fürchte sehr, er wird künftig keine andere Ge- stalten mehr mahlen wollen, als ihren Nym- phenwuchs, und ihr liebliches griechisches Profil; auch Philippinchen sieht den muntern Jüngling gern. Es ist ein lieber Mensch, sagt sie ganz offen und ohne Erröthen, man sieht ihm durch die klaren Augen bis in die Seele hinein. Nun, wer weiß was mir auch von dieser Seite für Glück erblüht, wenn mein eigenes Schicksal nur erst entschieden seyn wird.
Ein Brief von Dir, Adele, und von Lon- don? Welche Neuigkeiten, welche unerwarteten Begebenheiten! Du Arme wieder geflüchtet, wieder heimathlos? Welch ein prophetischer Geist sprach aus mir, als ich sagte Du ständest auf einem glimmenden Vulkane!
So habe ich mich doch nicht getäuscht über die Gesinnungen meiner Landsleute; denn, was man auch sagen mag und wird, mit einigen hundert Mann erobert man kein Reich in we- nigen Tagen. Auch werden die Geschichtsfor-
fuͤrchte ſehr, er wird kuͤnftig keine andere Ge- ſtalten mehr mahlen wollen, als ihren Nym- phenwuchs, und ihr liebliches griechiſches Profil; auch Philippinchen ſieht den muntern Juͤngling gern. Es iſt ein lieber Menſch, ſagt ſie ganz offen und ohne Erroͤthen, man ſieht ihm durch die klaren Augen bis in die Seele hinein. Nun, wer weiß was mir auch von dieſer Seite fuͤr Gluͤck erbluͤht, wenn mein eigenes Schickſal nur erſt entſchieden ſeyn wird.
Ein Brief von Dir, Adele, und von Lon- don? Welche Neuigkeiten, welche unerwarteten Begebenheiten! Du Arme wieder gefluͤchtet, wieder heimathlos? Welch ein prophetiſcher Geiſt ſprach aus mir, als ich ſagte Du ſtaͤndeſt auf einem glimmenden Vulkane!
So habe ich mich doch nicht getaͤuſcht uͤber die Geſinnungen meiner Landsleute; denn, was man auch ſagen mag und wird, mit einigen hundert Mann erobert man kein Reich in we- nigen Tagen. Auch werden die Geſchichtsfor-
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fuͤrchte ſehr, er wird kuͤnftig keine andere Ge-
ſtalten mehr mahlen wollen, als ihren Nym-
phenwuchs, und ihr liebliches griechiſches Profil;
auch Philippinchen ſieht den muntern Juͤngling
gern. Es iſt ein lieber Menſch, ſagt ſie ganz
offen und ohne Erroͤthen, man ſieht ihm durch
die klaren Augen bis in die Seele hinein. Nun,
wer weiß was mir auch von dieſer Seite fuͤr
Gluͤck erbluͤht, wenn mein eigenes Schickſal nur
erſt entſchieden ſeyn wird.
Ein Brief von Dir, Adele, und von Lon-
don? Welche Neuigkeiten, welche unerwarteten
Begebenheiten! Du Arme wieder gefluͤchtet,
wieder heimathlos? Welch ein prophetiſcher Geiſt
ſprach aus mir, als ich ſagte Du ſtaͤndeſt auf
einem glimmenden Vulkane!
So habe ich mich doch nicht getaͤuſcht uͤber
die Geſinnungen meiner Landsleute; denn, was
man auch ſagen mag und wird, mit einigen
hundert Mann erobert man kein Reich in we-
nigen Tagen. Auch werden die Geſchichtsfor-
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/79>, abgerufen am 30.07.2024.
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