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Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865.

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die damals noch schwer auf die Gemüther vieler Fachmän-
ner drückte, wenn sich ihnen die Wahrscheinlichkeit des dilu-
vialen Alters unserer Gattung auch nur aus der Ferne
zeigte, einer Befangenheit, die über ein Viertel Jahrhundert
hindurch alle Beweise für einen so frühen Ursprung der
Menschheit in das trügerische Reich der Selbsttäuschung und
der Zufälligkeiten verwiesen hatte. Mit Uebergehung man-
cher anderen will ich nur an die Entdeckungen des Dr.
Schmerling in den Lütticher Höhlen, die schon im Jahre
1833 bekannt gemacht wurden, und an die merkwürdigen
Thatsachen, die der unermüdliche Boucher de Perthes
im Sommethale aufdeckte, so wie an die Verdächtigungen
und den Spott erinnern, die sich die öffentliche Kritik über
die Ansichten und Arbeiten dieser Männer bis vor Kurzem
erlauben durfte, um das Maß jener Befangenheit in etwa
zu kennzeichnen. Die Erfahrung weniger Jahre hat indeß
hingereicht, um kaum noch Spuren von diesem Verhältniß
bestehen zu lassen, so daß gegenwärtig dieselben Männer als
die vorzüglichsten Zeugen für die neue Wahrheit angesehen
werden, wonach der Mensch als Zeitgenosse der diluvialen
Mammuthe und Höhlenbären auf der Erde bereits exi-
stirt hat.

Jch bin weit entfernt, mein Zeugniß für diese Wahr-
heit und das Schicksal desselben mit denen der gedachten
Forscher zu vergleichen, nachdem das entscheidende Urtheil
der Zukunft, an das ich seiner Zeit appellirt hatte, so bald
und so vollständig zu Gunsten meiner Ueberzeugung ent-
schieden hat, und ich darüber die Nichtbeachtung meines Be-
richtes vom Jahre 1859 und die Mißgriffe, die sie in der
Beurtheilung des Neanderthaler Fundes zur Folge gehabt
hat, übersehen kann. Auch irre ich wohl nicht, wenn ich
diese Nichtbeachtung auf das frühere Erscheinen einer Ab-

die damals noch ſchwer auf die Gemüther vieler Fachmän-
ner drückte, wenn ſich ihnen die Wahrſcheinlichkeit des dilu-
vialen Alters unſerer Gattung auch nur aus der Ferne
zeigte, einer Befangenheit, die über ein Viertel Jahrhundert
hindurch alle Beweiſe für einen ſo frühen Urſprung der
Menſchheit in das trügeriſche Reich der Selbſttäuſchung und
der Zufälligkeiten verwieſen hatte. Mit Uebergehung man-
cher anderen will ich nur an die Entdeckungen des Dr.
Schmerling in den Lütticher Höhlen, die ſchon im Jahre
1833 bekannt gemacht wurden, und an die merkwürdigen
Thatſachen, die der unermüdliche Boucher de Perthes
im Sommethale aufdeckte, ſo wie an die Verdächtigungen
und den Spott erinnern, die ſich die öffentliche Kritik über
die Anſichten und Arbeiten dieſer Männer bis vor Kurzem
erlauben durfte, um das Maß jener Befangenheit in etwa
zu kennzeichnen. Die Erfahrung weniger Jahre hat indeß
hingereicht, um kaum noch Spuren von dieſem Verhältniß
beſtehen zu laſſen, ſo daß gegenwärtig dieſelben Männer als
die vorzüglichſten Zeugen für die neue Wahrheit angeſehen
werden, wonach der Menſch als Zeitgenoſſe der diluvialen
Mammuthe und Höhlenbären auf der Erde bereits exi-
ſtirt hat.

Jch bin weit entfernt, mein Zeugniß für dieſe Wahr-
heit und das Schickſal deſſelben mit denen der gedachten
Forſcher zu vergleichen, nachdem das entſcheidende Urtheil
der Zukunft, an das ich ſeiner Zeit appellirt hatte, ſo bald
und ſo vollſtändig zu Gunſten meiner Ueberzeugung ent-
ſchieden hat, und ich darüber die Nichtbeachtung meines Be-
richtes vom Jahre 1859 und die Mißgriffe, die ſie in der
Beurtheilung des Neanderthaler Fundes zur Folge gehabt
hat, überſehen kann. Auch irre ich wohl nicht, wenn ich
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[56/0060] die damals noch ſchwer auf die Gemüther vieler Fachmän- ner drückte, wenn ſich ihnen die Wahrſcheinlichkeit des dilu- vialen Alters unſerer Gattung auch nur aus der Ferne zeigte, einer Befangenheit, die über ein Viertel Jahrhundert hindurch alle Beweiſe für einen ſo frühen Urſprung der Menſchheit in das trügeriſche Reich der Selbſttäuſchung und der Zufälligkeiten verwieſen hatte. Mit Uebergehung man- cher anderen will ich nur an die Entdeckungen des Dr. Schmerling in den Lütticher Höhlen, die ſchon im Jahre 1833 bekannt gemacht wurden, und an die merkwürdigen Thatſachen, die der unermüdliche Boucher de Perthes im Sommethale aufdeckte, ſo wie an die Verdächtigungen und den Spott erinnern, die ſich die öffentliche Kritik über die Anſichten und Arbeiten dieſer Männer bis vor Kurzem erlauben durfte, um das Maß jener Befangenheit in etwa zu kennzeichnen. Die Erfahrung weniger Jahre hat indeß hingereicht, um kaum noch Spuren von dieſem Verhältniß beſtehen zu laſſen, ſo daß gegenwärtig dieſelben Männer als die vorzüglichſten Zeugen für die neue Wahrheit angeſehen werden, wonach der Menſch als Zeitgenoſſe der diluvialen Mammuthe und Höhlenbären auf der Erde bereits exi- ſtirt hat. Jch bin weit entfernt, mein Zeugniß für dieſe Wahr- heit und das Schickſal deſſelben mit denen der gedachten Forſcher zu vergleichen, nachdem das entſcheidende Urtheil der Zukunft, an das ich ſeiner Zeit appellirt hatte, ſo bald und ſo vollſtändig zu Gunſten meiner Ueberzeugung ent- ſchieden hat, und ich darüber die Nichtbeachtung meines Be- richtes vom Jahre 1859 und die Mißgriffe, die ſie in der Beurtheilung des Neanderthaler Fundes zur Folge gehabt hat, überſehen kann. Auch irre ich wohl nicht, wenn ich dieſe Nichtbeachtung auf das frühere Erſcheinen einer Ab-

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Zitationshilfe: Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuhlrott_neanderthaler_1865/60>, abgerufen am 24.11.2024.