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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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sich die Kräfte (wodurch der Körper ernährt, wieder-
hergestellt, die Nahrungsmittel verändert und ver-
ähnlicht werden u. d. gl.) Davon entstehen die eigen-
mächtigen, vielfältig zwar unordentlichen, aber auch
höchst zuträglichen und zum heilsamen Zweck abzielen-
den Bewegungen, die weder von dem Befehl noch
Bewußtseyn der Seele abhängen, sogar öfters wider
Willen erfolgen, und also derselben nicht beygelegt
werden können."*) "Die Natur, sagt Hippokrates,
ist der Arzt der Krankheiten: die findet von Selbst
ohne Uiberlegung, wie es anzugreifen sey. Zuweilen
thut das Auge mit Blinzlen, zuweilen die Zunge ihre
Dienste. Die Natur thut das nöthige, ohne daß sie
unterwiesen wäre, oder es gelernt hätte. Entstehen
nicht allerdings Thränen, Nasenfeuchtigkeiten, Nie-
sen, Ohrenschmalz, Speichel im Munde, Ein- und
Aushauchen, Gähnen, Husten, Schluchzen, auf eben
die Weise? Desgleichen die Absönderungen des Harns
und Stuhlgangs, die Winde von oben und unten,
die Nahrung und Ausdünstung, die weibliche Krank-
heit, und im übrigen Leibe der Schweiß, das Juken,
das Recken, u. s. w."

Deutliches Bewustseyn hat hier nach aller Ge-
ständniß keines statt: -- Und der Beweiß eines heim-
lichen, dunklen, müste auf die Kenntniß des Weesens
der Seele, ihrer Beschaffenheit, ihrer Eigenschaften,

der
*) Hier: David Gaubius Anfangsgründe der Medizinischen
Krankheitslehre §. 640 man vergleiche damit §. 51. 99
105. 643. 647. 648. 649. obs[c]hon Gaubius selbst der
Stahlischen Hypothess nicht abgeneigt ist.

ſich die Kraͤfte (wodurch der Koͤrper ernaͤhrt, wieder-
hergeſtellt, die Nahrungsmittel veraͤndert und ver-
aͤhnlicht werden u. d. gl.) Davon entſtehen die eigen-
maͤchtigen, vielfaͤltig zwar unordentlichen, aber auch
hoͤchſt zutraͤglichen und zum heilſamen Zweck abzielen-
den Bewegungen, die weder von dem Befehl noch
Bewußtſeyn der Seele abhaͤngen, ſogar oͤfters wider
Willen erfolgen, und alſo derſelben nicht beygelegt
werden koͤnnen.〟*) “Die Natur, ſagt Hippokrates,
iſt der Arzt der Krankheiten: die findet von Selbſt
ohne Uiberlegung, wie es anzugreifen ſey. Zuweilen
thut das Auge mit Blinzlen, zuweilen die Zunge ihre
Dienſte. Die Natur thut das noͤthige, ohne daß ſie
unterwieſen waͤre, oder es gelernt haͤtte. Entſtehen
nicht allerdings Thraͤnen, Naſenfeuchtigkeiten, Nie-
ſen, Ohrenſchmalz, Speichel im Munde, Ein- und
Aushauchen, Gaͤhnen, Huſten, Schluchzen, auf eben
die Weiſe? Desgleichen die Abſoͤnderungen des Harns
und Stuhlgangs, die Winde von oben und unten,
die Nahrung und Ausduͤnſtung, die weibliche Krank-
heit, und im uͤbrigen Leibe der Schweiß, das Juken,
das Recken, u. ſ. w.„

Deutliches Bewuſtſeyn hat hier nach aller Ge-
ſtaͤndniß keines ſtatt: — Und der Beweiß eines heim-
lichen, dunklen, muͤſte auf die Kenntniß des Weeſens
der Seele, ihrer Beſchaffenheit, ihrer Eigenſchaften,

der
*) Hier: David Gaubius Anfangsgruͤnde der Mediziniſchen
Krankheitslehre §. 640 man vergleiche damit §. 51. 99
105. 643. 647. 648. 649. obſ[c]hon Gaubius ſelbſt der
Stahliſchen Hypotheſs nicht abgeneigt iſt.
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[169/0188] ſich die Kraͤfte (wodurch der Koͤrper ernaͤhrt, wieder- hergeſtellt, die Nahrungsmittel veraͤndert und ver- aͤhnlicht werden u. d. gl.) Davon entſtehen die eigen- maͤchtigen, vielfaͤltig zwar unordentlichen, aber auch hoͤchſt zutraͤglichen und zum heilſamen Zweck abzielen- den Bewegungen, die weder von dem Befehl noch Bewußtſeyn der Seele abhaͤngen, ſogar oͤfters wider Willen erfolgen, und alſo derſelben nicht beygelegt werden koͤnnen.〟 *) “Die Natur, ſagt Hippokrates, iſt der Arzt der Krankheiten: die findet von Selbſt ohne Uiberlegung, wie es anzugreifen ſey. Zuweilen thut das Auge mit Blinzlen, zuweilen die Zunge ihre Dienſte. Die Natur thut das noͤthige, ohne daß ſie unterwieſen waͤre, oder es gelernt haͤtte. Entſtehen nicht allerdings Thraͤnen, Naſenfeuchtigkeiten, Nie- ſen, Ohrenſchmalz, Speichel im Munde, Ein- und Aushauchen, Gaͤhnen, Huſten, Schluchzen, auf eben die Weiſe? Desgleichen die Abſoͤnderungen des Harns und Stuhlgangs, die Winde von oben und unten, die Nahrung und Ausduͤnſtung, die weibliche Krank- heit, und im uͤbrigen Leibe der Schweiß, das Juken, das Recken, u. ſ. w.„ Deutliches Bewuſtſeyn hat hier nach aller Ge- ſtaͤndniß keines ſtatt: — Und der Beweiß eines heim- lichen, dunklen, muͤſte auf die Kenntniß des Weeſens der Seele, ihrer Beſchaffenheit, ihrer Eigenſchaften, der *) Hier: David Gaubius Anfangsgruͤnde der Mediziniſchen Krankheitslehre §. 640 man vergleiche damit §. 51. 99 105. 643. 647. 648. 649. obſchon Gaubius ſelbſt der Stahliſchen Hypotheſs nicht abgeneigt iſt.

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/188>, abgerufen am 22.11.2024.