denjenigen Thieren zusammengestellt, die sowohl der Bezähmung fähig, als auch zur Befriedigung seiner Bedürfnisse die tauglichsten sind. Für diejenigen Völ- ker, welche Gegenden bewohnen sollten, wo keines unsrer nützlichsten Hausthiere fortkömmt, hat die Vor- sicht dadurch gesorgt, daß sie ihnen zu gewissen Zeiten eine ungeheure Menge Fische oder Vögel zuwieß, wo- von sie sich einen Vorrath auf das ganze Jahr samm- len können.*) In den kältesten Gegenden giebt es kaum eine einzige Pflanze, die dem Menschen zur Nah- rung dienen könnte. Die thierische Speise ist für die Bewohner der kalten Himmelsstriche die gesündeste. In einer gemäßigten Gegend ist es die Vermischung von thierischen und Pflanzenspeisen, weswegen auch dort Thiere und Pflanzen in gleichem Uiberfluße sind. Hin- gegen leben die Landes Einwohner zwischen den Wen- dekreisen vornehmlich von Früchten, Saamen, und Wurzeln, als der gesündesten Nahrung für die Be- wohner des heißen Himmelsstriches, auch wachsen dort die heißen Gewächse zu ihrer ganzen Vollkommenheit. Auch ein Grund, warum alle Untersuchungen über den Menschen mangelhaft werden müssen, welche entwe- der auf ihn allein oder etwann nur auf Eines seiner Alter eingeschränkt sind.
Die nämliche Sorgfalt nahm den Menschen in ihren Schutz, wo er theils noch keines Unterrichts,
theils
*) Vollständig kann man sich davon durch das Studium der Geographie überzeugen. Absichtlich und gut hat Sander von der Güte und Weisheit Gottes in der Natur und über Natur und Religion, von diesem Gegenstand ge- schrieben.
denjenigen Thieren zuſammengeſtellt, die ſowohl der Bezaͤhmung faͤhig, als auch zur Befriedigung ſeiner Beduͤrfniſſe die tauglichſten ſind. Fuͤr diejenigen Voͤl- ker, welche Gegenden bewohnen ſollten, wo keines unſrer nuͤtzlichſten Hausthiere fortkoͤmmt, hat die Vor- ſicht dadurch geſorgt, daß ſie ihnen zu gewiſſen Zeiten eine ungeheure Menge Fiſche oder Voͤgel zuwieß, wo- von ſie ſich einen Vorrath auf das ganze Jahr ſamm- len koͤnnen.*) In den kaͤlteſten Gegenden giebt es kaum eine einzige Pflanze, die dem Menſchen zur Nah- rung dienen koͤnnte. Die thieriſche Speiſe iſt fuͤr die Bewohner der kalten Himmelsſtriche die geſuͤndeſte. In einer gemaͤßigten Gegend iſt es die Vermiſchung von thieriſchen und Pflanzenſpeiſen, weswegen auch dort Thiere und Pflanzen in gleichem Uiberfluße ſind. Hin- gegen leben die Landes Einwohner zwiſchen den Wen- dekreiſen vornehmlich von Fruͤchten, Saamen, und Wurzeln, als der geſuͤndeſten Nahrung fuͤr die Be- wohner des heißen Himmelsſtriches, auch wachſen dort die heißen Gewaͤchſe zu ihrer ganzen Vollkommenheit. Auch ein Grund, warum alle Unterſuchungen uͤber den Menſchen mangelhaft werden muͤſſen, welche entwe- der auf ihn allein oder etwann nur auf Eines ſeiner Alter eingeſchraͤnkt ſind.
Die naͤmliche Sorgfalt nahm den Menſchen in ihren Schutz, wo er theils noch keines Unterrichts,
theils
*) Vollſtaͤndig kann man ſich davon durch das Studium der Geographie uͤberzeugen. Abſichtlich und gut hat Sander von der Guͤte und Weisheit Gottes in der Natur und uͤber Natur und Religion, von dieſem Gegenſtand ge- ſchrieben.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0131"n="112"/>
denjenigen Thieren zuſammengeſtellt, die ſowohl der<lb/>
Bezaͤhmung faͤhig, als auch zur Befriedigung ſeiner<lb/>
Beduͤrfniſſe die tauglichſten ſind. Fuͤr diejenigen Voͤl-<lb/>
ker, welche Gegenden bewohnen ſollten, wo keines<lb/>
unſrer nuͤtzlichſten Hausthiere fortkoͤmmt, hat die Vor-<lb/>ſicht dadurch geſorgt, daß ſie ihnen zu gewiſſen Zeiten<lb/>
eine ungeheure Menge Fiſche oder Voͤgel zuwieß, wo-<lb/>
von ſie ſich einen Vorrath auf das ganze Jahr ſamm-<lb/>
len koͤnnen.<noteplace="foot"n="*)">Vollſtaͤndig kann man ſich davon durch das Studium der<lb/>
Geographie uͤberzeugen. Abſichtlich und gut hat Sander<lb/>
von der Guͤte und Weisheit Gottes in der Natur und<lb/>
uͤber Natur und Religion, von dieſem Gegenſtand ge-<lb/>ſchrieben.</note> In den kaͤlteſten Gegenden giebt es<lb/>
kaum eine einzige Pflanze, die dem Menſchen zur Nah-<lb/>
rung dienen koͤnnte. Die thieriſche Speiſe iſt fuͤr die<lb/>
Bewohner der kalten Himmelsſtriche die geſuͤndeſte. In<lb/>
einer gemaͤßigten Gegend iſt es die Vermiſchung von<lb/>
thieriſchen und Pflanzenſpeiſen, weswegen auch dort<lb/>
Thiere und Pflanzen in gleichem Uiberfluße ſind. Hin-<lb/>
gegen leben die Landes Einwohner zwiſchen den Wen-<lb/>
dekreiſen vornehmlich von Fruͤchten, Saamen, und<lb/>
Wurzeln, als der geſuͤndeſten Nahrung fuͤr die Be-<lb/>
wohner des heißen Himmelsſtriches, auch wachſen dort<lb/>
die heißen Gewaͤchſe zu ihrer ganzen Vollkommenheit.<lb/>
Auch ein Grund, warum alle Unterſuchungen uͤber den<lb/>
Menſchen mangelhaft werden muͤſſen, welche entwe-<lb/>
der auf ihn allein oder etwann nur auf Eines ſeiner<lb/>
Alter eingeſchraͤnkt ſind.</p><lb/><p>Die naͤmliche Sorgfalt nahm den Menſchen in<lb/>
ihren Schutz, wo er theils noch keines Unterrichts,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">theils</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[112/0131]
denjenigen Thieren zuſammengeſtellt, die ſowohl der
Bezaͤhmung faͤhig, als auch zur Befriedigung ſeiner
Beduͤrfniſſe die tauglichſten ſind. Fuͤr diejenigen Voͤl-
ker, welche Gegenden bewohnen ſollten, wo keines
unſrer nuͤtzlichſten Hausthiere fortkoͤmmt, hat die Vor-
ſicht dadurch geſorgt, daß ſie ihnen zu gewiſſen Zeiten
eine ungeheure Menge Fiſche oder Voͤgel zuwieß, wo-
von ſie ſich einen Vorrath auf das ganze Jahr ſamm-
len koͤnnen. *) In den kaͤlteſten Gegenden giebt es
kaum eine einzige Pflanze, die dem Menſchen zur Nah-
rung dienen koͤnnte. Die thieriſche Speiſe iſt fuͤr die
Bewohner der kalten Himmelsſtriche die geſuͤndeſte. In
einer gemaͤßigten Gegend iſt es die Vermiſchung von
thieriſchen und Pflanzenſpeiſen, weswegen auch dort
Thiere und Pflanzen in gleichem Uiberfluße ſind. Hin-
gegen leben die Landes Einwohner zwiſchen den Wen-
dekreiſen vornehmlich von Fruͤchten, Saamen, und
Wurzeln, als der geſuͤndeſten Nahrung fuͤr die Be-
wohner des heißen Himmelsſtriches, auch wachſen dort
die heißen Gewaͤchſe zu ihrer ganzen Vollkommenheit.
Auch ein Grund, warum alle Unterſuchungen uͤber den
Menſchen mangelhaft werden muͤſſen, welche entwe-
der auf ihn allein oder etwann nur auf Eines ſeiner
Alter eingeſchraͤnkt ſind.
Die naͤmliche Sorgfalt nahm den Menſchen in
ihren Schutz, wo er theils noch keines Unterrichts,
theils
*) Vollſtaͤndig kann man ſich davon durch das Studium der
Geographie uͤberzeugen. Abſichtlich und gut hat Sander
von der Guͤte und Weisheit Gottes in der Natur und
uͤber Natur und Religion, von dieſem Gegenſtand ge-
ſchrieben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/131>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.