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[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773.

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merkung, daß die Kennzeichen der Vermischung,
wenn diese nicht wieder erneuert wird, sich bey den
Enkeln und Urenkeln immer mehr wieder verlieh-
ren, und wieder in die großelterliche Gestalt zu-
rück gehn.

§. 89.
Anwendung.

Kann man nun wohl bey diesen, so unverän-
derlichen Naturgesetzen, eine eben so unveränder-
liche eigene Beschaffenheit jeder Art, die sich nie-
mals von selbst verändert, absprechen. Die Vä-
ter oder die Männer sind zwar nicht derjenige
Theil, welcher darüber einen so zuverläßigen Aus-
spruch, wie die Mütter, thun könnte; daher wür-
de freilich eine Akademie von fruchtbaren Wei-
bern der verschiedenen Völker, welchen die unbe-
mäntelte Warheit lieber, als ihr Geschlechtsstolz,
wäre, darüber den gründlichsten Ausspruch thun
können; allein wo und wenn ist diese zu hoffen?

§. 90.

Hiezu giebt die Geschichte der vorigen Zeit, so weit
man sie unbestritten gelten läßt, den größten Bei-

trag,
E 2

merkung, daß die Kennzeichen der Vermiſchung,
wenn dieſe nicht wieder erneuert wird, ſich bey den
Enkeln und Urenkeln immer mehr wieder verlieh-
ren, und wieder in die großelterliche Geſtalt zu-
ruͤck gehn.

§. 89.
Anwendung.

Kann man nun wohl bey dieſen, ſo unveraͤn-
derlichen Naturgeſetzen, eine eben ſo unveraͤnder-
liche eigene Beſchaffenheit jeder Art, die ſich nie-
mals von ſelbſt veraͤndert, abſprechen. Die Vaͤ-
ter oder die Maͤnner ſind zwar nicht derjenige
Theil, welcher daruͤber einen ſo zuverlaͤßigen Aus-
ſpruch, wie die Muͤtter, thun koͤnnte; daher wuͤr-
de freilich eine Akademie von fruchtbaren Wei-
bern der verſchiedenen Voͤlker, welchen die unbe-
maͤntelte Warheit lieber, als ihr Geſchlechtsſtolz,
waͤre, daruͤber den gruͤndlichſten Ausſpruch thun
koͤnnen; allein wo und wenn iſt dieſe zu hoffen?

§. 90.

Hiezu giebt die Geſchichte der vorigen Zeit, ſo weit
man ſie unbeſtritten gelten laͤßt, den groͤßten Bei-

trag,
E 2
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[67/0079] merkung, daß die Kennzeichen der Vermiſchung, wenn dieſe nicht wieder erneuert wird, ſich bey den Enkeln und Urenkeln immer mehr wieder verlieh- ren, und wieder in die großelterliche Geſtalt zu- ruͤck gehn. §. 89. Anwendung. Kann man nun wohl bey dieſen, ſo unveraͤn- derlichen Naturgeſetzen, eine eben ſo unveraͤnder- liche eigene Beſchaffenheit jeder Art, die ſich nie- mals von ſelbſt veraͤndert, abſprechen. Die Vaͤ- ter oder die Maͤnner ſind zwar nicht derjenige Theil, welcher daruͤber einen ſo zuverlaͤßigen Aus- ſpruch, wie die Muͤtter, thun koͤnnte; daher wuͤr- de freilich eine Akademie von fruchtbaren Wei- bern der verſchiedenen Voͤlker, welchen die unbe- maͤntelte Warheit lieber, als ihr Geſchlechtsſtolz, waͤre, daruͤber den gruͤndlichſten Ausſpruch thun koͤnnen; allein wo und wenn iſt dieſe zu hoffen? §. 90. Hiezu giebt die Geſchichte der vorigen Zeit, ſo weit man ſie unbeſtritten gelten laͤßt, den groͤßten Bei- trag, E 2

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Zitationshilfe: [Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/79>, abgerufen am 25.11.2024.