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Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865.

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Abbruch völlig zerstört. Um so deutlicher aber erkennt man
ihren unmittelbaren Zusammenhang mit einer von ihrem
südlichen Endpunkte aus schräg aufsteigenden, zu Tage füh-
renden, ziemlich weiten und mit mannichfachen Sinterbildun-
gen ausgekleideten Spalte, die vor Abraum des 12 bis 15
Fuß mächtigen Lagers diluvialer Schwemmgebilde, womit
die Schichtenköpfe des dortigen Kalkgebirges überdeckt sind,
unmittelbar unter diesen Schwemmgebilden mündete und
als die aufsteigende, durch eine Verschiebung des Gebirges
etwas westlich gerückte Fortsetzung des tiefer gelegenen Grot-
tenraums angesehen werden muß.

Dem Beobachter an Ort und Stelle muß sich unter
diesen Umständen die Ueberzeugung aufdrängen, daß das
gesammte Lehmlager der Teufelskammer, also auch der Rest
und die untersten Lagen desselben, worin am 1. April c. der
oben beschriebene fossile Fund gemacht wurde, mit seinen
quarzigen Rollsteinen und thierischen Resten auf keinem an-
dern Wege, als von oben herab durch die erwähnte weite
Spalte in die Fundgrotte gelangt sein kann. Gehören nun
die das Neanderthaler Kalkgebirge überdeckenden Schwemm-
gebilde unzweifelhaft dem Diluvium an, so müssen auch die
gleichzeitig mit ihnen abgelagerten thierischen Ueberreste ein
diluviales Alter haben und folglich fossil sein, abgesehen
von ihrer substanziellen Veränderung und von den Merk-
malen, worin dieselben mit den unzweifelhaft fossilen Thier-
knochen aus den westphälischen Höhlen und den Dornaper
Klüften übereinstimmen.

Dem kundigen Leser muß ich es anheimstellen, wie
weit er in der vorstehend erörterten Thatsache ein neues Ar-
gument für die von mir behauptete und in der zweiten Vor-
lesung nachgewiesene Fossilität der im J. 1856 entdeckten

Abbruch völlig zerſtört. Um ſo deutlicher aber erkennt man
ihren unmittelbaren Zuſammenhang mit einer von ihrem
ſüdlichen Endpunkte aus ſchräg aufſteigenden, zu Tage füh-
renden, ziemlich weiten und mit mannichfachen Sinterbildun-
gen ausgekleideten Spalte, die vor Abraum des 12 bis 15
Fuß mächtigen Lagers diluvialer Schwemmgebilde, womit
die Schichtenköpfe des dortigen Kalkgebirges überdeckt ſind,
unmittelbar unter dieſen Schwemmgebilden mündete und
als die aufſteigende, durch eine Verſchiebung des Gebirges
etwas weſtlich gerückte Fortſetzung des tiefer gelegenen Grot-
tenraums angeſehen werden muß.

Dem Beobachter an Ort und Stelle muß ſich unter
dieſen Umſtänden die Ueberzeugung aufdrängen, daß das
geſammte Lehmlager der Teufelskammer, alſo auch der Reſt
und die unterſten Lagen deſſelben, worin am 1. April c. der
oben beſchriebene foſſile Fund gemacht wurde, mit ſeinen
quarzigen Rollſteinen und thieriſchen Reſten auf keinem an-
dern Wege, als von oben herab durch die erwähnte weite
Spalte in die Fundgrotte gelangt ſein kann. Gehören nun
die das Neanderthaler Kalkgebirge überdeckenden Schwemm-
gebilde unzweifelhaft dem Diluvium an, ſo müſſen auch die
gleichzeitig mit ihnen abgelagerten thieriſchen Ueberreſte ein
diluviales Alter haben und folglich foſſil ſein, abgeſehen
von ihrer ſubſtanziellen Veränderung und von den Merk-
malen, worin dieſelben mit den unzweifelhaft foſſilen Thier-
knochen aus den weſtphäliſchen Höhlen und den Dornaper
Klüften übereinſtimmen.

Dem kundigen Leſer muß ich es anheimſtellen, wie
weit er in der vorſtehend erörterten Thatſache ein neues Ar-
gument für die von mir behauptete und in der zweiten Vor-
leſung nachgewieſene Foſſilität der im J. 1856 entdeckten

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[77/0081] Abbruch völlig zerſtört. Um ſo deutlicher aber erkennt man ihren unmittelbaren Zuſammenhang mit einer von ihrem ſüdlichen Endpunkte aus ſchräg aufſteigenden, zu Tage füh- renden, ziemlich weiten und mit mannichfachen Sinterbildun- gen ausgekleideten Spalte, die vor Abraum des 12 bis 15 Fuß mächtigen Lagers diluvialer Schwemmgebilde, womit die Schichtenköpfe des dortigen Kalkgebirges überdeckt ſind, unmittelbar unter dieſen Schwemmgebilden mündete und als die aufſteigende, durch eine Verſchiebung des Gebirges etwas weſtlich gerückte Fortſetzung des tiefer gelegenen Grot- tenraums angeſehen werden muß. Dem Beobachter an Ort und Stelle muß ſich unter dieſen Umſtänden die Ueberzeugung aufdrängen, daß das geſammte Lehmlager der Teufelskammer, alſo auch der Reſt und die unterſten Lagen deſſelben, worin am 1. April c. der oben beſchriebene foſſile Fund gemacht wurde, mit ſeinen quarzigen Rollſteinen und thieriſchen Reſten auf keinem an- dern Wege, als von oben herab durch die erwähnte weite Spalte in die Fundgrotte gelangt ſein kann. Gehören nun die das Neanderthaler Kalkgebirge überdeckenden Schwemm- gebilde unzweifelhaft dem Diluvium an, ſo müſſen auch die gleichzeitig mit ihnen abgelagerten thieriſchen Ueberreſte ein diluviales Alter haben und folglich foſſil ſein, abgeſehen von ihrer ſubſtanziellen Veränderung und von den Merk- malen, worin dieſelben mit den unzweifelhaft foſſilen Thier- knochen aus den weſtphäliſchen Höhlen und den Dornaper Klüften übereinſtimmen. Dem kundigen Leſer muß ich es anheimſtellen, wie weit er in der vorſtehend erörterten Thatſache ein neues Ar- gument für die von mir behauptete und in der zweiten Vor- leſung nachgewieſene Foſſilität der im J. 1856 entdeckten

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Zitationshilfe: Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuhlrott_neanderthaler_1865/81>, abgerufen am 24.11.2024.