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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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der Nase war hin und wieder mit Blut unterlaufen
Am untern Rande der linken Augenhöle, da wo sich
das Jochbein mit dem Kinnbackenbeine vereinigt, sa-
he man einen Eindruck, in den man fast den kleinen
Finger legen konnte. Das Jochbein war zwar noch
fest, wenn man es aber zu bewegen versuchte, so
entstand ein heftiger Schmerz. Die Zahne konnten
nicht über eine Linie weit voneinander gebracht wer-
den; brachte man aber ein Messer oder einen Spatel
zwischen dieselben, so hob man leicht den obern Kinn-
backen Fingerbreit in die Höhe, wo man deutlich
merkte, daß sich in der Höhe eines Zolles die Kno-
chen ineinander schoben oder einwärts bogen. Die
Gaumenknochen waren zwar für sich fest und gleich;
aber auch mit ihnen konnte man, durch einen Druck
nach oben, die obern Kinnbackenknochen in die Höhe
heben, so, daß diese Knochen bis an die Fledermaus-
flügel (Alae pterygoideae) schienen gespalten, oder viel-
mehr in ungleiche Stücken zerbrochen zu seyn. Die
Oberlippe des Mundes war sehr geschwollen, und
durch die untere gieng eine Querwunde, ungefähr
einen Zoll lang. Aus dem Munde nahm man meh-
rere Knochensplitter und Holzspänchen. Ein wackeln-
der Backenzahn der linken Seite im untern Kinnba-
cken konnte erst nach etlichen Tagen herausgenommen
werden. Das im Munde gesammelte Blut wurde
mit grosser Mühe durch ein Röcheln ausgeworfen,
aus der Nase floß es beständig, doch langsam. Am
untern und linken Winkel des untern Kinnbackens,
und an ihrem Gelenke mit dem Schlafbeine, war der

Schmerz

der Naſe war hin und wieder mit Blut unterlaufen
Am untern Rande der linken Augenhoͤle, da wo ſich
das Jochbein mit dem Kinnbackenbeine vereinigt, ſa-
he man einen Eindruck, in den man faſt den kleinen
Finger legen konnte. Das Jochbein war zwar noch
feſt, wenn man es aber zu bewegen verſuchte, ſo
entſtand ein heftiger Schmerz. Die Zahne konnten
nicht uͤber eine Linie weit voneinander gebracht wer-
den; brachte man aber ein Meſſer oder einen Spatel
zwiſchen dieſelben, ſo hob man leicht den obern Kinn-
backen Fingerbreit in die Hoͤhe, wo man deutlich
merkte, daß ſich in der Hoͤhe eines Zolles die Kno-
chen ineinander ſchoben oder einwaͤrts bogen. Die
Gaumenknochen waren zwar fuͤr ſich feſt und gleich;
aber auch mit ihnen konnte man, durch einen Druck
nach oben, die obern Kinnbackenknochen in die Hoͤhe
heben, ſo, daß dieſe Knochen bis an die Fledermaus-
fluͤgel (Alæ pterygoideæ) ſchienen geſpalten, oder viel-
mehr in ungleiche Stuͤcken zerbrochen zu ſeyn. Die
Oberlippe des Mundes war ſehr geſchwollen, und
durch die untere gieng eine Querwunde, ungefaͤhr
einen Zoll lang. Aus dem Munde nahm man meh-
rere Knochenſplitter und Holzſpaͤnchen. Ein wackeln-
der Backenzahn der linken Seite im untern Kinnba-
cken konnte erſt nach etlichen Tagen herausgenommen
werden. Das im Munde geſammelte Blut wurde
mit groſſer Muͤhe durch ein Roͤcheln ausgeworfen,
aus der Naſe floß es beſtaͤndig, doch langſam. Am
untern und linken Winkel des untern Kinnbackens,
und an ihrem Gelenke mit dem Schlafbeine, war der

Schmerz
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[334/0353] der Naſe war hin und wieder mit Blut unterlaufen Am untern Rande der linken Augenhoͤle, da wo ſich das Jochbein mit dem Kinnbackenbeine vereinigt, ſa- he man einen Eindruck, in den man faſt den kleinen Finger legen konnte. Das Jochbein war zwar noch feſt, wenn man es aber zu bewegen verſuchte, ſo entſtand ein heftiger Schmerz. Die Zahne konnten nicht uͤber eine Linie weit voneinander gebracht wer- den; brachte man aber ein Meſſer oder einen Spatel zwiſchen dieſelben, ſo hob man leicht den obern Kinn- backen Fingerbreit in die Hoͤhe, wo man deutlich merkte, daß ſich in der Hoͤhe eines Zolles die Kno- chen ineinander ſchoben oder einwaͤrts bogen. Die Gaumenknochen waren zwar fuͤr ſich feſt und gleich; aber auch mit ihnen konnte man, durch einen Druck nach oben, die obern Kinnbackenknochen in die Hoͤhe heben, ſo, daß dieſe Knochen bis an die Fledermaus- fluͤgel (Alæ pterygoideæ) ſchienen geſpalten, oder viel- mehr in ungleiche Stuͤcken zerbrochen zu ſeyn. Die Oberlippe des Mundes war ſehr geſchwollen, und durch die untere gieng eine Querwunde, ungefaͤhr einen Zoll lang. Aus dem Munde nahm man meh- rere Knochenſplitter und Holzſpaͤnchen. Ein wackeln- der Backenzahn der linken Seite im untern Kinnba- cken konnte erſt nach etlichen Tagen herausgenommen werden. Das im Munde geſammelte Blut wurde mit groſſer Muͤhe durch ein Roͤcheln ausgeworfen, aus der Naſe floß es beſtaͤndig, doch langſam. Am untern und linken Winkel des untern Kinnbackens, und an ihrem Gelenke mit dem Schlafbeine, war der Schmerz

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/353>, abgerufen am 23.11.2024.