Erfahrung nach noch weniger, als ein Kind. Ist also nicht der angebliche erste Spracherfinder ein Wundermensch, von dessen Wunderkräften seine Nachkommen nicht eine einzige ererbt haben? so einen Menschen kennt die ganze Naturkunde nicht, und man darf ihn also nicht für natürlich, noch für ein Werk des Schöpfers, sondern für ein Kunst- stück der Ausleger erkennen; deswegen können dieses auch die ältesten Urkunden, wenn sie natür- lich erklähret werden, nicht sagen.
§. 83.
Um den Menschen auch noch ins besondere zu betrachten, werde ich ihn auf eben die Art, wie man andere Thiere, nach ihren Geschlechten, Ar- ten, und Gattungen vorstellet, auch hier auf der Erde herum, doch nur überhaupt, angeben. Die allgemeine Gestalt der Menschen ist bekannt; die besondere hingegen ist größtentheils durch ihre Kleidung versteckt; nur das Gesicht hat man bey allen bekannten Völkern kennen gelernt. Hier- von will ich also die Unterscheidungszeichen der
Arten
Erfahrung nach noch weniger, als ein Kind. Iſt alſo nicht der angebliche erſte Spracherfinder ein Wundermenſch, von deſſen Wunderkraͤften ſeine Nachkommen nicht eine einzige ererbt haben? ſo einen Menſchen kennt die ganze Naturkunde nicht, und man darf ihn alſo nicht fuͤr natuͤrlich, noch fuͤr ein Werk des Schoͤpfers, ſondern fuͤr ein Kunſt- ſtuͤck der Ausleger erkennen; deswegen koͤnnen dieſes auch die aͤlteſten Urkunden, wenn ſie natuͤr- lich erklaͤhret werden, nicht ſagen.
§. 83.
Um den Menſchen auch noch ins beſondere zu betrachten, werde ich ihn auf eben die Art, wie man andere Thiere, nach ihren Geſchlechten, Ar- ten, und Gattungen vorſtellet, auch hier auf der Erde herum, doch nur uͤberhaupt, angeben. Die allgemeine Geſtalt der Menſchen iſt bekannt; die beſondere hingegen iſt groͤßtentheils durch ihre Kleidung verſteckt; nur das Geſicht hat man bey allen bekannten Voͤlkern kennen gelernt. Hier- von will ich alſo die Unterſcheidungszeichen der
Arten
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[62/0074]
Erfahrung nach noch weniger, als ein Kind. Iſt
alſo nicht der angebliche erſte Spracherfinder ein
Wundermenſch, von deſſen Wunderkraͤften ſeine
Nachkommen nicht eine einzige ererbt haben? ſo
einen Menſchen kennt die ganze Naturkunde nicht,
und man darf ihn alſo nicht fuͤr natuͤrlich, noch fuͤr
ein Werk des Schoͤpfers, ſondern fuͤr ein Kunſt-
ſtuͤck der Ausleger erkennen; deswegen koͤnnen
dieſes auch die aͤlteſten Urkunden, wenn ſie natuͤr-
lich erklaͤhret werden, nicht ſagen.
§. 83.
Um den Menſchen auch noch ins beſondere zu
betrachten, werde ich ihn auf eben die Art, wie
man andere Thiere, nach ihren Geſchlechten, Ar-
ten, und Gattungen vorſtellet, auch hier auf der
Erde herum, doch nur uͤberhaupt, angeben. Die
allgemeine Geſtalt der Menſchen iſt bekannt; die
beſondere hingegen iſt groͤßtentheils durch ihre
Kleidung verſteckt; nur das Geſicht hat man bey
allen bekannten Voͤlkern kennen gelernt. Hier-
von will ich alſo die Unterſcheidungszeichen der
Arten
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[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/74>, abgerufen am 16.02.2025.
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