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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

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kleinste freundschaftliche Aeußerung vor, welche
mein dankbares Herz für ihn gezeigt hat; auch
fürchte ich die unangenehmen Empfindungen sei-
ner Familie, deren Güte ich mit getäuschter Hoff-
nung lohnen muß. Mein Glück wird nicht eher
ganz rein seyn, als bis bei diesen guten Men-
schen wieder Zufriedenheit herrscht. Mucius
nimmt die Sache leichter, wie wohl meistens
die Männer. Konnte William die Vergäng-
lichkeit der Liebe hoffen? spricht er, begriff er
das Herz meiner Virginia so wenig? kennt er
überhaupt wohl die wahre Liebe? Wer die frü-
here Neigung eines anderen zu überwinden
hofft, muß auch auf die Ueberwindlichkeit der
seinigen schließen. Und seine Aeltern? Du lohnst
ihnen Gastfreundschaft mit Dankbarkeit, und
kannst jeden Aufwand vergüten, welch ein Recht
haben sie zu höheren Forderungen? Wenn der
Geliebte so tröstend spricht, kann meine Vernunft
nichts dagegen einwenden, aber mein Herz
hört doch nicht auf, etwas ängstlich zu schlagen
und ich sehe es recht gern, daß unsere Reise
sich noch länger verzögert.



Zweiter Theil. [5]

kleinſte freundſchaftliche Aeußerung vor, welche
mein dankbares Herz fuͤr ihn gezeigt hat; auch
fuͤrchte ich die unangenehmen Empfindungen ſei-
ner Familie, deren Guͤte ich mit getaͤuſchter Hoff-
nung lohnen muß. Mein Gluͤck wird nicht eher
ganz rein ſeyn, als bis bei dieſen guten Men-
ſchen wieder Zufriedenheit herrſcht. Mucius
nimmt die Sache leichter, wie wohl meiſtens
die Maͤnner. Konnte William die Vergaͤng-
lichkeit der Liebe hoffen? ſpricht er, begriff er
das Herz meiner Virginia ſo wenig? kennt er
uͤberhaupt wohl die wahre Liebe? Wer die fruͤ-
here Neigung eines anderen zu uͤberwinden
hofft, muß auch auf die Ueberwindlichkeit der
ſeinigen ſchließen. Und ſeine Aeltern? Du lohnſt
ihnen Gaſtfreundſchaft mit Dankbarkeit, und
kannſt jeden Aufwand verguͤten, welch ein Recht
haben ſie zu hoͤheren Forderungen? Wenn der
Geliebte ſo troͤſtend ſpricht, kann meine Vernunft
nichts dagegen einwenden, aber mein Herz
hoͤrt doch nicht auf, etwas aͤngſtlich zu ſchlagen
und ich ſehe es recht gern, daß unſere Reiſe
ſich noch laͤnger verzoͤgert.



Zweiter Theil. [5]
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[65/0075] kleinſte freundſchaftliche Aeußerung vor, welche mein dankbares Herz fuͤr ihn gezeigt hat; auch fuͤrchte ich die unangenehmen Empfindungen ſei- ner Familie, deren Guͤte ich mit getaͤuſchter Hoff- nung lohnen muß. Mein Gluͤck wird nicht eher ganz rein ſeyn, als bis bei dieſen guten Men- ſchen wieder Zufriedenheit herrſcht. Mucius nimmt die Sache leichter, wie wohl meiſtens die Maͤnner. Konnte William die Vergaͤng- lichkeit der Liebe hoffen? ſpricht er, begriff er das Herz meiner Virginia ſo wenig? kennt er uͤberhaupt wohl die wahre Liebe? Wer die fruͤ- here Neigung eines anderen zu uͤberwinden hofft, muß auch auf die Ueberwindlichkeit der ſeinigen ſchließen. Und ſeine Aeltern? Du lohnſt ihnen Gaſtfreundſchaft mit Dankbarkeit, und kannſt jeden Aufwand verguͤten, welch ein Recht haben ſie zu hoͤheren Forderungen? Wenn der Geliebte ſo troͤſtend ſpricht, kann meine Vernunft nichts dagegen einwenden, aber mein Herz hoͤrt doch nicht auf, etwas aͤngſtlich zu ſchlagen und ich ſehe es recht gern, daß unſere Reiſe ſich noch laͤnger verzoͤgert. Zweiter Theil. [5]

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Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/75>, abgerufen am 25.11.2024.