dieselben sind, so kann nicht allein, sondern es muß sich sogar dieses Allgemeine des Bemerkungs- sinnes, bey jeder Menschenart, ja bey jedem ein- zelnen Menschen, durch etwas besonderes unter- scheiden. Wäre daher die Erfindung der Spra- che ein so leichtes Werk der Menschen, als man meynen möchte; so würde jeder Mensch schon vermittelst seiner besondern Stellung des Bemer- kungssinnes, sich seine eigene gestaltete Sprech- art bilden, da er sich so nur durch die Wendung der gelernten Ausdrücke besonders zeiget.
§. 140.
Das gedachte allgemeine der Sprachstellung aber ist, nach der Erfahrung, die Haupteinthei- lung des Sprachsinnes, in Nenn- und Sage- wörter, und zwar in so ferne diese Stellung von den Sinnen der Menschen nicht willkührlich ab- hängt, und sie also einstimmig den Bemerkungs- sinn, vom Thier, Baum, Berge, Quelle, und deren Lauffen, Stehen, Vorragen, und Rieseln in sich bilden; denn jeden Bemerkungssinn durch
ein
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dieſelben ſind, ſo kann nicht allein, ſondern es muß ſich ſogar dieſes Allgemeine des Bemerkungs- ſinnes, bey jeder Menſchenart, ja bey jedem ein- zelnen Menſchen, durch etwas beſonderes unter- ſcheiden. Waͤre daher die Erfindung der Spra- che ein ſo leichtes Werk der Menſchen, als man meynen moͤchte; ſo wuͤrde jeder Menſch ſchon vermittelſt ſeiner beſondern Stellung des Bemer- kungsſinnes, ſich ſeine eigene geſtaltete Sprech- art bilden, da er ſich ſo nur durch die Wendung der gelernten Ausdruͤcke beſonders zeiget.
§. 140.
Das gedachte allgemeine der Sprachſtellung aber iſt, nach der Erfahrung, die Haupteinthei- lung des Sprachſinnes, in Nenn- und Sage- woͤrter, und zwar in ſo ferne dieſe Stellung von den Sinnen der Menſchen nicht willkuͤhrlich ab- haͤngt, und ſie alſo einſtimmig den Bemerkungs- ſinn, vom Thier, Baum, Berge, Quelle, und deren Lauffen, Stehen, Vorragen, und Rieſeln in ſich bilden; denn jeden Bemerkungsſinn durch
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[105/0117]
dieſelben ſind, ſo kann nicht allein, ſondern es
muß ſich ſogar dieſes Allgemeine des Bemerkungs-
ſinnes, bey jeder Menſchenart, ja bey jedem ein-
zelnen Menſchen, durch etwas beſonderes unter-
ſcheiden. Waͤre daher die Erfindung der Spra-
che ein ſo leichtes Werk der Menſchen, als man
meynen moͤchte; ſo wuͤrde jeder Menſch ſchon
vermittelſt ſeiner beſondern Stellung des Bemer-
kungsſinnes, ſich ſeine eigene geſtaltete Sprech-
art bilden, da er ſich ſo nur durch die Wendung
der gelernten Ausdruͤcke beſonders zeiget.
§. 140.
Das gedachte allgemeine der Sprachſtellung
aber iſt, nach der Erfahrung, die Haupteinthei-
lung des Sprachſinnes, in Nenn- und Sage-
woͤrter, und zwar in ſo ferne dieſe Stellung von
den Sinnen der Menſchen nicht willkuͤhrlich ab-
haͤngt, und ſie alſo einſtimmig den Bemerkungs-
ſinn, vom Thier, Baum, Berge, Quelle, und
deren Lauffen, Stehen, Vorragen, und Rieſeln in
ſich bilden; denn jeden Bemerkungsſinn durch
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[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/117>, abgerufen am 03.03.2025.
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