Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865.daß in dem großen, einheitlichen Schöpfungsplane, der alle Jn der Annahme dieser Möglichkeit, mehr jedoch in 2*
daß in dem großen, einheitlichen Schöpfungsplane, der alle Jn der Annahme dieſer Möglichkeit, mehr jedoch in 2*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0023" n="19"/> daß in dem großen, einheitlichen Schöpfungsplane, der <hi rendition="#g">alle</hi><lb/> belebten Weſen umfaßt, auch der <hi rendition="#g">Menſch</hi> mit eingeſchloſſen,<lb/> daß auch <hi rendition="#g">er</hi> nicht unmittelbar aus der Hand Gottes, ſon-<lb/> dern auf dem Wege der natürlichen Abſtammung und all-<lb/> mähligen Umbildung aus dem Schooße der Natur hervor-<lb/> gegangen ſei. Unter den belebten Weſen zeigen bekanntlich<lb/> die Affen, und unter den Affen namentlich die ſogenannten<lb/> Anthropoiden (Gibbon, Chimpanſe, Orang, Gorilla) die<lb/> meiſte Menſchenähnlichkeit. Da nun der Zufall wollte, daß<lb/> ſeit dem Jahre 1847 durch unwiderlegliche Beweiſe das Vor-<lb/> kommen einer bis dahin den Naturforſchern unbekannt ge-<lb/> bliebenen Affenſpecies, nämlich das Vorkommen des ſo be-<lb/> rüchtigten Gorilla an der Weſtküſte Afrika's beſtätigt wurde,<lb/> den die Negerſtämme jenes Landes nicht für ein Thier,<lb/> ſondern für ein wildes menſchliches Ungeheuer ausgeben<lb/> (<hi rendition="#aq">Dr</hi>. Savage), ſo ſchienen ſich auf einmal die Extreme zwi-<lb/> ſchen Thier- und Menſchengeſtalt durch ein Mittelglied zu<lb/> verbinden; es ſchien ſich eine große Kluft zu füllen, die man<lb/> bis dahin nicht zu überſpringen gewagt hatte, und manche<lb/> Forſcher, die ſich der Jdee der allmähligen Umbildung in der<lb/> organiſchen Natur zuneigten, glaubten ſchließlich nur conſe-<lb/> quent zu handeln, wenn ſie theils die Möglichkeit der Ab-<lb/> ſtammung des Menſchen vom Affen einräumten, theils eine<lb/> ſolche Abſtammung geradezu behaupteten.</p><lb/> <p>Jn der Annahme dieſer Möglichkeit, mehr jedoch in<lb/> der ſtricten und ſummariſchen Behauptung, daß der Affe der<lb/> Stammvater des Menſchen ſei, culminirt, geehrte Anweſende,<lb/> augenblicklich die Kühnheit des modernen Fortſchritts der<lb/> Wiſſenſchaft. Wir finden darin jene Ausſchreitung, wovon<lb/> ich ſagte, daß ſie geeignet ſei, den herkömmlichen Glauben<lb/> an die bevorzugte Stellung des Menſchen in der Natur, ſo<lb/> wie die Gründe ſeiner Ueberhebung über die anderen Ge-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">2*</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [19/0023]
daß in dem großen, einheitlichen Schöpfungsplane, der alle
belebten Weſen umfaßt, auch der Menſch mit eingeſchloſſen,
daß auch er nicht unmittelbar aus der Hand Gottes, ſon-
dern auf dem Wege der natürlichen Abſtammung und all-
mähligen Umbildung aus dem Schooße der Natur hervor-
gegangen ſei. Unter den belebten Weſen zeigen bekanntlich
die Affen, und unter den Affen namentlich die ſogenannten
Anthropoiden (Gibbon, Chimpanſe, Orang, Gorilla) die
meiſte Menſchenähnlichkeit. Da nun der Zufall wollte, daß
ſeit dem Jahre 1847 durch unwiderlegliche Beweiſe das Vor-
kommen einer bis dahin den Naturforſchern unbekannt ge-
bliebenen Affenſpecies, nämlich das Vorkommen des ſo be-
rüchtigten Gorilla an der Weſtküſte Afrika's beſtätigt wurde,
den die Negerſtämme jenes Landes nicht für ein Thier,
ſondern für ein wildes menſchliches Ungeheuer ausgeben
(Dr. Savage), ſo ſchienen ſich auf einmal die Extreme zwi-
ſchen Thier- und Menſchengeſtalt durch ein Mittelglied zu
verbinden; es ſchien ſich eine große Kluft zu füllen, die man
bis dahin nicht zu überſpringen gewagt hatte, und manche
Forſcher, die ſich der Jdee der allmähligen Umbildung in der
organiſchen Natur zuneigten, glaubten ſchließlich nur conſe-
quent zu handeln, wenn ſie theils die Möglichkeit der Ab-
ſtammung des Menſchen vom Affen einräumten, theils eine
ſolche Abſtammung geradezu behaupteten.
Jn der Annahme dieſer Möglichkeit, mehr jedoch in
der ſtricten und ſummariſchen Behauptung, daß der Affe der
Stammvater des Menſchen ſei, culminirt, geehrte Anweſende,
augenblicklich die Kühnheit des modernen Fortſchritts der
Wiſſenſchaft. Wir finden darin jene Ausſchreitung, wovon
ich ſagte, daß ſie geeignet ſei, den herkömmlichen Glauben
an die bevorzugte Stellung des Menſchen in der Natur, ſo
wie die Gründe ſeiner Ueberhebung über die anderen Ge-
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