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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

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Wir sind hier, nach einigen Umwegen, glück-
lich angekommen. Mucius und Pinelli haben
eine Wohnung gemiethet, und ich würde gern ein
gleiches gethan haben, hätte ich nicht Ellisons
dadurch noch mehr zu kränken geglaubt. Es
gibt hier im Hause veränderte Gesichter, vor-
züglich von Seiten der Mutter, welche meine
offene Erzählung mit einem ungläubigen Kopf-
schütteln anhörte, und mit spitzen Anmerkungen
begleitete. Sie hält die Begebenheit für eine
offenbare Fabel, und Reise und Zusammentref-
fen für einen heimlich verabredeten Plan, das
schmerzt mich tief. Wäre nur erst William
hier; was wird Er dazu sagen? wird er seiner
Freundinn mehr Gerechtigkeit wiederfahren la-
ßen? Hätte ich doch erst hierüber Gewißheit!
Nur Philippine ist die alte. Sie warf sich
mir, mit einem Freudengeschrei, in die Arme; und
als ich ihr Mucius vorstellte, hüpfte sie diesem
mit kindlicher Fröhlichkeit entgegen, und schüt-
telte ihm freundlich die Hand. Dieser findet
das Mädchen so liebenswürdig, als ich, und Pi-
nelli schwört, bei allen seinen mythologischen Göt-
tern, sie sey die jüngste der Grazien. Jch

Wir ſind hier, nach einigen Umwegen, gluͤck-
lich angekommen. Mucius und Pinelli haben
eine Wohnung gemiethet, und ich wuͤrde gern ein
gleiches gethan haben, haͤtte ich nicht Elliſons
dadurch noch mehr zu kraͤnken geglaubt. Es
gibt hier im Hauſe veraͤnderte Geſichter, vor-
zuͤglich von Seiten der Mutter, welche meine
offene Erzaͤhlung mit einem unglaͤubigen Kopf-
ſchuͤtteln anhoͤrte, und mit ſpitzen Anmerkungen
begleitete. Sie haͤlt die Begebenheit fuͤr eine
offenbare Fabel, und Reiſe und Zuſammentref-
fen fuͤr einen heimlich verabredeten Plan, das
ſchmerzt mich tief. Waͤre nur erſt William
hier; was wird Er dazu ſagen? wird er ſeiner
Freundinn mehr Gerechtigkeit wiederfahren la-
ßen? Haͤtte ich doch erſt hieruͤber Gewißheit!
Nur Philippine iſt die alte. Sie warf ſich
mir, mit einem Freudengeſchrei, in die Arme; und
als ich ihr Mucius vorſtellte, huͤpfte ſie dieſem
mit kindlicher Froͤhlichkeit entgegen, und ſchuͤt-
telte ihm freundlich die Hand. Dieſer findet
das Maͤdchen ſo liebenswuͤrdig, als ich, und Pi-
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[68/0078] Wir ſind hier, nach einigen Umwegen, gluͤck- lich angekommen. Mucius und Pinelli haben eine Wohnung gemiethet, und ich wuͤrde gern ein gleiches gethan haben, haͤtte ich nicht Elliſons dadurch noch mehr zu kraͤnken geglaubt. Es gibt hier im Hauſe veraͤnderte Geſichter, vor- zuͤglich von Seiten der Mutter, welche meine offene Erzaͤhlung mit einem unglaͤubigen Kopf- ſchuͤtteln anhoͤrte, und mit ſpitzen Anmerkungen begleitete. Sie haͤlt die Begebenheit fuͤr eine offenbare Fabel, und Reiſe und Zuſammentref- fen fuͤr einen heimlich verabredeten Plan, das ſchmerzt mich tief. Waͤre nur erſt William hier; was wird Er dazu ſagen? wird er ſeiner Freundinn mehr Gerechtigkeit wiederfahren la- ßen? Haͤtte ich doch erſt hieruͤber Gewißheit! Nur Philippine iſt die alte. Sie warf ſich mir, mit einem Freudengeſchrei, in die Arme; und als ich ihr Mucius vorſtellte, huͤpfte ſie dieſem mit kindlicher Froͤhlichkeit entgegen, und ſchuͤt- telte ihm freundlich die Hand. Dieſer findet das Maͤdchen ſo liebenswuͤrdig, als ich, und Pi- nelli ſchwoͤrt, bei allen ſeinen mythologiſchen Goͤt- tern, ſie ſey die juͤngſte der Grazien. Jch

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Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/78>, abgerufen am 25.11.2024.