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Gall, Luise von: Eine fromme Lüge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 105–175. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Was ist's, Kasimir? frug er den Reiter, der schwerfällig aus dem Sattel stieg.

Sie haben bei uns einen jungen Grafen! sagte lakonisch der Bediente, indem er seinem Pferde, das der Knecht abführte, wohlgefällig nachsah und Letzterm dabei anstatt dem Thiere einen kleinen Schlag mit der Gerte gab.

Ist es wahr, Kasimir, einen Sohn?

Ja, ja, Herr Artmann, so ist's. Und Sie sollen morgen früh um 10 Uhr da sein und das Kind aus der Taufe heben, sagte lauernd der rothköpfige Bursche.

Wirklich? frug Artmann, nun doch etwas betroffen?

Ja, ja, wiederholte Kasimir, und Sie sind der einzige Pathe und zwar, setzte er mit boshaftem Lachen hinzu, weil man doch keine Comtesse zu Ihrer Frau Gevatterin machen mag!

Artmann biß sich in die Lippen und frug kurz:

Woher wissen Sie denn das Alles? Denn ebenso wenig wie Sie begreifen, daß der Graf seinen Pachter zum Pathen nimmt, ebenso wenig begreife ich, daß der Graf seinen Reitknecht zu seinem Vertrauten macht.

Sind Sie mir böse, Herr Artmann? Das kommt nur davon, daß Ihnen der Doctor noch in den Knochen liegt! Aber seien Sie ruhig, unser hochgräflicher Herr hat uns nichts vertraut; was ich weiß, weiß ich durch Lisette, die Kammerfrau, die gehört hat, wie der Graf es der Gräfin sagte.

Was ist's, Kasimir? frug er den Reiter, der schwerfällig aus dem Sattel stieg.

Sie haben bei uns einen jungen Grafen! sagte lakonisch der Bediente, indem er seinem Pferde, das der Knecht abführte, wohlgefällig nachsah und Letzterm dabei anstatt dem Thiere einen kleinen Schlag mit der Gerte gab.

Ist es wahr, Kasimir, einen Sohn?

Ja, ja, Herr Artmann, so ist's. Und Sie sollen morgen früh um 10 Uhr da sein und das Kind aus der Taufe heben, sagte lauernd der rothköpfige Bursche.

Wirklich? frug Artmann, nun doch etwas betroffen?

Ja, ja, wiederholte Kasimir, und Sie sind der einzige Pathe und zwar, setzte er mit boshaftem Lachen hinzu, weil man doch keine Comtesse zu Ihrer Frau Gevatterin machen mag!

Artmann biß sich in die Lippen und frug kurz:

Woher wissen Sie denn das Alles? Denn ebenso wenig wie Sie begreifen, daß der Graf seinen Pachter zum Pathen nimmt, ebenso wenig begreife ich, daß der Graf seinen Reitknecht zu seinem Vertrauten macht.

Sind Sie mir böse, Herr Artmann? Das kommt nur davon, daß Ihnen der Doctor noch in den Knochen liegt! Aber seien Sie ruhig, unser hochgräflicher Herr hat uns nichts vertraut; was ich weiß, weiß ich durch Lisette, die Kammerfrau, die gehört hat, wie der Graf es der Gräfin sagte.

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[0014] Was ist's, Kasimir? frug er den Reiter, der schwerfällig aus dem Sattel stieg. Sie haben bei uns einen jungen Grafen! sagte lakonisch der Bediente, indem er seinem Pferde, das der Knecht abführte, wohlgefällig nachsah und Letzterm dabei anstatt dem Thiere einen kleinen Schlag mit der Gerte gab. Ist es wahr, Kasimir, einen Sohn? Ja, ja, Herr Artmann, so ist's. Und Sie sollen morgen früh um 10 Uhr da sein und das Kind aus der Taufe heben, sagte lauernd der rothköpfige Bursche. Wirklich? frug Artmann, nun doch etwas betroffen? Ja, ja, wiederholte Kasimir, und Sie sind der einzige Pathe und zwar, setzte er mit boshaftem Lachen hinzu, weil man doch keine Comtesse zu Ihrer Frau Gevatterin machen mag! Artmann biß sich in die Lippen und frug kurz: Woher wissen Sie denn das Alles? Denn ebenso wenig wie Sie begreifen, daß der Graf seinen Pachter zum Pathen nimmt, ebenso wenig begreife ich, daß der Graf seinen Reitknecht zu seinem Vertrauten macht. Sind Sie mir böse, Herr Artmann? Das kommt nur davon, daß Ihnen der Doctor noch in den Knochen liegt! Aber seien Sie ruhig, unser hochgräflicher Herr hat uns nichts vertraut; was ich weiß, weiß ich durch Lisette, die Kammerfrau, die gehört hat, wie der Graf es der Gräfin sagte.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T15:13:13Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T15:13:13Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Gall, Luise von: Eine fromme Lüge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 105–175. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_luege_1910/14>, abgerufen am 21.11.2024.