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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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wurde dadurch hergestellt, daß man ihm eine kleine
Wunde am Kopf machte, und dabey versicherte, man
habe den Rüssel abgeschnitten. -- Ein junger Rechts-
gelehrter in Paris, der darum sein Wasser nicht las-
sen wollte, weil er die ganze Stadt zu überschwem-
men befürchtete, wurde damit geheilt, daß man ihm
eilends berichtete, es wäre in der Stadt ein solcher
Brand entstanden, der durch keine menschliche Hilfe
gelöscht werden könnte. Aus Patriotismus öffnete er
seine Quelle, und genaß.

Geistersehen u. d. gl. hängt ebenfalls oft von
verdorbener Einbildungskraft ab. -- Die Geschichte
der Nachtwandler läßt sich nicht, zum wenigsten nicht
in allen Fällen aus dem bloßen Mechanismus erklä-
ren.

Man weis, was die Anhänger der Hypothe-
sen aus dergleichen Beobachtungen für Folgerungen
gezogen haben. -- Ich stelle sie hier als bloße Er-
scheinungen dar, und folgere nichts anders, als daß
man dasjenige thätige Wesen, was sich seiner in uns
bewust ist, was in uns hört, fühlt, sieht und denkt
u. s. w. nämlich die Seele, nicht von der Natur des
Menschen ausschließen könne. "Der Arzt, sagt
Kloekhof, der bey übernommener Heilung der Gei-
steskrankheiten auf einen glücklichen Erfolg seiner Be-
mühungen rechnen will, muß die Kräfte und gleich-
sam die geheimsten Triebfedern der beyden Naturen,
deren innige Vereinigung den Menschen darstellt, so-
viel, als das eingeschränkte Maaß des menschlichen
Geistes verstattet, kennen, und dieser Kenntniß ge-

mäß

wurde dadurch hergeſtellt, daß man ihm eine kleine
Wunde am Kopf machte, und dabey verſicherte, man
habe den Ruͤſſel abgeſchnitten. — Ein junger Rechts-
gelehrter in Paris, der darum ſein Waſſer nicht laſ-
ſen wollte, weil er die ganze Stadt zu uͤberſchwem-
men befuͤrchtete, wurde damit geheilt, daß man ihm
eilends berichtete, es waͤre in der Stadt ein ſolcher
Brand entſtanden, der durch keine menſchliche Hilfe
geloͤſcht werden koͤnnte. Aus Patriotismus oͤffnete er
ſeine Quelle, und genaß.

Geiſterſehen u. d. gl. haͤngt ebenfalls oft von
verdorbener Einbildungskraft ab. — Die Geſchichte
der Nachtwandler laͤßt ſich nicht, zum wenigſten nicht
in allen Faͤllen aus dem bloßen Mechanismus erklaͤ-
ren.

Man weis, was die Anhaͤnger der Hypothe-
ſen aus dergleichen Beobachtungen fuͤr Folgerungen
gezogen haben. — Ich ſtelle ſie hier als bloße Er-
ſcheinungen dar, und folgere nichts anders, als daß
man dasjenige thaͤtige Weſen, was ſich ſeiner in uns
bewuſt iſt, was in uns hoͤrt, fuͤhlt, ſieht und denkt
u. ſ. w. naͤmlich die Seele, nicht von der Natur des
Menſchen ausſchließen koͤnne. “Der Arzt, ſagt
Kloekhof, der bey uͤbernommener Heilung der Gei-
ſteskrankheiten auf einen gluͤcklichen Erfolg ſeiner Be-
muͤhungen rechnen will, muß die Kraͤfte und gleich-
ſam die geheimſten Triebfedern der beyden Naturen,
deren innige Vereinigung den Menſchen darſtellt, ſo-
viel, als das eingeſchraͤnkte Maaß des menſchlichen
Geiſtes verſtattet, kennen, und dieſer Kenntniß ge-

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[202/0221] wurde dadurch hergeſtellt, daß man ihm eine kleine Wunde am Kopf machte, und dabey verſicherte, man habe den Ruͤſſel abgeſchnitten. — Ein junger Rechts- gelehrter in Paris, der darum ſein Waſſer nicht laſ- ſen wollte, weil er die ganze Stadt zu uͤberſchwem- men befuͤrchtete, wurde damit geheilt, daß man ihm eilends berichtete, es waͤre in der Stadt ein ſolcher Brand entſtanden, der durch keine menſchliche Hilfe geloͤſcht werden koͤnnte. Aus Patriotismus oͤffnete er ſeine Quelle, und genaß. Geiſterſehen u. d. gl. haͤngt ebenfalls oft von verdorbener Einbildungskraft ab. — Die Geſchichte der Nachtwandler laͤßt ſich nicht, zum wenigſten nicht in allen Faͤllen aus dem bloßen Mechanismus erklaͤ- ren. Man weis, was die Anhaͤnger der Hypothe- ſen aus dergleichen Beobachtungen fuͤr Folgerungen gezogen haben. — Ich ſtelle ſie hier als bloße Er- ſcheinungen dar, und folgere nichts anders, als daß man dasjenige thaͤtige Weſen, was ſich ſeiner in uns bewuſt iſt, was in uns hoͤrt, fuͤhlt, ſieht und denkt u. ſ. w. naͤmlich die Seele, nicht von der Natur des Menſchen ausſchließen koͤnne. “Der Arzt, ſagt Kloekhof, der bey uͤbernommener Heilung der Gei- ſteskrankheiten auf einen gluͤcklichen Erfolg ſeiner Be- muͤhungen rechnen will, muß die Kraͤfte und gleich- ſam die geheimſten Triebfedern der beyden Naturen, deren innige Vereinigung den Menſchen darſtellt, ſo- viel, als das eingeſchraͤnkte Maaß des menſchlichen Geiſtes verſtattet, kennen, und dieſer Kenntniß ge- maͤß

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/221>, abgerufen am 22.11.2024.