fen. Das Geräusch des Falls fiel seiner Rede- lust beschwerlich, und wir kehrten, auf seinen Wunsch, zu meinen Fuhrwerk zürück. Hier um ein gutes Mahl gelagert, welches Jsmael bereit gehalten, erzählten die beiden Freunde sich abwech- selnd ihre Schicksale, in französischer Sprache, welche ihnen die geläufigste, unseren Leuten aber wenig verständlich war.
Pinelli lernte Mucius in den Tagen der Hoff- nung kennen, wo dieser sich schon wieder die rosen- farbigsten Bilder der heimathlichen Zukunft schuf. Des Freundes heitere Laune erhöhete die hellen Farben des schönen Gemäldes, und beide fingen an, einander unentbehrlich zu werden. Nach einiger Zeit setzte das gänzliche Ausbleiben meiner Briefe Mucius in große Unruhe; Pi- nelli tröstete nach Möglichkeit. Die Kriegsvor- fälle konnten leicht die Ursache seyn, wie sie es denn auch wirklich waren; aber das leidenschaft- liche Gemüth eines Liebenden, welcher schon so viel trübes erfahren, fürchtet leicht das ärgste. Am Morgen jenes Tages als man sich zum Sturm auf eine spanische Festung anschickte, ward Mu- cius eines Soldaten gewahr, welchen er als
fen. Das Geraͤuſch des Falls fiel ſeiner Rede- luſt beſchwerlich, und wir kehrten, auf ſeinen Wunſch, zu meinen Fuhrwerk zuͤruͤck. Hier um ein gutes Mahl gelagert, welches Jsmael bereit gehalten, erzaͤhlten die beiden Freunde ſich abwech- ſelnd ihre Schickſale, in franzoͤſiſcher Sprache, welche ihnen die gelaͤufigſte, unſeren Leuten aber wenig verſtaͤndlich war.
Pinelli lernte Mucius in den Tagen der Hoff- nung kennen, wo dieſer ſich ſchon wieder die roſen- farbigſten Bilder der heimathlichen Zukunft ſchuf. Des Freundes heitere Laune erhoͤhete die hellen Farben des ſchoͤnen Gemaͤldes, und beide fingen an, einander unentbehrlich zu werden. Nach einiger Zeit ſetzte das gaͤnzliche Ausbleiben meiner Briefe Mucius in große Unruhe; Pi- nelli troͤſtete nach Moͤglichkeit. Die Kriegsvor- faͤlle konnten leicht die Urſache ſeyn, wie ſie es denn auch wirklich waren; aber das leidenſchaft- liche Gemuͤth eines Liebenden, welcher ſchon ſo viel truͤbes erfahren, fuͤrchtet leicht das aͤrgſte. Am Morgen jenes Tages als man ſich zum Sturm auf eine ſpaniſche Feſtung anſchickte, ward Mu- cius eines Soldaten gewahr, welchen er als
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fen. Das Geraͤuſch des Falls fiel ſeiner Rede-
luſt beſchwerlich, und wir kehrten, auf ſeinen
Wunſch, zu meinen Fuhrwerk zuͤruͤck. Hier um
ein gutes Mahl gelagert, welches Jsmael bereit
gehalten, erzaͤhlten die beiden Freunde ſich abwech-
ſelnd ihre Schickſale, in franzoͤſiſcher Sprache,
welche ihnen die gelaͤufigſte, unſeren Leuten aber
wenig verſtaͤndlich war.
Pinelli lernte Mucius in den Tagen der Hoff-
nung kennen, wo dieſer ſich ſchon wieder die roſen-
farbigſten Bilder der heimathlichen Zukunft ſchuf.
Des Freundes heitere Laune erhoͤhete die hellen
Farben des ſchoͤnen Gemaͤldes, und beide fingen
an, einander unentbehrlich zu werden. Nach
einiger Zeit ſetzte das gaͤnzliche Ausbleiben
meiner Briefe Mucius in große Unruhe; Pi-
nelli troͤſtete nach Moͤglichkeit. Die Kriegsvor-
faͤlle konnten leicht die Urſache ſeyn, wie ſie es
denn auch wirklich waren; aber das leidenſchaft-
liche Gemuͤth eines Liebenden, welcher ſchon ſo viel
truͤbes erfahren, fuͤrchtet leicht das aͤrgſte. Am
Morgen jenes Tages als man ſich zum Sturm
auf eine ſpaniſche Feſtung anſchickte, ward Mu-
cius eines Soldaten gewahr, welchen er als
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/66>, abgerufen am 16.02.2025.
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