Je mehr nun von diesen schlimmen Zeichen zu- sammen treffen, desto größer ist die Gefahr. Aber sie sind von sehr ungleicher Stärke, je nachdem sie bey verschiedenen Kranken, Krankheiten, und in verschiede- nen Stufen derselben erscheinen. So sind die beschrie- benen wäßerichten, schäumichten Stuhlgänge, wenn keine Unreinigkeit zugegen ist, in entzündlichen Fie- bern am gefährlichsten; besonders wenn sie plötzlich und mit Ungestümm eintreten; die Kräfte zusehends und täglich mehr abnehmen, der Puls nach jedem Stuhlgang schneller wird, und sich überhaupt der Kranke schlecht dabey befindet. -- In Fleck- und Frieselfiebern, in Fiebern bey Kindern, bey großer Anhäufung gallichter Unreinigkeiten in den ersten Wee- gen ist eine Art von Schlafsucht nichts ungewöhnli- ches, aber an sich nichts so bedeutendes.*) Der un- willkührliche Abgang des Harns und der Stühle, das Zupfen und Rupfen an den Bettdecken, das Su- chen und Fangen mit den Händen in der Luft, die Entblößung des Körpers, die Schaamlosigkeit, man- che ungewöhnliche Lage im Bette sind zuweilen Wir- kungen einer leichten Verwirrung des Kopfes, zuwei- len Gewohnheiten oder Besonderheiten. Vogel hat auch schmutzige tief liegende Augen ohne andere schlim- me Zeichen gesehen. Halbverschlossene Augen mit her- vorscheinendem Weißen im Schlafe sind zuweilen die Folge von Bauchflüssen, oder weil solche Leute auch
in
*) Handbuch der praktischen Arzneywissenschaft.
§. 24.
Je mehr nun von dieſen ſchlimmen Zeichen zu- ſammen treffen, deſto groͤßer iſt die Gefahr. Aber ſie ſind von ſehr ungleicher Staͤrke, je nachdem ſie bey verſchiedenen Kranken, Krankheiten, und in verſchiede- nen Stufen derſelben erſcheinen. So ſind die beſchrie- benen waͤßerichten, ſchaͤumichten Stuhlgaͤnge, wenn keine Unreinigkeit zugegen iſt, in entzuͤndlichen Fie- bern am gefaͤhrlichſten; beſonders wenn ſie ploͤtzlich und mit Ungeſtuͤmm eintreten; die Kraͤfte zuſehends und taͤglich mehr abnehmen, der Puls nach jedem Stuhlgang ſchneller wird, und ſich uͤberhaupt der Kranke ſchlecht dabey befindet. — In Fleck- und Frieſelfiebern, in Fiebern bey Kindern, bey großer Anhaͤufung gallichter Unreinigkeiten in den erſten Wee- gen iſt eine Art von Schlafſucht nichts ungewoͤhnli- ches, aber an ſich nichts ſo bedeutendes.*) Der un- willkuͤhrliche Abgang des Harns und der Stuͤhle, das Zupfen und Rupfen an den Bettdecken, das Su- chen und Fangen mit den Haͤnden in der Luft, die Entbloͤßung des Koͤrpers, die Schaamloſigkeit, man- che ungewoͤhnliche Lage im Bette ſind zuweilen Wir- kungen einer leichten Verwirrung des Kopfes, zuwei- len Gewohnheiten oder Beſonderheiten. Vogel hat auch ſchmutzige tief liegende Augen ohne andere ſchlim- me Zeichen geſehen. Halbverſchloſſene Augen mit her- vorſcheinendem Weißen im Schlafe ſind zuweilen die Folge von Bauchfluͤſſen, oder weil ſolche Leute auch
in
*) Handbuch der praktiſchen Arzneywiſſenſchaft.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0301"n="282"/><divn="4"><head>§. 24.</head><lb/><p>Je mehr nun von dieſen ſchlimmen Zeichen zu-<lb/>ſammen treffen, deſto groͤßer iſt die Gefahr. Aber<lb/>ſie ſind von ſehr ungleicher Staͤrke, je nachdem ſie bey<lb/>
verſchiedenen Kranken, Krankheiten, und in verſchiede-<lb/>
nen Stufen derſelben erſcheinen. So ſind die beſchrie-<lb/>
benen waͤßerichten, ſchaͤumichten Stuhlgaͤnge, wenn<lb/>
keine Unreinigkeit zugegen iſt, in entzuͤndlichen Fie-<lb/>
bern am gefaͤhrlichſten; beſonders wenn ſie ploͤtzlich<lb/>
und mit Ungeſtuͤmm eintreten; die Kraͤfte zuſehends<lb/>
und taͤglich mehr abnehmen, der Puls nach jedem<lb/>
Stuhlgang ſchneller wird, und ſich uͤberhaupt der<lb/>
Kranke ſchlecht dabey befindet. — In Fleck- und<lb/>
Frieſelfiebern, in Fiebern bey Kindern, bey großer<lb/>
Anhaͤufung gallichter Unreinigkeiten in den erſten Wee-<lb/>
gen iſt eine Art von Schlafſucht nichts ungewoͤhnli-<lb/>
ches, aber an ſich nichts ſo bedeutendes.<noteplace="foot"n="*)">Handbuch der praktiſchen Arzneywiſſenſchaft.</note> Der un-<lb/>
willkuͤhrliche Abgang des Harns und der Stuͤhle,<lb/>
das Zupfen und Rupfen an den Bettdecken, das Su-<lb/>
chen und Fangen mit den Haͤnden in der Luft, die<lb/>
Entbloͤßung des Koͤrpers, die Schaamloſigkeit, man-<lb/>
che ungewoͤhnliche Lage im Bette ſind zuweilen Wir-<lb/>
kungen einer leichten Verwirrung des Kopfes, zuwei-<lb/>
len Gewohnheiten oder Beſonderheiten. <hirendition="#fr">Vogel</hi> hat<lb/>
auch ſchmutzige tief liegende Augen ohne andere ſchlim-<lb/>
me Zeichen geſehen. Halbverſchloſſene Augen mit her-<lb/>
vorſcheinendem Weißen im Schlafe ſind zuweilen die<lb/>
Folge von Bauchfluͤſſen, oder weil ſolche Leute auch<lb/><fwplace="bottom"type="catch">in</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[282/0301]
§. 24.
Je mehr nun von dieſen ſchlimmen Zeichen zu-
ſammen treffen, deſto groͤßer iſt die Gefahr. Aber
ſie ſind von ſehr ungleicher Staͤrke, je nachdem ſie bey
verſchiedenen Kranken, Krankheiten, und in verſchiede-
nen Stufen derſelben erſcheinen. So ſind die beſchrie-
benen waͤßerichten, ſchaͤumichten Stuhlgaͤnge, wenn
keine Unreinigkeit zugegen iſt, in entzuͤndlichen Fie-
bern am gefaͤhrlichſten; beſonders wenn ſie ploͤtzlich
und mit Ungeſtuͤmm eintreten; die Kraͤfte zuſehends
und taͤglich mehr abnehmen, der Puls nach jedem
Stuhlgang ſchneller wird, und ſich uͤberhaupt der
Kranke ſchlecht dabey befindet. — In Fleck- und
Frieſelfiebern, in Fiebern bey Kindern, bey großer
Anhaͤufung gallichter Unreinigkeiten in den erſten Wee-
gen iſt eine Art von Schlafſucht nichts ungewoͤhnli-
ches, aber an ſich nichts ſo bedeutendes. *) Der un-
willkuͤhrliche Abgang des Harns und der Stuͤhle,
das Zupfen und Rupfen an den Bettdecken, das Su-
chen und Fangen mit den Haͤnden in der Luft, die
Entbloͤßung des Koͤrpers, die Schaamloſigkeit, man-
che ungewoͤhnliche Lage im Bette ſind zuweilen Wir-
kungen einer leichten Verwirrung des Kopfes, zuwei-
len Gewohnheiten oder Beſonderheiten. Vogel hat
auch ſchmutzige tief liegende Augen ohne andere ſchlim-
me Zeichen geſehen. Halbverſchloſſene Augen mit her-
vorſcheinendem Weißen im Schlafe ſind zuweilen die
Folge von Bauchfluͤſſen, oder weil ſolche Leute auch
in
*) Handbuch der praktiſchen Arzneywiſſenſchaft.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/301>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.