langer Zeit, viele unmöglich, ja manche gar nie- mals aussprechen kann, wie einiger Amerikaner und der Hottentotten ihre. Können wir Euro- päer aber dergleichen Sylben und Wörter nicht aussprechen; so würden wir sie auch, wenn gleich jeder einen Spracherfinder vorstellen wollte, nie- mals erfinden können. Ob sie nun schon die Kin- der dieser Völker, weil sie von der zarten Jugend an dazu gewöhnt werden, leicht aussprechen ler- nen; so würden sie doch wohl eben diese Kinder, wenn sie gleich von der Kindheit an bis zur Mann- barkeit unter uns Europäern erzogen worden wä- ren, für sich aber so unsprechbar, als wir für uns erklären. Ich nehme aber aus, was ihnen we- gen erblicher Fehler oder Vorzüge der Sprach- theile bey jeder Menschenart, die sich sowohl, als die eigene Beschaffenheit der Gesichtstheile fort- pflanzen werden, in diesem Stück leichter fallen dürfte. Auf die Art, schlägt diese Betrachtung für den einzelnen Erfinder der Sprache eben so schlecht, als die übrigen aus.
§. 114.
F 3
langer Zeit, viele unmoͤglich, ja manche gar nie- mals ausſprechen kann, wie einiger Amerikaner und der Hottentotten ihre. Koͤnnen wir Euro- paͤer aber dergleichen Sylben und Woͤrter nicht ausſprechen; ſo wuͤrden wir ſie auch, wenn gleich jeder einen Spracherfinder vorſtellen wollte, nie- mals erfinden koͤnnen. Ob ſie nun ſchon die Kin- der dieſer Voͤlker, weil ſie von der zarten Jugend an dazu gewoͤhnt werden, leicht ausſprechen ler- nen; ſo wuͤrden ſie doch wohl eben dieſe Kinder, wenn ſie gleich von der Kindheit an bis zur Mann- barkeit unter uns Europaͤern erzogen worden waͤ- ren, fuͤr ſich aber ſo unſprechbar, als wir fuͤr uns erklaͤren. Ich nehme aber aus, was ihnen we- gen erblicher Fehler oder Vorzuͤge der Sprach- theile bey jeder Menſchenart, die ſich ſowohl, als die eigene Beſchaffenheit der Geſichtstheile fort- pflanzen werden, in dieſem Stuͤck leichter fallen duͤrfte. Auf die Art, ſchlaͤgt dieſe Betrachtung fuͤr den einzelnen Erfinder der Sprache eben ſo ſchlecht, als die uͤbrigen aus.
§. 114.
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langer Zeit, viele unmoͤglich, ja manche gar nie-
mals ausſprechen kann, wie einiger Amerikaner
und der Hottentotten ihre. Koͤnnen wir Euro-
paͤer aber dergleichen Sylben und Woͤrter nicht
ausſprechen; ſo wuͤrden wir ſie auch, wenn gleich
jeder einen Spracherfinder vorſtellen wollte, nie-
mals erfinden koͤnnen. Ob ſie nun ſchon die Kin-
der dieſer Voͤlker, weil ſie von der zarten Jugend
an dazu gewoͤhnt werden, leicht ausſprechen ler-
nen; ſo wuͤrden ſie doch wohl eben dieſe Kinder,
wenn ſie gleich von der Kindheit an bis zur Mann-
barkeit unter uns Europaͤern erzogen worden waͤ-
ren, fuͤr ſich aber ſo unſprechbar, als wir fuͤr uns
erklaͤren. Ich nehme aber aus, was ihnen we-
gen erblicher Fehler oder Vorzuͤge der Sprach-
theile bey jeder Menſchenart, die ſich ſowohl, als
die eigene Beſchaffenheit der Geſichtstheile fort-
pflanzen werden, in dieſem Stuͤck leichter fallen
duͤrfte. Auf die Art, ſchlaͤgt dieſe Betrachtung
fuͤr den einzelnen Erfinder der Sprache eben ſo
ſchlecht, als die uͤbrigen aus.
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[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/97>, abgerufen am 23.11.2024.
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