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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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gelegen hatte, faßte den Entschluß, ihr Fieber einem
grossen, an einer Landstraße liegenden Steine zu über-
machen. Sie schrieb an den Stein einen höflichen
Brief, schickte einen Boten damit ab, der nach Ver-
meldung ihres Grußes den Stein um die Ueberneh-
mung des Fiebers ersuchen sollte. Der Bote laß dem
Stein den Brief vor, und knüpfte ein zierliches Band
um den Stein. Und das Fieber blieb aus. -- Eine
Magd einer vornehmen am Fieber krank liegenden
Frau versprach für einen Groschen ihr Fieber anzu-
nehmen, und bekam es wirklich, die Frau aber wur-
de gesund. So genesen auch die Kranken von Recep-
ten, vom Vertrauen, welches so oft die Pralereyen
der Afterärzte zu Wunderwerken macht. Daher ge-
hören Worte, zauberische Karaktere, Segensprüche,
Beschwörungen, Wunderwerke, Gelübde. -- Ein
junges gesundes Frauenzimmer hatte sich in den Kopf
gesetzt, daß sie nach ihren ersten Wochen sterben wür-
de, weil ihrer Mutter eben dieses widerfahren war.
Sie bekam kurz darauf, da sie sich doch sonst ganz
wohl befand, epileptische Zufälle, und starb, ohne
daß man eine andere Ursache davon, als blos die
Einbildung finden konnte. -- Eine andere Frauens-
person wollte einer Bettlerinn kein Allmosen geben:
Ihr sollt in sechs Monaten sterben, sagte die Bettle-
rin, und sie starb wirklich aus Furcht zu sterben. --
Derjenige, welcher seine Beine für strohern hielt,
wurde durch Schrecken, um sich von verstellten Räu-
bern zu retten, hergestellt. -- Ein anderer, dessen
Nase seiner Meinung nach einem Elephanrenrüßel glich,

wurde

gelegen hatte, faßte den Entſchluß, ihr Fieber einem
groſſen, an einer Landſtraße liegenden Steine zu uͤber-
machen. Sie ſchrieb an den Stein einen hoͤflichen
Brief, ſchickte einen Boten damit ab, der nach Ver-
meldung ihres Grußes den Stein um die Ueberneh-
mung des Fiebers erſuchen ſollte. Der Bote laß dem
Stein den Brief vor, und knuͤpfte ein zierliches Band
um den Stein. Und das Fieber blieb aus. — Eine
Magd einer vornehmen am Fieber krank liegenden
Frau verſprach fuͤr einen Groſchen ihr Fieber anzu-
nehmen, und bekam es wirklich, die Frau aber wur-
de geſund. So geneſen auch die Kranken von Recep-
ten, vom Vertrauen, welches ſo oft die Pralereyen
der Afteraͤrzte zu Wunderwerken macht. Daher ge-
hoͤren Worte, zauberiſche Karaktere, Segenſpruͤche,
Beſchwoͤrungen, Wunderwerke, Geluͤbde. — Ein
junges geſundes Frauenzimmer hatte ſich in den Kopf
geſetzt, daß ſie nach ihren erſten Wochen ſterben wuͤr-
de, weil ihrer Mutter eben dieſes widerfahren war.
Sie bekam kurz darauf, da ſie ſich doch ſonſt ganz
wohl befand, epileptiſche Zufaͤlle, und ſtarb, ohne
daß man eine andere Urſache davon, als blos die
Einbildung finden konnte. — Eine andere Frauens-
perſon wollte einer Bettlerinn kein Allmoſen geben:
Ihr ſollt in ſechs Monaten ſterben, ſagte die Bettle-
rin, und ſie ſtarb wirklich aus Furcht zu ſterben. —
Derjenige, welcher ſeine Beine fuͤr ſtrohern hielt,
wurde durch Schrecken, um ſich von verſtellten Raͤu-
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Naſe ſeiner Meinung nach einem Elephanrenruͤßel glich,

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[201/0220] gelegen hatte, faßte den Entſchluß, ihr Fieber einem groſſen, an einer Landſtraße liegenden Steine zu uͤber- machen. Sie ſchrieb an den Stein einen hoͤflichen Brief, ſchickte einen Boten damit ab, der nach Ver- meldung ihres Grußes den Stein um die Ueberneh- mung des Fiebers erſuchen ſollte. Der Bote laß dem Stein den Brief vor, und knuͤpfte ein zierliches Band um den Stein. Und das Fieber blieb aus. — Eine Magd einer vornehmen am Fieber krank liegenden Frau verſprach fuͤr einen Groſchen ihr Fieber anzu- nehmen, und bekam es wirklich, die Frau aber wur- de geſund. So geneſen auch die Kranken von Recep- ten, vom Vertrauen, welches ſo oft die Pralereyen der Afteraͤrzte zu Wunderwerken macht. Daher ge- hoͤren Worte, zauberiſche Karaktere, Segenſpruͤche, Beſchwoͤrungen, Wunderwerke, Geluͤbde. — Ein junges geſundes Frauenzimmer hatte ſich in den Kopf geſetzt, daß ſie nach ihren erſten Wochen ſterben wuͤr- de, weil ihrer Mutter eben dieſes widerfahren war. Sie bekam kurz darauf, da ſie ſich doch ſonſt ganz wohl befand, epileptiſche Zufaͤlle, und ſtarb, ohne daß man eine andere Urſache davon, als blos die Einbildung finden konnte. — Eine andere Frauens- perſon wollte einer Bettlerinn kein Allmoſen geben: Ihr ſollt in ſechs Monaten ſterben, ſagte die Bettle- rin, und ſie ſtarb wirklich aus Furcht zu ſterben. — Derjenige, welcher ſeine Beine fuͤr ſtrohern hielt, wurde durch Schrecken, um ſich von verſtellten Raͤu- bern zu retten, hergeſtellt. — Ein anderer, deſſen Naſe ſeiner Meinung nach einem Elephanrenruͤßel glich, wurde

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/220>, abgerufen am 22.11.2024.