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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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Krankheiten, in der Pest, dem Scharbock und der
Lustseuche erfahren. Eben solche bösartige, brandige
Geschwüre entstehen bey diesen Leuten auf die gering-
sten Verletzungen; eine leichte Quetschung, ein Split-
ter u. d. gl. sind dazu hinlänglich; da indessen bey wohl-
beschaffenen Körpern und guten Säften die Heilkräfte
der Natur in den größten, verwickeltsten Verwundungen
bis zum Erstaunen wirksam sind, wie folgendes Bey-
spiel zeiget. -- Ein gesunder, starker und blutreicher
Bauer, 28 Jahr alt, wurde von einem herunterfal-
lenden dicken und langen Block so beschädigt, daß
man sein Ende fast jeden Augenblick vermuthete. Der
rechte Schenkel war zweymal, etwan fünf Zolle un-
ter seinem Halse, und vier Zolle über der Knie-
scheibe, zerbrochen. Ueber dem linken Auge war eine
Wunde, die von der Verbindung des linken Nasen-
beins mit dem Stirnbeine schief, etwan drey Linien,
herunterstieg, woselbst ein ziemliches Stück von Ran-
de der Augenhöhle verloren gegangen war. Sie stieg
dann gerade wieder hinauf, bis unter die Augenbrau-
nen, über welche sie noch über zwey Linien weiter
gieng. An mehreren Orten war der Knochen entblö-
set, und da die Lippen der Wunde einen halben Zoll
auseinander stunden, so schien das ganze Auge um so
weiter heruntergerückt zu seyn, als das rechte. Die
Verbindung der Nasenbeine und mit der Stirne und mit
dem Oberkinnbackenbeine war getrennt, so, daß sie,
sowohl nach innen, als nach den Seiten, konnten be-
wegt werden; ja selbst die Seitenknorpel waren in
der Mitte von den Nasenbeinen getrennt. Die Haut

der

Krankheiten, in der Peſt, dem Scharbock und der
Luſtſeuche erfahren. Eben ſolche boͤsartige, brandige
Geſchwuͤre entſtehen bey dieſen Leuten auf die gering-
ſten Verletzungen; eine leichte Quetſchung, ein Split-
ter u. d. gl. ſind dazu hinlaͤnglich; da indeſſen bey wohl-
beſchaffenen Koͤrpern und guten Saͤften die Heilkraͤfte
der Natur in den groͤßten, verwickeltſten Verwundungen
bis zum Erſtaunen wirkſam ſind, wie folgendes Bey-
ſpiel zeiget. — Ein geſunder, ſtarker und blutreicher
Bauer, 28 Jahr alt, wurde von einem herunterfal-
lenden dicken und langen Block ſo beſchaͤdigt, daß
man ſein Ende faſt jeden Augenblick vermuthete. Der
rechte Schenkel war zweymal, etwan fuͤnf Zolle un-
ter ſeinem Halſe, und vier Zolle uͤber der Knie-
ſcheibe, zerbrochen. Ueber dem linken Auge war eine
Wunde, die von der Verbindung des linken Naſen-
beins mit dem Stirnbeine ſchief, etwan drey Linien,
herunterſtieg, woſelbſt ein ziemliches Stuͤck von Ran-
de der Augenhoͤhle verloren gegangen war. Sie ſtieg
dann gerade wieder hinauf, bis unter die Augenbrau-
nen, uͤber welche ſie noch uͤber zwey Linien weiter
gieng. An mehreren Orten war der Knochen entbloͤ-
ſet, und da die Lippen der Wunde einen halben Zoll
auseinander ſtunden, ſo ſchien das ganze Auge um ſo
weiter heruntergeruͤckt zu ſeyn, als das rechte. Die
Verbindung der Naſenbeine und mit der Stirne und mit
dem Oberkinnbackenbeine war getrennt, ſo, daß ſie,
ſowohl nach innen, als nach den Seiten, konnten be-
wegt werden; ja ſelbſt die Seitenknorpel waren in
der Mitte von den Naſenbeinen getrennt. Die Haut

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[333/0352] Krankheiten, in der Peſt, dem Scharbock und der Luſtſeuche erfahren. Eben ſolche boͤsartige, brandige Geſchwuͤre entſtehen bey dieſen Leuten auf die gering- ſten Verletzungen; eine leichte Quetſchung, ein Split- ter u. d. gl. ſind dazu hinlaͤnglich; da indeſſen bey wohl- beſchaffenen Koͤrpern und guten Saͤften die Heilkraͤfte der Natur in den groͤßten, verwickeltſten Verwundungen bis zum Erſtaunen wirkſam ſind, wie folgendes Bey- ſpiel zeiget. — Ein geſunder, ſtarker und blutreicher Bauer, 28 Jahr alt, wurde von einem herunterfal- lenden dicken und langen Block ſo beſchaͤdigt, daß man ſein Ende faſt jeden Augenblick vermuthete. Der rechte Schenkel war zweymal, etwan fuͤnf Zolle un- ter ſeinem Halſe, und vier Zolle uͤber der Knie- ſcheibe, zerbrochen. Ueber dem linken Auge war eine Wunde, die von der Verbindung des linken Naſen- beins mit dem Stirnbeine ſchief, etwan drey Linien, herunterſtieg, woſelbſt ein ziemliches Stuͤck von Ran- de der Augenhoͤhle verloren gegangen war. Sie ſtieg dann gerade wieder hinauf, bis unter die Augenbrau- nen, uͤber welche ſie noch uͤber zwey Linien weiter gieng. An mehreren Orten war der Knochen entbloͤ- ſet, und da die Lippen der Wunde einen halben Zoll auseinander ſtunden, ſo ſchien das ganze Auge um ſo weiter heruntergeruͤckt zu ſeyn, als das rechte. Die Verbindung der Naſenbeine und mit der Stirne und mit dem Oberkinnbackenbeine war getrennt, ſo, daß ſie, ſowohl nach innen, als nach den Seiten, konnten be- wegt werden; ja ſelbſt die Seitenknorpel waren in der Mitte von den Naſenbeinen getrennt. Die Haut der

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/352>, abgerufen am 22.11.2024.