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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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der Brust wieder herausgekommen war. Der Ver-
fasser setzt aber sehr richtig hinzu: Wenn man die
bey Verrenkung und Beinbrüchen erfoderliche Wieder-
einrichtung der Glieder ausnimmt, so kann der ge-
schickteste Wundarzt nur sehr wenig zur Heilung der
Glieder beytragen. Das Blut selbst ist der beste
Wundbalsam, und wenn die Säfte des Körpers rein
sind, und der Kranke mäßig ist, so braucht die Na-
tur zur Heilung der gefährlichsten Wunden weiter kei-
ne Beyhilfe, als daß der Schaden rein gehalten wer-
de. -- Sie schlachteten eine Schildkröte, die den Tag
über verzehrt werden sollte; als sie aufgeschnitten
wurde, fand man, daß ihr ein hölzerner Harpun durch
beide Schultern gegangen war, und noch darinn steck-
te: Dieses Gewehr war ungefähr eines guten Fin-
gersdick, fünfzehn Zoll lang, und am Ende mit Wi-
derhacken versehen. Das Fleisch war über den Har-
pun vollkommen zusammen gewachsen. -- Sie sahen
in Neuseeland eine grosse Menge alter Leute; viele
von den Greisen schienen sehr alt zu seyn, indem sie
bereits ihre Haare und Zähne verlohren hatten; aber
des hohen Alters ungeachtet war dennoch keiner der-
selben kraftlos; und wenn sie gleich nicht mehr so viel
Lebensstärke besaßen, als junge Leute, so gaben sie
diesen doch an Heiterkeit und Munterkeit nicht das ge-
ringste nach. Dieses Volk ist also gar keinen Krank-
heiten unterworfen, und bedarf keiner Aerzte.

Da hingegen die Othahitier durch Ruhe, Ue-
berfluß an Nahrung, und den zügellosen und früh-
zeitigen Beyschlaf einen Theil ihrer ursprünglichen

Stärke

der Bruſt wieder herausgekommen war. Der Ver-
faſſer ſetzt aber ſehr richtig hinzu: Wenn man die
bey Verrenkung und Beinbruͤchen erfoderliche Wieder-
einrichtung der Glieder ausnimmt, ſo kann der ge-
ſchickteſte Wundarzt nur ſehr wenig zur Heilung der
Glieder beytragen. Das Blut ſelbſt iſt der beſte
Wundbalſam, und wenn die Saͤfte des Koͤrpers rein
ſind, und der Kranke maͤßig iſt, ſo braucht die Na-
tur zur Heilung der gefaͤhrlichſten Wunden weiter kei-
ne Beyhilfe, als daß der Schaden rein gehalten wer-
de. — Sie ſchlachteten eine Schildkroͤte, die den Tag
uͤber verzehrt werden ſollte; als ſie aufgeſchnitten
wurde, fand man, daß ihr ein hoͤlzerner Harpun durch
beide Schultern gegangen war, und noch darinn ſteck-
te: Dieſes Gewehr war ungefaͤhr eines guten Fin-
gersdick, fuͤnfzehn Zoll lang, und am Ende mit Wi-
derhacken verſehen. Das Fleiſch war uͤber den Har-
pun vollkommen zuſammen gewachſen. — Sie ſahen
in Neuſeeland eine groſſe Menge alter Leute; viele
von den Greiſen ſchienen ſehr alt zu ſeyn, indem ſie
bereits ihre Haare und Zaͤhne verlohren hatten; aber
des hohen Alters ungeachtet war dennoch keiner der-
ſelben kraftlos; und wenn ſie gleich nicht mehr ſo viel
Lebensſtaͤrke beſaßen, als junge Leute, ſo gaben ſie
dieſen doch an Heiterkeit und Munterkeit nicht das ge-
ringſte nach. Dieſes Volk iſt alſo gar keinen Krank-
heiten unterworfen, und bedarf keiner Aerzte.

Da hingegen die Othahitier durch Ruhe, Ue-
berfluß an Nahrung, und den zuͤgelloſen und fruͤh-
zeitigen Beyſchlaf einen Theil ihrer urſpruͤnglichen

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[295/0314] der Bruſt wieder herausgekommen war. Der Ver- faſſer ſetzt aber ſehr richtig hinzu: Wenn man die bey Verrenkung und Beinbruͤchen erfoderliche Wieder- einrichtung der Glieder ausnimmt, ſo kann der ge- ſchickteſte Wundarzt nur ſehr wenig zur Heilung der Glieder beytragen. Das Blut ſelbſt iſt der beſte Wundbalſam, und wenn die Saͤfte des Koͤrpers rein ſind, und der Kranke maͤßig iſt, ſo braucht die Na- tur zur Heilung der gefaͤhrlichſten Wunden weiter kei- ne Beyhilfe, als daß der Schaden rein gehalten wer- de. — Sie ſchlachteten eine Schildkroͤte, die den Tag uͤber verzehrt werden ſollte; als ſie aufgeſchnitten wurde, fand man, daß ihr ein hoͤlzerner Harpun durch beide Schultern gegangen war, und noch darinn ſteck- te: Dieſes Gewehr war ungefaͤhr eines guten Fin- gersdick, fuͤnfzehn Zoll lang, und am Ende mit Wi- derhacken verſehen. Das Fleiſch war uͤber den Har- pun vollkommen zuſammen gewachſen. — Sie ſahen in Neuſeeland eine groſſe Menge alter Leute; viele von den Greiſen ſchienen ſehr alt zu ſeyn, indem ſie bereits ihre Haare und Zaͤhne verlohren hatten; aber des hohen Alters ungeachtet war dennoch keiner der- ſelben kraftlos; und wenn ſie gleich nicht mehr ſo viel Lebensſtaͤrke beſaßen, als junge Leute, ſo gaben ſie dieſen doch an Heiterkeit und Munterkeit nicht das ge- ringſte nach. Dieſes Volk iſt alſo gar keinen Krank- heiten unterworfen, und bedarf keiner Aerzte. Da hingegen die Othahitier durch Ruhe, Ue- berfluß an Nahrung, und den zuͤgelloſen und fruͤh- zeitigen Beyſchlaf einen Theil ihrer urſpruͤnglichen Staͤrke

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/314>, abgerufen am 22.11.2024.