichts gebrochen zu
ſeyn. Noch war eine leichte Quetſchung auf der
Mitte der Bruſt. — Die einfache Behandlung, (mit
dieſen Worten ſchließet Theden dieſen Fall), nebſt der
Jugend und guten Leibesbeſchaffenheit des Kranken,
brachte innerhalb drey Wochen die gluͤckliche Heilung
zu Stande. *)
§. 32.
Aber auch nur bey ſolchen Umſtaͤnden laͤßt ſich
die Boerhaviſche Genuͤgſamkeit mit Waſſer, Eſſig,
Wein, Gerſte, Salpeter, Hoͤnig, Rhabarber, Mohn-
ſaft, Feuer, einigen Salzen, Seifen, Queckſilber,
Eiſen, Lebensordnung, Bewegung und der Lanzette
entſchuldigen. Denn nur bey ſolchen Umſtaͤnden lie-
gen der Natur keine unuͤberſteigbare Hinderniſſe im
Weege. Als Hippokrates den ſiebenzehnten Tag zum
Nikoxenos zu Glünthos kam, war ſeine Zunge wie
verbrannt. Die Hitze von außen nicht heftig, die
Erſchlaffung des Koͤrpers entſetzlich; die Stimme ge-
brochen, kaum hoͤrbar, aber doch deutlich; die Schlaͤ-
fe eingefallen, die Augen hohl, die Fuͤße weich und
lauwarm, und die Milzgegend geſpannt. Das Kly-
ſtier kam nicht voͤllig zu ihm, ſondern trat zuruͤck.
Gegen die Nacht gieng ein wenig derber Unrath mit
etwas Blut von ihm, ich glaube, ſagt er, vom Kly-
ſtier. Der Urin war rein und helle. Er lag wegen
der Entkraͤftung auf dem Ruͤcken mit auseinander ge-
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*) Neue Bemerk. und Erfahr zur Bereichung der Wund-
arzneykunſt und Arzneygelahrhett 2tes B. S. 124.
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/354>, abgerufen am 23.11.2024.
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