Es muß vielmehr die Einwirkung der Sinn- lichkeiten, weil die Sinne und Empfindungen al- ler Menschenarten überhaupt gleich sind, und sie eben wie wir fühlen, riechen, schmecken, sehen und hören, in allen, von gleichen Dingen, einen gleichen Bemerkungssinn verschaffen, und also auch alle Sprachen, von dieser Seite, sie mögen erlernet oder erfunden seyn, etwas in der Gestalt ähnliches mit einander gemein haben; ob sie gleich neben dem gänzlich von einander abweichen können, ja fast abweichen müssen.
§. 139.
Denn da die Sinne, durch die Uebung der Un- terscheidungskraft eine gewisse Schärfe und Auf- merksamkeit erlangen, ausser dem aber stumpf und unachtsam bleiben, auch gar viel zufälliges der Empfindungen, vermöge der Gewohnheit für uns zu einem besondern Unterschiede der Sinnen werden, endlich da selbst die Sinnlichkeiten nicht überall weder an sich noch in ihren Umständen
diesel-
§. 138.
Es muß vielmehr die Einwirkung der Sinn- lichkeiten, weil die Sinne und Empfindungen al- ler Menſchenarten uͤberhaupt gleich ſind, und ſie eben wie wir fuͤhlen, riechen, ſchmecken, ſehen und hoͤren, in allen, von gleichen Dingen, einen gleichen Bemerkungsſinn verſchaffen, und alſo auch alle Sprachen, von dieſer Seite, ſie moͤgen erlernet oder erfunden ſeyn, etwas in der Geſtalt aͤhnliches mit einander gemein haben; ob ſie gleich neben dem gaͤnzlich von einander abweichen koͤnnen, ja faſt abweichen muͤſſen.
§. 139.
Denn da die Sinne, durch die Uebung der Un- terſcheidungskraft eine gewiſſe Schaͤrfe und Auf- merkſamkeit erlangen, auſſer dem aber ſtumpf und unachtſam bleiben, auch gar viel zufaͤlliges der Empfindungen, vermoͤge der Gewohnheit fuͤr uns zu einem beſondern Unterſchiede der Sinnen werden, endlich da ſelbſt die Sinnlichkeiten nicht uͤberall weder an ſich noch in ihren Umſtaͤnden
dieſel-
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[104/0116]
§. 138.
Es muß vielmehr die Einwirkung der Sinn-
lichkeiten, weil die Sinne und Empfindungen al-
ler Menſchenarten uͤberhaupt gleich ſind, und ſie
eben wie wir fuͤhlen, riechen, ſchmecken, ſehen
und hoͤren, in allen, von gleichen Dingen, einen
gleichen Bemerkungsſinn verſchaffen, und alſo
auch alle Sprachen, von dieſer Seite, ſie moͤgen
erlernet oder erfunden ſeyn, etwas in der Geſtalt
aͤhnliches mit einander gemein haben; ob ſie
gleich neben dem gaͤnzlich von einander abweichen
koͤnnen, ja faſt abweichen muͤſſen.
§. 139.
Denn da die Sinne, durch die Uebung der Un-
terſcheidungskraft eine gewiſſe Schaͤrfe und Auf-
merkſamkeit erlangen, auſſer dem aber ſtumpf
und unachtſam bleiben, auch gar viel zufaͤlliges
der Empfindungen, vermoͤge der Gewohnheit fuͤr
uns zu einem beſondern Unterſchiede der Sinnen
werden, endlich da ſelbſt die Sinnlichkeiten nicht
uͤberall weder an ſich noch in ihren Umſtaͤnden
dieſel-
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[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/116>, abgerufen am 03.03.2025.
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