Dinge seyn; so muß auch die Gestalt des Lauts, jedesmahl eine ähnliche Veränderung erhalten, und diese wäre nun die obgedachte Stellung des Wortlauts, welche mehr für das Ohr, wie jene mehr für den Verstand gilt.
§. 146.
Ist es ferner ausgemacht, daß anfänglich, der größte Theil der Wortlaute, etwas willkührliches hätte seyn müssen, wie es auch noch jezt bey einer solchen Erfindung wäre; so könnten die Verän- derungen ursprünglich auch nicht anders als will- kührlich seyn. Doch so bald einmahl eine gewisse Veränderung des Wortlauts, bey einer gewissen Veränderung des Bemerkungssinnes beliebet wäre, müßte sie auch beständig dieselbe bleiben, wenn sie eben die Veränderung des Bemerkungs- sinnes wieder bezeichnen sollte; und nun hiesse sie nicht mehr willkührlich. Denn der Wortsinn gäbe ihr was beständiges, durch seine damit ver- bundene besondere Gestalt.
§. 147.
Dinge ſeyn; ſo muß auch die Geſtalt des Lauts, jedesmahl eine aͤhnliche Veraͤnderung erhalten, und dieſe waͤre nun die obgedachte Stellung des Wortlauts, welche mehr fuͤr das Ohr, wie jene mehr fuͤr den Verſtand gilt.
§. 146.
Iſt es ferner ausgemacht, daß anfaͤnglich, der groͤßte Theil der Wortlaute, etwas willkuͤhrliches haͤtte ſeyn muͤſſen, wie es auch noch jezt bey einer ſolchen Erfindung waͤre; ſo koͤnnten die Veraͤn- derungen urſpruͤnglich auch nicht anders als will- kuͤhrlich ſeyn. Doch ſo bald einmahl eine gewiſſe Veraͤnderung des Wortlauts, bey einer gewiſſen Veraͤnderung des Bemerkungsſinnes beliebet waͤre, muͤßte ſie auch beſtaͤndig dieſelbe bleiben, wenn ſie eben die Veraͤnderung des Bemerkungs- ſinnes wieder bezeichnen ſollte; und nun hieſſe ſie nicht mehr willkuͤhrlich. Denn der Wortſinn gaͤbe ihr was beſtaͤndiges, durch ſeine damit ver- bundene beſondere Geſtalt.
§. 147.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0122"n="110"/>
Dinge ſeyn; ſo muß auch die Geſtalt des Lauts,<lb/>
jedesmahl eine aͤhnliche Veraͤnderung erhalten,<lb/>
und dieſe waͤre nun die obgedachte Stellung des<lb/>
Wortlauts, welche mehr fuͤr das Ohr, wie jene<lb/>
mehr fuͤr den Verſtand gilt.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 146.</head><lb/><p>Iſt es ferner ausgemacht, daß anfaͤnglich, der<lb/>
groͤßte Theil der Wortlaute, etwas willkuͤhrliches<lb/>
haͤtte ſeyn muͤſſen, wie es auch noch jezt bey einer<lb/>ſolchen Erfindung waͤre; ſo koͤnnten die Veraͤn-<lb/>
derungen urſpruͤnglich auch nicht anders als will-<lb/>
kuͤhrlich ſeyn. Doch ſo bald einmahl eine gewiſſe<lb/>
Veraͤnderung des Wortlauts, bey einer gewiſſen<lb/>
Veraͤnderung des Bemerkungsſinnes beliebet<lb/>
waͤre, muͤßte ſie auch beſtaͤndig dieſelbe bleiben,<lb/>
wenn ſie eben die Veraͤnderung des Bemerkungs-<lb/>ſinnes wieder bezeichnen ſollte; und nun hieſſe ſie<lb/>
nicht mehr willkuͤhrlich. Denn der Wortſinn<lb/>
gaͤbe ihr was beſtaͤndiges, durch ſeine damit ver-<lb/>
bundene beſondere Geſtalt.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 147.</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[110/0122]
Dinge ſeyn; ſo muß auch die Geſtalt des Lauts,
jedesmahl eine aͤhnliche Veraͤnderung erhalten,
und dieſe waͤre nun die obgedachte Stellung des
Wortlauts, welche mehr fuͤr das Ohr, wie jene
mehr fuͤr den Verſtand gilt.
§. 146.
Iſt es ferner ausgemacht, daß anfaͤnglich, der
groͤßte Theil der Wortlaute, etwas willkuͤhrliches
haͤtte ſeyn muͤſſen, wie es auch noch jezt bey einer
ſolchen Erfindung waͤre; ſo koͤnnten die Veraͤn-
derungen urſpruͤnglich auch nicht anders als will-
kuͤhrlich ſeyn. Doch ſo bald einmahl eine gewiſſe
Veraͤnderung des Wortlauts, bey einer gewiſſen
Veraͤnderung des Bemerkungsſinnes beliebet
waͤre, muͤßte ſie auch beſtaͤndig dieſelbe bleiben,
wenn ſie eben die Veraͤnderung des Bemerkungs-
ſinnes wieder bezeichnen ſollte; und nun hieſſe ſie
nicht mehr willkuͤhrlich. Denn der Wortſinn
gaͤbe ihr was beſtaͤndiges, durch ſeine damit ver-
bundene beſondere Geſtalt.
§. 147.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/122>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.