ich, nach den unten anzuzeigenden Maßregeln in ge- höriger Gabe dargereicht, vortreflich und schnell wir- ken sah. -- Alle diese Mittel lösen den Krampf theils unmittelbar, wie der Mohnsaft, die erweichenden ölichten Dinge, theils mittelst der Ableitung dessel- ben, wie der Alaun, der Vitriol, der Brechwein- stein u. s. w.
Ob meine Nebengedanken von der Natur dieser Kolicken, von der Wirkungsart der meisten spezifi- schen Mitteln richtig sind, oder nicht, ist hier ziemlich gleichgültig. Von allen diesen verschiedenen Heilar- ten wissen uns die Aerzte glückliche Kuren aufzustellen; und dieses ist, freylich nicht zur sonderlichen Ehre der Aerzte, fast in allen bekannten Krankheiten der Fall. Es muß also wahr seyn, daß die Kunst die Hinder- nisse, und die Natur die Krankheit hebe.
Sollten auch wirklich einige Arzneyen eine un- mittelbare Kraft auf das Wesen der Krankheit haben, wie man dieses von der peruvianischen Rinde gegen das Wechselfieber, von dem Quecksilber gegen das Blattern- und Lustseuchengift, u. s. w. behauptet: so wird theils ihre Wirkung allzeit schädlich, wenn sie gegen die Absichten der Natur gebraucht werden, oder sie bleiben fruchtlos, wenn sie nicht durch ihre Mit- wirkung unterstüzt eben diese Absichten befördern hel- fen. Daher der schlechte Erfolg der Arzneyen, die zur Unzeit des Jahres, des Tages der Krankheit ge- reicht werden; daher die schwere Heilung der Lust- seuche und der Gicht im Winter und in schlechtbeschaf- fenen Körpern; wenn der Wassersüchtige neben einem
Sumpfe
ich, nach den unten anzuzeigenden Maßregeln in ge- hoͤriger Gabe dargereicht, vortreflich und ſchnell wir- ken ſah. — Alle dieſe Mittel loͤſen den Krampf theils unmittelbar, wie der Mohnſaft, die erweichenden oͤlichten Dinge, theils mittelſt der Ableitung deſſel- ben, wie der Alaun, der Vitriol, der Brechwein- ſtein u. ſ. w.
Ob meine Nebengedanken von der Natur dieſer Kolicken, von der Wirkungsart der meiſten ſpezifi- ſchen Mitteln richtig ſind, oder nicht, iſt hier ziemlich gleichguͤltig. Von allen dieſen verſchiedenen Heilar- ten wiſſen uns die Aerzte gluͤckliche Kuren aufzuſtellen; und dieſes iſt, freylich nicht zur ſonderlichen Ehre der Aerzte, faſt in allen bekannten Krankheiten der Fall. Es muß alſo wahr ſeyn, daß die Kunſt die Hinder- niſſe, und die Natur die Krankheit hebe.
Sollten auch wirklich einige Arzneyen eine un- mittelbare Kraft auf das Weſen der Krankheit haben, wie man dieſes von der peruvianiſchen Rinde gegen das Wechſelfieber, von dem Queckſilber gegen das Blattern- und Luſtſeuchengift, u. ſ. w. behauptet: ſo wird theils ihre Wirkung allzeit ſchaͤdlich, wenn ſie gegen die Abſichten der Natur gebraucht werden, oder ſie bleiben fruchtlos, wenn ſie nicht durch ihre Mit- wirkung unterſtuͤzt eben dieſe Abſichten befoͤrdern hel- fen. Daher der ſchlechte Erfolg der Arzneyen, die zur Unzeit des Jahres, des Tages der Krankheit ge- reicht werden; daher die ſchwere Heilung der Luſt- ſeuche und der Gicht im Winter und in ſchlechtbeſchaf- fenen Koͤrpern; wenn der Waſſerſuͤchtige neben einem
Sumpfe
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ich, nach den unten anzuzeigenden Maßregeln in ge-
hoͤriger Gabe dargereicht, vortreflich und ſchnell wir-
ken ſah. — Alle dieſe Mittel loͤſen den Krampf theils
unmittelbar, wie der Mohnſaft, die erweichenden
oͤlichten Dinge, theils mittelſt der Ableitung deſſel-
ben, wie der Alaun, der Vitriol, der Brechwein-
ſtein u. ſ. w.
Ob meine Nebengedanken von der Natur dieſer
Kolicken, von der Wirkungsart der meiſten ſpezifi-
ſchen Mitteln richtig ſind, oder nicht, iſt hier ziemlich
gleichguͤltig. Von allen dieſen verſchiedenen Heilar-
ten wiſſen uns die Aerzte gluͤckliche Kuren aufzuſtellen;
und dieſes iſt, freylich nicht zur ſonderlichen Ehre der
Aerzte, faſt in allen bekannten Krankheiten der Fall.
Es muß alſo wahr ſeyn, daß die Kunſt die Hinder-
niſſe, und die Natur die Krankheit hebe.
Sollten auch wirklich einige Arzneyen eine un-
mittelbare Kraft auf das Weſen der Krankheit haben,
wie man dieſes von der peruvianiſchen Rinde gegen
das Wechſelfieber, von dem Queckſilber gegen das
Blattern- und Luſtſeuchengift, u. ſ. w. behauptet:
ſo wird theils ihre Wirkung allzeit ſchaͤdlich, wenn ſie
gegen die Abſichten der Natur gebraucht werden, oder
ſie bleiben fruchtlos, wenn ſie nicht durch ihre Mit-
wirkung unterſtuͤzt eben dieſe Abſichten befoͤrdern hel-
fen. Daher der ſchlechte Erfolg der Arzneyen, die
zur Unzeit des Jahres, des Tages der Krankheit ge-
reicht werden; daher die ſchwere Heilung der Luſt-
ſeuche und der Gicht im Winter und in ſchlechtbeſchaf-
fenen Koͤrpern; wenn der Waſſerſuͤchtige neben einem
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/267>, abgerufen am 22.11.2024.
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